Eigenheim auf drei Anhängern
Im Osten Schiefbahns bauen die Minuths ihr Haus. Statt auf Stein setzen sie auf Holz.
Schiefbahn. „Immer noch keine Post aus Schweden!“ Das sagte in den vergangenen Monaten wohl oft und enttäuscht Dirk Minuth zu seiner Ehefrau Evelyn. Mit etwa sechsmonatiger Verspätung traf das „Paket“ der besonderen Art dann doch ein.
Drei Sattelzüge aus dem tausend Kilometer entfernten Falkenberg brachten unter anderem die Wandelemente, Fenster, Türen und die Thermoplatte. Nicht zu vergessen etwa 300 Quadratmeter Fichtenbretter aus den schwedischen Wäldern.
Inmitten von weißen oder braungeziegelten Wohngebäuden entsteht derzeit an der Paul-Klee-Straße in Schiefbahn ein typisch rotes Schwedenhaus. So mancher Spaziergänger fühlt sich beim Vorbeigehen an den letzten Skandinavien-Urlaub erinnert. Dabei kennen die Minuths das Land Schweden nur vom Hörensagen.
„Schon vor 20 Jahren war es unser gemeinsamer Wunsch, einmal so ein Holzhaus zu bauen“, sagt Dirk, 51 Jahre alt und wie Evelyn kaufmännischer Angestellter.
Er hat gerade mit seiner Ehefrau den Farbtopf in der Hand und pinselt an der Außenfassade. Immerhin muss das Schwedenrot zweimal und die weiße Farbe mit dem Öl und der Grundierung für die Umrandung der Fenster dreimal aufgetragen werden.
Hin und wieder kommt Sohn Sven (30) mit seiner Lebensgefährtin Sabrina vorbei und machen aus dem Pinsel-Duo ein Quartett. Eine große Hilfe ist auch Evelyns Bruder Armin, der neben seiner Muskelkraft noch zahlreiche Tipps beim Anstrich geben konnte.
Drinnen arbeiten gerade die Installateure und verfugen die letzten Rigipsplatten. Die typischen Schwedenfenster, die sich nahezu um die eigene Achse drehen lassen, sind eingesetzt. Innen fällt im anderthalb geschossigen Neubau neben den dicken Querbohlen vor allem die helle Galerie auf.
„Wir gehen davon aus, Mitte Juni einziehen zu können“, sagt Evelyn Minuth. Sie hofft, dass dann die Zeit der Provisorien vorbei ist. Zuvor wohnte das Ehepaar, das seit neun Jahren verheiratet ist, in einem schon längst verkauften Reihenhaus in Wekeln und seit einiger Zeit in einer Übergangswohnung an der Krefelder Straße, ebenfalls in Willich. Dort wartet auch schon das große Leucht-Rentier „Rudi“ auf sein neues Zuhause, direkt unter der Haustürüberdachung.
In Kürze werden in dem auf 1,20 Meter hohen Streifenfundamenten stehenden Holzhaus die Landhausdielen verlegt. Und zwar auf einer so genannten „Thermoplatte“, die durch ein ausgeklügeltes System in Verbindung mit einer ständigen Frischluftzufuhr und der optimalen Dämmung dafür sorgt, dass eine herkömmliche Heizung nicht erforderlich ist.
Die Kosten sind okay, meinen die Eigentümer. Der Bausatz dieser Tafelbauweise war für 116 000 Euro zu haben: „Mit dem Innenausbau rechnen wir mit insgesamt rund 190 000 Euro“, sagt der Bauherr. Die gesamte Wohnfläche beträgt rund 150 Quadratmeter; ein Kellergeschoss hat das Schwedenhaus nicht, nur einen „Kriechkeller“.