St. Martin: Komitee rügt Schüler des Gymnasiums
Die Organisatoren des Zugs sehen ihre ehrenamtliche Arbeit durch „eigenmächtige Vorgehensweise“ unnötig erschwert.
St. Tönis. Geteilte Freude ist nicht immer doppelte Freude — so kann man wohl jüngste atmosphärische Störungen zwischen dem St. Martins-Komitee St. Tönis und dem Michael-Ende-Gymnasium auf einen Nenner bringen.
Das Komitee ist verstimmt über einen, wie Vorsitzender Jürgen Kuhlenschmidt formuliert, „Alleingang“ der Schüler der fünften und sechsten Klasse des MEG, die auf die Süßigkeiten in ihren Martinstüten verzichtet und diese stattdessen direkt an die Tönisvorster Hilfe weitergeleitet hatten.
Kuhlenschmidt beklagt „einen eklatanten Verfahrensfehler“. Die Martinstüten seien vom Martinskomitee ausschließlich für die dafür vorgesehenen Kinder und Schüler bestimmt. Für sie seien die Haussammlungen durchgeführt worden. „Wenn die Schüler der fünften und sechsten Klassen des Michael-Ende-Gymnasiums Tönisvorst auf die Süßigkeiten in ihren Martinstüten (223 Stück mal sieben Euro = 1561 Euro) verzichten, gehören diese Süßigkeiten wieder dem St. Martinskomitee und müssen zurückgegeben werden“, betont Kuhlenschmidt in einem Schreiben in die Schulleitung des Gymnasiums.
Kuhlenschmidt macht darauf aufmerksam, dass die überzähligen Süßigkeiten sowieso an die Tönisvorster Hilfe gestiftet würden.
Trotz seiner augenscheinlichen Verstimmung verzichtet das Martinskomitee „in der aktuellen Sache“ auf Regressansprüche von den Süßigkeiten aus den besagten 223 Martinstüten. Auf der nächsten Komiteesitzung werde entschieden, wie man in dieser Sache künftig verfahren werde.
Kuhlenschmidt befürchtet, dass die ehrenamtliche Arbeit des Martinskomitees St. Tönis durch „solch eigenmächtige Vorgehensweise unnötig erschwert“ wird. Die Durchführung des Martinsbrauchtums erfordere sehr viel Arbeit von freiwilligen Helfern. „Jede eigenmächtige Veränderung und Einmischung erzeugt Ärger und Frust“, schreibt Kuhlenschmidt. Er bittet die Schulleitung des Michael-Ende, bei ihren Lehrern und in den Klassen darauf einzuwirken, dass keine Alleingänge mehr stattfinden und „eventuelle Abschweifungen vom praktizierten St.-Martin-Brauchtum in St. Tönis vorher mit dem St. Martinskomitee abzustimmen sind“.
Die Schule hat auf das Schreiben mit einem Brief an den „lieben Sankt Martin“ reagiert. Thomas Kroschwald, Lehrer am MEG, wirft darin dem Heiligen Martin, der einem frierenden Mann die Hälfte seines Mantels geschenkt hatte, ebenfalls Verfahrensfehler vor: „Die Mäntel der römischen Armee sind vom römischen Senat und Volk ausschließlich für die Offiziere und Soldaten der römischen Armee bestimmt, denn nur dafür sind Steuermittel ausgegeben worden.“ Wenn Martin auf die Hälfte seines Mantels verzichte, gehöre diese Hälfte zurück in die Kleiderkammer der römischen Armee. . .
Die Schüler des Michael-Ende-Gymnasiums, die, so Kroschwald, „die Mildtätigkeit des St. Martins-Handelns seit Jahren konsequent umsetzen und in diesem Jahr auf die Süßigkeiten zugunsten der Tönisvorster Tafel verzichten haben“, fühlen sich vom St. Martins-Komitees St. Tönis zu Unrecht „abgemahnt“.
Die Schule will sich aber weiter ein Beispiel am Heiligen nehmen. Kroschwald reimt am Ende seines Briefes: „Drum lasst uns helfen wo es geht, wann immer ihr die Not mal seht. Ihr wisst, dass Teilen Freude macht in jeder dunklen kalten Nacht.“