Mietvertrag in Anrath nicht verlängert Snooker-Freunde suchen neues Zuhause
Anrath · Snooker ist als Billard-Verwandter in Deutschland eine Randsportart und wird in Willich dennoch auf hohem Niveau betrieben. Die Snooker-Freunde spielen zweite Bundesliga. Doch nun werden sie aus ihrem Vereinsheim in Anrath vertrieben.
In dem abgedunkelten Raum ist nur ein leises Klacken zu hören. Das Geräusch stammt von den Snooker-Kugeln, wenn sie aneinanderstoßen. Die Männer an den Snooker-Tischen legen mit höchster Konzentration die Queues an, um die weiße Spielkugel in Bewegung zu setzen und die anderen Kugeln in den Taschen verschwinden zu lassen. Ein bisschen wehmütig blickt Thomas Beil von der Theke über die Szenerie an den fünf Tischen. „Wir fühlen uns hier sehr wohl und die Räume sind wirklich gut. Schade, dass wir sie nicht weiter anmieten können“, sagt der Vorsitzende der Snooker-Freunde Willich.
Der seit 2017 bestehende Verein hat seinerzeit sein Zuhause an der Gietherstraße in Anrath gefunden. Wo früher das Textilunternehmen Jammers & Leufgen ansässig war, zogen nach dessen Weggang mehrere Unternehmen und die Snooker-Freunde Willich in die verschiedenen Etagen ein. Der Verein nutzt so die 275 Quadratmeter große Fläche in der dritten Etage, wobei es auch einen Aufzug gibt. In dem großen Raum stehen die fünf Snooker-Tische sowie ein Poolbillard-Tisch. Dazu sind ein separater Aufenthaltsraum und eine Theke entstanden. Doch am 31. Dezember diesen Jahres endet das Mietverhältnis. Der Gebäudekomplex hat den Besitzer gewechselt und soll vollständig entkernt werden. Es entstehen mehrere Eigentumswohnungen.
„Wir wissen seit Anfang des Jahres davon. Die offizielle Kündigung gab es am 1. Juni. Neue Räume zu finden, gestaltet sich als nicht so einfach“, sagt Beil. Aktuell steht der Verein in Verhandlungen für eine 400 Quadratmeter große Fläche im Schiefbahner Gewerbegebiet. Mehr Platz bedeutet, es könnten mehr Spieltische aufgestellt werden, aber es zieht auch eine höhere Miete mit sich. „Aktuell zahlen wir monatlich 1600 Euro. Wir finanzieren alles rein über die Mitgliedsbeiträge. Wir haben schon mit unseren Mitgliedern gesprochen, ob sie mit einer monatlichen Beitragserhöhung von 15 Euro einverstanden wären“, berichtet Beil. Alle 32 Mitglieder haben dem zugestimmt. Damit würde der monatliche Beitrag von 65 auf 80 Euro klettern. Höher soll der Mitgliedsbeitrag aber nicht geschraubt werden, denn das will man niemanden zumuten. Hinzu kommen Gespräche über ein weiteres Objekt in Neuwerk, ebenfalls größer und teurer.
Aber auch wenn der Verein in ersten Verhandlungen steckt, wird fleißig weiter gesucht. „Wir würden uns sehr freuen, wenn uns etwas ab der Größenordnung von 270 Quadratmetern angeboten würde. Wir wollen einen Mietvertrag über mindestens fünf Jahre abschließen. Mit unseren Snooker-Tischen, die aus fünf Schieferplatten von je 200 Kilogramm bestehen, umzuziehen, ist nicht so toll. Der Ab- und Aufbau ist sehr aufwendig und erfolgt durch eine Spezialfirma“, sagt Beil. Wichtig ist den Snooker-Freunden Willich, dass sie in der Umgebung bleiben. Denn der neue Treffpunkt soll für alle gut zu erreichen sein. Wobei die Mitglieder aus dem gesamten Kreis Viersen sowie Mönchengladbach, Korschenbroich, Meerbusch und Kamp-Lintfort kommen.
Der jüngste Spieler ist derzeit 17 Jahre, der älteste 65. „Aktuell sind wir nur Männer, aber natürlich können Frauen ebenso mitspielen“, sagt Beil. Sportlich sind die Snooker-Freunde Willich gut aufgestellt. Die erste Mannschaft spielt in der zweiten Bundesliga und die zweite Mannschaft in der Oberliga. Beil selbst spielt nicht nur seit über 30 Jahren, er besitzt auch die Trainerlizenz. Doch egal, ob jemand nur hobbymäßig spielen möchte oder doch gerne in den sportlichen Bereich mit seinen Turnieren einsteigen will, bei den Snooker-Freunden Willich ist beides möglich. An den Spieltischen ist derweil das spezielle Tischbügeleisen im Einsatz: Vor dem Spiel müssen die Tische gebürstet werden – nach dem Spiel ist Bügeln angesagt. Das englische Kammgarntuch, mit dem die Tische bespannt sind, verlangt höchste Pflege.