Willich: Erfolg mit „Verführung“

Firma: Ute Bornholdt und Edgar Wolter sind mit ihrem Gewürz-Handel auf Expansionskurs.

Willich. Wie das duftet! Eine schwere Süße liegt in der Luft, gemischt mit einem Hauch Exotik. Schokolade? Thymian? Keine Ahnung. Aber es riecht gut. Ute Bornholdt, mit Mütze und Mundschutz über eine Edelstahlwanne gebeugt, weiß Bescheid: "Göttliche Verführung heißt die süße Mischung", sagt sie und zeigt in die Wanne. Kandis ist da zu sehen, Schokolade, rosa Pfeffer, Ingwer und Berberitzen.

Ute Bornholdt selbst hat sich die ungewöhnliche Zusammenstellung verschiedenster Gewürze ausgedacht. Die gelernte Pharmazeutisch-Technische Assistentin (PTA) wollte sich nach 15 Jahren im Vertrieb verändern - und hat ihre große Leidenschaft, das Kochen und Genießen, zum neuen Beruf gemacht.

Spruch auf einer Firmenbroschüre

Mit gekauften Gewürzen war die Willicherin in der Küche nie zufrieden. "Es war sehr schwer, hochwertige und ausgefallene Sachen zu finden." Deshalb begann sie damit, sich die Zutaten selbst zu besorgen und beim Kochen eigene Mischungen auszuprobieren. Ehemann Edgar Wolter und Freunde mussten als Testesser ran - und waren vom End-Ergebnis begeistert.

Vor vier Jahren machte Ute Bornholdt die Arbeit mit den Gewürzen zum Nebenberuf. "Spirit of Spice - Gewürz- und Feinkost-Manufaktur" nannte sie die Firma. Nachdem zuverlässige Lieferanten reiner Naturprodukte gefunden waren, entstanden im Wohnzimmer am Moltkeplatz Mischungen wie "Arabian nights", "Fire wall" oder "Flower power". Die wohlklingenden Namen sind erneut der gütigen Mithilfe von Freunden zu verdanken - "und einigen Flaschen Rotwein", wie die 44-Jährige lächelnd berichtet.

Der Gewürzhandel florierte - im Januar 2006 konnte Ute Bornholdt ihren PTA-Kittel an den Nagel hängen. Das Wohnzimmer wurde schnell zu klein für das Jung-Unternehmen: "Manchmal hatten wir dort vier Euro-Paletten stehen", erzählt Ehemann Edgar Wolter (44). Auf den Holterhöfen wurde deshalb eine Halle angemietet.

Mit Mut durch die Krise

Acht Teilzeit-Mitarbeiter sind heute bei "Spirit of Spice" beschäftigt, stellen in der kühlen, dunklen Halle die exotischen Mischungen zusammen, füllen sie ab, kleben Etikette, verpacken. Abnehmer sind Feinkosthändler und Apotheker in Deutschland sowie "ein bisschen" in Frankreich und der Schweiz.

22 Gewürzmischungen und etwa 100 Gewürze umfasst das Sortiment - Tendenz steigend. Mitten in der größen Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg hat sich das Ehepaar deshalb entschlossen, ein eigenes Firmengebäude bauen zu lassen.

640 Quadratmeter Grund haben Ute Bornholdt und Edgar Wolter im Stahlwerk Becker gekauft. In Kürze beginnen die Bauarbeiten. "Finanzexperten haben uns gesagt, es sei Unsinn, in Steine zu investieren, wenn man mit Gewürzen handeln will", erinnert sich die Firmengründerin lächelnd. Doch das Ehepaar - Wolter, im Hauptberuf Controller, kümmert sich um die Finanzen - ist anderer Meinung: "Wir wollen etwas ganzheitliches schaffen, wollen dort wohnen, arbeiten und repräsentieren. Und auch eine kleine Versuchsküche soll es geben."

Schön soll der neue Firmensitz werden, ein befreundeter Architekt hat entsprechende Entwürfe gemacht. "Wir stecken viel Herzblut rein", sagt Ute Bornholdt - und eigenes Geld, denn zur Finanzierung wird die Eigentumswohnung am Moltkeplatz verkauft.

Angst, die Investition in den Sand zu setzen, hat das Ehepaar nicht. "Wir glauben daran: Gute Produkte zu einem fairen Preis haben trotz Krise eine Chance."