Software vom Rittergut
Die XCom AG ist 20 Jahre alt geworden. Spezialisiert auf Banken-Software, macht die Firma Millionenumsätze.
Willich. Die beiden Herren tragen Krawatte. Anzug sogar. Doch so ganz will das steife Banker-Outfit nicht zu ihnen passen. Der Umgangston von Matthias Albrecht und Stefan Tarach ist ausgesprochen locker, das Du gehört in ihrem Unternehmen ganz selbstverständlich dazu.
Als Studenten in Frankfurt hatten sie sich kennengelernt, am Küchentisch wurde vor 20 Jahren die Gründung eines PC-Technik-Unternehmens verabredet. Heute hat die XCom AG mit Sitz in Willich 200 Mitarbeiter.
Zum Firmenjubiläum hatten Albrecht und Tarach gestern ins Haus Broich eingeladen. Das ehemalige Rittergut war im Vorjahr gekauft worden, um einen repräsentativen Geschäftssitz zu haben.
"Wenn Banker im S-Klasse-Mercedes aus Frankfurt kommen, ist unser Standort hinter der ehemaligen Willicher Post nicht so geeignet", spöttelte Albrecht.
Besucher aus Frankfurt finden häufig den Weg zur XCom: Das Unternehmen hat sich auf die IT-Betreuung von Geldinstituten spezialisiert.
"Unser erster Auftrag kam von der WestLB, wo wir den Großrechner durch vernetzte PC ersetzten. Das System hat 15Jahre gehalten", erinnert sich Tarach.
Mittlerweile zählen Deutsche Bank, Commerzbank, Dresdner Bank, Postbank und rund 100 Regional- und Spezialbanken zu den Kunden.
Auch schwierige Jahre, als immer mehr Banken dazu übergingen, Software im Ausland produzieren zu lassen, hat XCom überstanden. "Sie können einem indischen Programmierer nicht erklären, wie ein deutscher Überweisungsträger funktioniert", erläutert Albrecht. Folge: Die Software "Made in Germany" hat sich durchgesetzt.
Schwerpunkt bei XCom ist die Software-Entwicklung in den Bereichen Börsenhandel, Electronic Banking, Datenlogistik- und -kommunikation.
XCom hat ein vollständiges Bankensystem geschrieben, das bei der eigenen "Bank für Investments und Wertpapiere" (biw) im Einsatz ist. Und die AG ist das einzige IT-Unternehmen in Deutschland, das gleichzeitig Teilhaber einer Bank ist.
Klar, dass die eigenen Produkte dort gleich den Praxistest bestehen müssen. Die biw hat ihren Sitz im Haus Broich.
Über ihren Partner bei der biw sind Albrecht, Tarach und Vorstandskollege Rainer Fuchs - er kam vor dreieinhalb Jahren von der Deutschen Bank zur XCom - 2007 in Kontakt zur politischen Führung von Ruanda gekommen.
Folge: Mit der deutschen Software soll in Kürze das erste bargeldlose Zahlungssystem in dem afrikanischen Staat ans Laufen gebracht werden. "Technisch wird das funktionieren", ist Albrecht überzeugt. Offen sei nur, ob ein solches System von der Bevölkerung angenommen werde.
Das Engagement im Ausland wird auch künftig den Wachstumskurs von XCom bestimmen. Globale Partnerschaften gibt es mit IT-Giganten wie HP und SAP.
So sollen weltweit die eBanking-Systeme von XCom mit Hilfe der "Vertriebslokomotive" SAP verkauft werden. Für Rainer Fuchs ist "die Kooperation mit SAP ein Meilenstein für die schrittweise Internationalisierung".