Startschuss für integrative Kita

In Tönisvorst startet eine integrative Gruppe. Kinder mit und ohne Behinderungen werden gemeinsam betreut.

Tönisvorst. Pablo Pineda ist der erste Europäer mit Down-Syndrom, der einen Universitätsabschluss hat und als Berater arbeitet. In den USA besuchen Kinder mit Down-Syndrom oft Regelschulen und gehen danach zur Universität. In Norwegen gibt es gar keine Sondereinrichtungen, sondern die volle Integration in die Gesellschaft ist erfolgt. Inklusion heißt das. Etwas, das in der UN-Charta seit 2009 verankert ist, in Deutschland allerdings vergleichsweise wenig verbreitet.

Das städtische Familienzentrum „Drei-Käse-Hoch” setzt nun ein Zeichen. Hier startet am 1. August die erste integrative Gruppe mit 15 Kindern. Die Vorbereitungen laufen auf vollen Touren. Es geht nicht nur darum, für diese Gruppe einen neuen Anbau zu schaffen. Zwei Mitarbeiterinnen lassen sich zusätzlich ausbilden — andere erhalten eine Fortbildung.

So ginge es künftig in der Gruppe darum, Therapien anzubieten, um die Fähigkeiten der Kinder optimal zu unterstützen: Sei es mit Frühförderung, Ergotherapie, Sprecherziehung oder Krankengymnastik.

„Kinder mit der so genannten Zerebralparese haben — zum Beispiel aufgrund von Sauerstoffmangel bei der Geburt — Bewegungsstörungen, Muskelspannungen und Gelenkversteifungen. Hier kann mit Hilfe eines Krankengymnasten eine entsprechende Verbesserung geschaffen werden“, erläutert Andrea Bernards, Leiterin der Kita „Drei-Käse-Hoch“. Zerebralparesen treten häufiger bei so genannten „Frühchen“ auf. Doch auch auf andere besondere Anforderungen ihrer neuen Schützlinge bereitet sich das Personal der Kita vor.

„Kinder mit Asperger-Syndrom, vielfach als autistisch bezeichnet, haben viele besondere Eigenschaften, wie den Hang zu Genauigkeit, Perfektion und Wahrheitsliebe. Experten haben die Erfahrung gemacht, dass diese Kinder sich zu sehr gewissenhaft und genau arbeitenden Mitarbeitern entwickeln, zu Wissenschaftlern oder Künstlern, wenn man diese individuellen Besonderheiten fördert“, so Bernards.

Insgesamt haben sechs Prozent aller im Kreis Viersen geborenen Kinder einen erhöhten Förderbedarf. Jedes dritte davon benötigt intensive Förderung und hat Anspruch auf einen integrativen Platz. Einen Antrag hierfür stellt man beim Kreissozialamt.

Wie das Angebot in der Gruppe aufgestellt wird, hängt von der Zusammensetzung ab. „Wir wollen schauen, welche Therapien erforderlich sind und diese dann entsprechend aufeinander abstimmen“, so Bernards. Anmeldungen gibt es genug: Die Gruppe ist bereits belegt.