Serie: Warum heißt meine Schule so? Rupert-Neudeck-Schule sieht Nächstenliebe als Auftrag
Serie | St. Tönis · Rupert Neudeck rettete mit der Kap Anamur tausende Flüchtlinge aus Vietnam. Die nach ihm benannte Schule sieht das als Auftrag: Nächstenliebe und Menschlichkeit zu vermitteln ist ebenso wichtig wie Mathematik und Deutsch.
(svs) Wer war Rupert Neudeck? Für viele Menschen ist das eine schwierige Frage. Der Name ist bekannt, kann aber von Vielen nicht zugeordnet werden. Mit der Ergänzung „Cap Anamur“ fällt vor allem bei vielen Älteren der Groschen oft. Der 1939 in Danzig geborene Journalist, der nach dem Krieg in Troisdorf lebte, ist Gründer der Hilfsorganisation Cap Anamur und kreuzte in den späten 70er Jahren mit dem gleichnamigen Schiff im Südchinesischen Meer. Tausende „Boat People“, Vietnamesen die vor Krieg und Vietkong in oft kleinen Booten auf das Meer flüchteten, nahm er auf, versorgte sie medizinisch und brachte sie dann nach Europa oder in die USA. „Ursprünglich hießen wir einfach Sekundarschule Tönisvorst. In der Umwandlung in eine Gesamtschule 2017 wurde dann aber ein neuer Name gesucht. Es gab mehrere Vorschläge von Namen, die irgendeine lokale Verbindung aufweisen. Am Ende fiel die Entscheidung auf Rupert Neudeck“, erzählt Schulleiter Andreas Kaiser, der bereits in der Phase der Umwandlung, seit 2016, in dieser Funktion tätig ist.
Für ihn ist es der perfekte Name für seine Schule. „Unser Schulmotto ist ‚M hoch drei’: menschlich, mutig, miteinander. Viel besser als bei Rupert Neudeck lässt sich das nicht umsetzen. Wir haben also über einen befreundeten Journalist Kontakt zu Christel Neudeck, der Witwe unseres 2016 verstorbenen Namensgebers, Kontakt aufgenommen. Sie war sofort glücklich darüber und hat uns unterstützt. Es gibt drei oder vier Schulen dieses Namens“, erzählt er weiter.
Gesamtschule nahm Kontakt
zur Witwe des Namensgebers auf
Für die RNG, wie sie geläufig abgekürzt wird, ist der Name auch Verpflichtung. „Die Werte Neudecks decken sich mit dem Verständnis von Gesamtschule. Uns ist es wichtig, demokratische Grundgedanken zu vermitteln: Mitwirkung, Menschenrechte und so weiter. Das steht im Wertekanon sogar ein Stück über Mathematik, Deutsch oder Naturwissenschaften“, betont Kaiser.
Das Schaffen Neudecks sei auch regelmäßiger Unterrichtsstoff. „Unser Ziel ist, dass Schülerinnen und Schüler in verschiedenen Fächern mit ihm in Kontakt kommen, sei das in Erdkunde – wo hat sich das alles abgespielt? – in Religion – Stichwort Nächstenliebe – und so weiter. Auch wurde das neue Buch über Herrn Neudeck, ‚Ein Schiff für den Frieden‘ bei uns vorgestellt. Dafür war Christel Neudeck auch bei uns in der Schule“, erzählt der Schulleiter.
In der Oberstufe gebe es außerdem Projektkurse, in denen die Schüler lernen, sich auch ehrenamtlich zu engagieren. „Den Unterrichtsstoff können wir nicht frei bestimmen, das verhindert das Zentralabi, aber hier können wir unsere Partnerschule in Ghana, Demenzbetreuung oder behinderte Kinder unterstützen. Das ist nah am Wirken Neudecks“, sagt er.