Willich: Ingwer und Honig im Abgang

Zu einem Whisky-Probierabend waren Neugierige in die Gaststätte Maaßen gekommen.

Willich. Ein bisschen schlauer sind sie alle, nach diesem Abend. 35Gäste von Maria Klasen, Wirtin der Gaststätte Maaßen an der Bahnstraße, haben ihren getränketechnischen Horizont um Whisky, genauer Scotch Single Malt Whisky, erweitert. Sie nahmen an einer Probe (Tasting) teil, die die Firma Pernod Ricard als Eigentümerin der Destillerie The Glenlivet anbietet.

Das Eingangs-Szenario: Jeder Platz im kleinen Saal ist mit fünf Whisky-Gläsern bestückt, die Sherry-Gläsern ähneln. In jedem finden sich zwei Zentiliter Flüssigkeit verschiedener Gelb-Braun-Tönung. Michaela Tünnermann im Schottenrock mit dezentem Karo gibt den Gästen eine kurze Einführung.

Es geht natürlich um den Whisky der Sorte "The Glenlivet", die als erstes die staatliche Brennlizenz bekam und aus der Region Speyside stammt. Aus diesem Teil der Highlands kommt der meiste Whisky, die Sorten schmecken lieblich, rund, fruchtig, blumig und sind somit für Anfänger hervorragend geeignet.

Anders als beispielsweise ihre öligen und torfigen Kollegen von den Hebriden. Schon die ansonsten sehr prüde Königin Victoria soll eine begeisterte Trinkerin dieser Marke gewesen sein. Es dauert nicht lange und Tünnermann fordert die Gäste auf, an dem ersten der Gläser zu schnuppern. "Nose it", wie der Schotte sagt - Nase rein. Dann probieren.

"Blumige Noten von frischem Honig", hat der Erschaffer dieser 12 Jahre alten Spirituose ins Stammbuch geschrieben. Etwas, was jetzt nicht jeder in der Runde unterschreiben möchte. "Ingwer" im Nachgang, übersteigt das Geschmacksvermögen eindeutig. Whisky ist den Leuten hier sympathisch, schließlich ist er ähnlich simpel gestrickt wie das deutsche Bier, wird hergestellt aus Wasser, Gerste und Hefe, "nur der Hopfen fehlt", sagt Tünnermann. Jede Destillerie hat ihre eigene Quelle.

"Josie’s Well", die von The Glenlivet, "ist ziemlich unspektakulär. Da stehen Sie mit den Gummistiefeln in der Matsche", sagt sie. Im zweiten Glas ist der Whisky 15 Jahre alt, im dritten 16. Die Sorte trägt die Bezeichnung Nadurra, ist also naturbelassen.

Tünnermann fordert die Gäste auf, sie 16 Sekunden lang im Mund zu halten. "Jedem Jahr Reifezeit eine Sekunde", benennt sie die schottische Faustregel. Doch hier schwillt einem die Zunge, denn er hat 56 Prozent Alkohol. "Beim Lagern verdunstet Flüssigkeit, er wird stärker." Nun ist es zwar durchaus erlaubt, Whisky zum Trinken mit Wasser zu verdünnen, aber das Mineralwasser auf dem Tisch macht ihn unangenehm seifig.

"Man müsste Quellwasser nehmen", sagt Tünnermann. Weiter geht es mit einem 18 und schließlich mit einem 21 Jahre alten Whisky. "Dem Sean Connery unter den Whiskys" sagt sie. Er sei reif und sexy, erzählt sie und grinst breit. Tünnermann, die in Kerken einen Whisky-Shop betreibt, nennt auch die Preise: 25 Euro der Junge. Sean kostet 100 bis 130 Euro. Jeweils eine Flasche wurde für die Verkostung ausgeschenkt.

Manche der Gäste mögen direkt den ersten Schluck der jüngsten Sorte, andere kommen erst bei den beiden ältesten Sorten auf den Geschmack. "War mir vorher gar nicht bewusst, dass Whisky so lecker ist", urteilt Markus Fliege. Aber jetzt könne er sich durchaus vorstellen, Whisky zu trinken, an einem usseligen Herbstabend, vor dem Kamin. Doch jetzt gehen die meisten Gäste erst mal an die Theke und trinken dort ein Bier.