St. Tönis: Frühlingslieder Singen mit der WZ
Der Mai ist gekommen, die Tönisvorster sind schon da: Die Rollende Redaktion schart in St. Tönis einen großen Chor spontaner Sänger um sich.
St. Tönis. Als der WZ-Bus an der Hochstraße auftaucht, ist schon eine stattliche Anzahl Menschen versammelt. Sie alle freuen sich darauf, gemeinsam mit Rolf Schumacher am Akkordeon, Herbert Bulla an der Trompete und Christian Beckers an der Posaune den Mai mit Volksliedern zu begrüßen.
Schumacher hatte die Idee dazu beim traditionellen WZ-Bus-Singen am letzten Donnerstag vor Heiligabend. Viele der Weihnachts-Sängerinnen und -Sänger sind auch wieder dabei, können bei dem strahlenden Wetter bequem auf Schal und Mütze verzichten.
Weil sich im Dezember regelmäßig Textschwächen offenbarten, hat Schumacher kleine Texthefte vorbereitet, die man sich bei ihm ausleihen kann. Kurzes Vorspiel und dann singen die Mutigen die drei Strophen von "Alle Vögel sind schon da" durch. Weiter geht es mit "Die Gedanken sind frei".
Ingrid Dahlmann, 46, ist an diesem Donnerstag aus Neersen zum Singen nach St. Tönis gekommen. "Ich finde die Aktion klasse, das sollte man auch in Neersen machen. Am Schloss." Sie ist Mitglied dreier Chöre und liebt die alten Lieder.
Ilse Holzki ist aus Anrath und extra für den Bus nach St.Tönis gekommen. "Ich bin total begeistert von der Aktion. Ich kenne doch alle Texte auswendig!" Auch Ingeborg Beck freut sich, die alten Lieder wieder singen zu können. Gabriele Schönrogge-Knur findet die Aktion "herrlich! So etwas höre ich mir gerne an. Ich bin nicht so für Hottentotten-Musik".
Viele organisierte Hobby-Sänger sind gekommen. Josef Greverath vom MGV St. Tönis, Gerd Rütten vom MGV Krefeld-Uerdingen, Armin Denz vom MGV Forstwald. Als Schumacher "Veronika der Lenz ist da" anstimmt, singt er unverdrossen, "Veronika, der Denz ist da".
Der Chor wird nach und nach größer. Menschen unterbrechen ihren Weg zum Wochenmarkt und stimmen spontan mit ein. Und selbst die, die vorüber eilen, singen kurzzeitig mit.
Schumacher gestaltet das Singen als Wunschkonzert. Der Knabe, der das Röslein auf der Heide sieht, darf natürlich nicht fehlen. Das Rennsteig-Lied wird gewünscht. Es stammt aus der Heimat eines Sängers, der ungenannt bleiben will. Mit dieser Melodie auf den Lippen erklimmt man schwungvoll jede Höhe. Anne Giesen ist auch wieder mit dabei. "Wer singt, kann nicht schimpfen", sagt sie.
Es gibt auch ein paar Jubilare am Bus. Doris und Heiner Aretz feiern hier eine Stunde ihres 45. Hochzeitstages. Ingrid Baron hat Geburtstag und macht von einem Café-Platz bei Reepen aus mit.
Ihr Mann hat ihr morgens bereits das Frühstück ans Bett gebracht, nachmittags wollen sie eine Radtour machen, abends zum Tanzen. Das Singen am Bus kommt ihr bei der Programmplanung gerade recht. "Ich lasse es mir heute so etwas von gut gehen", sagt sie. So gut, dass sie sogar ihr Alter nennt. "Heute ist mir das so etwas von egal."
Geburtstag feiert auch Carla am singenden WZ-Bus. Das Mädchen ist ein Jahr alt und mit Karin Behnke und deren Enkel Ben (2) unterwegs. "Wir haben den Chor im Park gehört und sind gleich her gekommen", sagt Karin Behnke und nimmt ein Liederheft. Die Musiker Schumacher, Bulla und Beckers erweitern spontan das Lieder-Repertoire und stimmen "Happy birthday" an.
Gut bei Stimme ist auch Rudi Beckers an diesem Morgen, der nicht zufällig mit seiner Frau im spontanen Chor singt: "Wir sind Nachbarn von Rolf Schumacher." Neben ihm steht Stadtjustiziar Thomas Goßen, der seine "Mittagspause vorgezogen" hat. Marianne Kramer steht erst auf der Straßenseite gegenüber.
"Ich dachte erst, da singt der Kirchenchor", sagt sie. Als sie hört, dass es sich um einen WZ-Chor für Jedermann handelt, wechselt sie sofort die Seite, nimmt ein Liederbuch und steigt bei "Schwarzbraun ist die Haselnuss" ein.
Als Schumacher und Co "Wir lieben die Stürme" anspielen, wird der Chor immer lauter - und größer. Mehr und mehr Sänger und Sängerinnen gesellen sich dazu. Marlies Rix ist eine von ihnen. Sie hält noch den Lenker ihres Fahrrads fest. "Das sollte mindestens einmal in der Woche stattfinden. Das kostet nichts, man tut etwas für sich und fürs Herz."
Als die Gesangsstunde bei Frühlingssonne und Markttreiben mit "Der Mai ist gekommen"endet, sind manche enttäuscht, dass die Aktion schon vorbei ist. Aber alle Aktiven sind sich einig und versichern sich gegenseitig: "Das war sehr schön." Viele nehmen das Volkslieder-Textbuch mit nach Hause. Fürs nächste Mal. Wenn wieder bunte Fahnen wehen...