SPD lüftet Kandidaten-Geheimnis
Die Tönisvorster Sozialdemokraten läuten mit ihrer Hauptversammlungden Wahlkampf ein.
Tönisvorst. Lange hatte sich der Vorstand der SPD zu möglichen Kandidaten für die Kommunalwahl im Mai in Schweigen gehüllt. Am Samstagmorgen wurde das Geheimnis im Tönisvorster Rathaus gelüftet. Der Vorstand konfrontierte die Mitglieder des Ortsvereins mit Vorschlägen zur Verteilung der Wahlbezirke und zur Aufteilung der Listenplätze.
Wie erwartet wurde Uwe Leuchtenberg vom Vorstand als Bürgermeisterkandidat vorgeschlagen (WZ berichtete). In einer kämpferischen Rede stellte er fest: „Die Zeit ist reif. Wir brauchen in Tönisvorst einen Wechsel, wir brauchen einen echten Bürgermeister.“
Nach einer möglichen Wahl werde er sich unter anderem für mehr Bürgerbeteiligung und den Ausbau schneller Internetverbindungen einsetzen. Außerdem versprach der 58-Jährige, gegen eine Verödung der Ortskerne von St.Tönis und Vorst vorzugehen.
Attacken gegen Bürgermeister Thomas Goßen (CDU) wurden von den Genossen mit Applaus honoriert. „Es reicht nicht, wenn der Bürgermeister vor der Wahl Aktionismus zeigt und zum Arbeitgeberfrühstück lädt.“, sagte Leuchtenberg. Eine breite Mehrheit der Mitglieder unterstützte die Nominierung Leuchtenbergs. Von 64 Stimmberechtigten sprachen sich 58 für und vier gegen seine Kandidatur aus.
Anschließend stellte der Vorstand seine Vorschläge zur Verteilung der Wahlbezirke und der Listenplätze zur Debatte. Bisher hat die SPD zwölf Sitze im Rat. Engelbert Steeg und Johannes Funck, die bei der Wahl 2009 zwei der drei SPD-Direktmandate gewonnen hatten (das dritte holte Uwe Leuchtenberg), treten nicht mehr an. Ihre Wahlbezirke werden mit Alina Leuchtenberg und Tim Wiedenberg zwei Jusos übernehmen.
Ein anderer Juso musste hingegen eine überraschende Niederlage verkraften. Der ambitionierte Vorsitzende der Jungsozialisten im Kreis Viersen, Dominic Michels, wird weder in einem Wahlbezirk antreten noch einen Platz auf der Liste haben. Entgegen dem Vorschlag des Vorstands lehnten die Genossen seine Kandidatur jeweils denkbar knapp ab. So sprachen sich bei 30 Ja-Stimmen 31 SPDler gegen seine Kandidatur im Wahlkreis 7150 aus. Seinen Platz auf der Liste verlor er mit 31 Nein- zu 29 Ja-Stimmen. Die knappe Entscheidung veranlasste Wahlleiter Hans Smolenaers die Stimmen mehrfach auszählen zu lassen.
Während der langen Wartezeit stieg die Nervosität in der Basis und beim Vorstand sichtlich. Michels Platz auf der Liste wurde nicht neu besetzt. Im Wahlkreis 7150 tritt Monika Dekker an. Sie wurde kurzfristig vom Vorstand nominiert und freute sich über die Unterstützung. Allerdings waren bei ihrer Wahl nur noch 39 der 64 Stimmberechtigten anwesend.
Dominic Michels kommentierte die Entscheidung sichlich berührt: „Ich bin geschockt. Aber ich akzeptiere das Ergebnis und stehe hinter der Partei. Ich engagiere mich weiter, da die Arbeit in der Partei meine Lebensaufgabe ist.“
Zu möglichen Ursachen der Ablehnung wollte er sich nicht äußern. Er erklärte lediglich, dass Gerüchte um eigene Ambitionen auf das Bürgermeisteramt falsch seien. Auch der Vorstand zeigte sich schockiert und überrascht von der Entscheidung der Mitglieder. Die Ablehnung eines vorgeschlagenen Kandidaten sei unüblich.
Uwe Leuchtenberg äußerte sein Mitleid aus und auch der Parteivorsitzende Helge Schwarz betonte: „Ich bin ein bisschen ratlos. Das Ergebnis muss ich in Ruhe analysieren.“ Hans Smolenaers, Geschäftsführer der SPD im Kreis Viersen, stellte fest: „Politisch hat der Ortsvereinsvorstand jetzt etwas zu beraten.“