Neuer Vorstandssprecher beim Medikamentenhilfswerk Action Medeor „Das Helfen ist einfach in mir drin“

Vorst · Sid Johann Peruvemba ist der neue Vorstandssprecher bei action medeor.

Sid Johann Peruvemba (53) löst Bernd Pastors an der Spitze des Medikamenten-Hilfswerks ab.

Foto: Emily Senf

Der Niederrheiner ist dem Kölner vom Wesen sehr nah, findet Sid Johann Peruvemba, und schreibt Ersterem vor allem drei Attribute zu: herzlich, erdverbunden und praktisch. Kurzum: Der 53-Jährige fühlt sich in seiner neuen Umgebung bereits richtig wohl. Seit Januar ist der gebürtige Kölner Vorstandssprecher von action medeor in Vorst. Bis Ende März teilt er sich noch das geräumige Büro mit Vorstandssprecher Bernd Pastors, dann verlässt sein Vorgänger das Medikamentenhilfswerk nach gut 35 Jahren in den Ruhestand. Peruvemba hat mit dem beruflichen Wechsel bewusst seine Komfortzone verlassen. „Ich möchte etwas außerhalb des Gewohnten schaffen“, sagt er.

Peruvemba stammt aus Köln. Dort ist er zur Schule gegangen und studierte er Volkswirtschaftslehre. Sein Vater kommt aus Indien, drei Brüder leben in den USA – die Familie ist weit verstreut. Die Heimat seines Vaters hat er häufig besucht: „Ich habe eine Kölner Sozialisation, aber die indische Kultur – ich fühle mich als Teil davon.“

Über den Zivildienst kam er 1990 zum Malteser Hilfsdienst in Köln – und blieb. Unter anderem war er dort als Referent für Mittel- und Osteuropa zuständig; in einer Zeit, als Hilfswerke dort erst ausgebaut wurden. Er kam viel herum, hat fast jedes osteuropäische Land bereist und arbeitete beispielsweise im Verbindungsbüro in Zagreb. Als die Mauer fiel, war er in Vietnam. In der humanitären Hilfe zu arbeiten, stand für ihn damals gar nicht im Vordergrund. Über die internationale Zusammenarbeit ist er ins Thema gekommen. „Die Hilfe war eher ein Kuppelprodukt davon“, erläutert er, ohne das abwertend zu meinen. Denn die humanitäre Hilfe will Peruvemba gar nicht erst als besonderes Element abgrenzen. Helfen, „das ist einfach in mir drin“, sagt der 53-Jährige.

Peruvemba spendet auch
privat an Bedürftige in den USA

Bis Ende 2019 war er in unterschiedlichen Funktionen beim Malteser Hilfsdienst und bei Malteser International tätig, unter anderem als Koordinator, Referatsleiter, Teamleiter und zuletzt stellvertretender Generalsekretär. Dann war er Anfang 50 und dachte sich: Wenn du jetzt bleibst, dann bleibst du. Also entschloss er sich, Gewohntes aufzugeben, Routinen neu zu entdecken – ein Wagnis, wie er sagt. Trotzdem: Als Pastors auf ihn zukam, ergriff Peruvemba die Gelegenheit beim Schopf. Bei der Mitgliederversammlung von action medeor 2019 wurde er als Pastors’ Nachfolger präsentiert.

Nach einer langen Zeit des Abschiednehmens in Köln hat er nun mit dem fließenden Übergang ebenfalls eine lange Zeit des Ankommens. Das klappt, wie er sagt: „Man muss auch nach 35 Jahren loslassen können, und Bernd Pastors macht das sehr gut.“ Er selbst hat die Familie in Köln gelassen und lebt unter der Woche in einer Wohnung in Krefeld.

Bei action medeor ist Peruvemba zuständig für Marketing und Kommunikation, betreibt Netzwerkpflege über den Niederrhein hinaus, versucht, Spenden aufrechtzuerhalten und arbeitet an einem tragfähigen Strategieentwurf für die nächsten zehn Jahre. In der Vorster Zentrale und draußen vor Ort arbeiten 79 Mitarbeiter, das Hilfswerk hat einen Jahresumsatz von etwa 15 Millionen Euro.

Peruvemba glaubt, dass der Spendenmarkt in Deutschland groß ist, aber Veränderungen bedarf. „Die Menschen spenden spontaner als früher, und nicht mehr nur für eine Sache“, sagt er. Er hat gerade in den USA gespendet und Menschen bei einem Kleinkredit unterstützt: „Vielleicht sind uns einige da voraus.“ Peruvemba wird getrieben von einer Vision: Niemand soll an Krankheiten sterben, die behandelbar sind. emy