St. Martin in Vorst und St. Tönis Die klassischen Martinszüge fallen aus

Tönisvorst. · In St. Tönis und Vorst laufen Überlegungen, wie St. Martin trotz der Corona-Pandemie gefeiert werden kann.

Einen klassischen Martinszug mit singenden Kindern und Laternen wie hier 2018 in St. Tönis wird es in diesem Jahr wohl nicht geben.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Wenn es ein normales Jahr wäre, würden die Planungen für die Tönisvorster Martinszüge nach den Sommerferien Fahrt aufnehmen. Aber vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie sieht alles ganz anders aus, auch wenn es bis Anfang November noch ein bisschen hin ist. Sowohl die Verantwortlichen des St.-Martinskomitees St. Tönis als auch die in Vorst überlegen derzeit, wie eine mögliche Martinszug-Variante aussehen könnte.

Klar ist wohl: Es wird keinen klassischen Zug mit Laternen und singenden Kindern geben, die hinter St. Martin und seinen Herolden durch die Straße ziehen, inklusive Musikgruppen und Zuschauern am Straßenrand. „Es würde uns allerdings sehr schwerfallen, den Umzug in St. Tönis komplett abzusagen. Seit dem Zweiten Weltkrieg zog der St. Martin durchgängig durch St. Tönis“, sagt Lars Kuhlenschmidt, Vorsitzender des St.-Martinskomitees St. Tönis.

Lars Kuhlenschmidt, Vorsitzender des St.-Martinskomitees St. Tönis, will die Tradition auch in diesem Jahr aufrecht erhalten – so weit es geht.

Foto: Wolfgang Kaiser (woka)

Bernd Mertens sieht dies ebenso. Es müsse eine andere Lösung geben, fügt der Vorsitzende des St.-Martinskomitees Vorst an. „Es ist, als würde man ein weiteres Stück Normalität kippen, wenn St. Martin komplett ins Wasser fällt“, sagt der Vorster. Daher macht man sich in beiden Ortsteilen von Tönisvorst Gedanken darüber, wie der traditionsreiche Martinstag stattdessen begangen werden kann.

Es liegen reichlich Ideen vor. Das Komitee in St. Tönis überlegt, ob die Martinszene mit der Videokamera aufgenommen und als Livestream im Internet verbreitet werden könnte. Mertens aus Vorst nahm an einer Telefonkonferenz teil, an der verschiedene Martinskomitees und -vereine sich austauschten. „Wir stellen uns die Frage, ob wir mit jeder Kita und der Grundschule je einen eigenen kleinen Martinszug machen“, sagt er.

Ob Musikkapellen überhaupt ziehen dürfen, ob kleine Züge erlaubt sind, Kinder singen dürfen – alles hängt derzeit in der Schwebe, denn die weitere Entwicklung der Pandemie spielt eine große Rolle. Auch die Haussammlung, die im Oktober anlaufen würde, ist ein Thema. Kann sie durchgeführt werden, oder muss auch darauf verzichtet werden? Schließlich finanzieren die Komitees darüber die Kosten für Martinstüten, Weckmänner, Musikkapellen und Weiteres. „Wenn es keine Haussammlung geben wird, würden wir gerne Sammeldosen in den Geschäften aufstellen, um zumindest genügend Geld einzunehmen, damit wir einen Weckmann an die Kinder verteilen können“, sagt Kuhlenschmidt.

Tüten ausgeben möchten die Vorster auf jeden Fall, nur dann eben anders als sonst. Die Viertklässler, die sonst immer beim Packen helfen, sind diesmal raus. „Wenn wir packen, dann nur die Erwachsenen, ausgerüstet mit Maske und Handschuhen“, sagt Mertens. Die Senioren bekommen ihre Tüte üblicherweise nach Hause gebracht, was auch für St. Tönis gilt. Hier überbringen sie die Gymnasiasten. Etwas, das in Zeiten von Corona wahrscheinlich ebenfalls nicht klappen wird.

Beim Bestellen von Süßigkeiten halten sich die beiden Komitees noch zurück. „Normalerweise bestelle ich um diese Zeit bei unserem Hersteller, da es oft Sommerangebote gibt“, sagt Mertens. Die Musikkapellen sind indes gebucht, da dies in der Regel immer nach dem Martinszug für das Folgejahr geschieht.

Ein weiterer Punkt, der geklärt werden muss, ist das Basteln der Fackeln. Auch hier geht es in der Regel nach den Sommerferien in den Schulen los. Sowohl Kuhlenschmidt als auch Mertens plädieren fürs Basteln. „Wir könnten uns vorstellen, die selbstgebastelten Fackeln in den St. Töniser Einzelhandelsgeschäften auszustellen“, sagt Kuhlenschmidt. In Vorst spielt man zudem mit der Idee, den St. Martin zu den drei Kitas und der Grundschule reiten zu lassen, wenn kein Zug möglich ist. „Wir müssen natürlich mit den Kitas und Schulen reden, ob so etwas überhaupt gewünscht ist. Schließlich tragen sie die Verantwortung mit“, sagt Mertens.

Ein erstes Gespräch mit Bürgermeister Thomas Goßen (CDU) ist für Donnerstag, 13. August, geplant. Gemeinsam soll überlegt werden, was machbar ist. Eins steht für beiden St.-Martinkomitees fest: Sie wollen die Tradition auf jeden Fall hochhalten und sind offen für jeden guten Vorschlag.