Tea Time Ensemble & Friends Salonkonzert zum Jahresauftakt lässt keinen Platz für tierischen Ernst
Willich. · Beim Neujahrskonzert auf Schloss Neersen hat das Salon-Septett Tea Time Ensemble & Friends das Publikum mit leichter Musik unterhalten.
Zum fünften Mal hat das Neujahrskonzert mit dem Salon-Septett Tea Time Ensemble & Friends im Schloss Neersen stattgefunden. Hier entwickelt sich nicht nur allmählich eine Tradition. Die Konzerte sind auch jedes Mal ein
Genuss.
Mit großem Werbeaufwand für die Stadt sind sie nicht verbunden. Es reicht, den Kartenverkauf zu beginnen, dann dauert es nicht mehr lange, bis die beiden Konzerte ausverkauft sind. Die Stimmung war wie gewohnt auch jetzt wieder heiter und locker. Dafür sorgten Pianist Martin Fratz als gleichermaßen kenntnisreicher wie humorvoller Moderator und Stehgeiger Pascal Théry mit seinem ausgeprägten Sinn für Komik. Heiter war natürlich auch das Programm mit leichter Musik, die in der Tat leicht und angenehm zu hören, mitunter allerdings doch recht schwer zu spielen war.
Nun zeigte sich, dass Schwierigkeiten nicht das Problem von Tea Time sind. Nicht nur Pianist und Stehgeiger waren souveräne Instrumentalisten, fit sind sie alle, ob Ildiko Antalffy (Violine Obligat), Michael Flock-Reisinger (Violoncello), Francesco Savignano (Kontrabass), Ulrike Siebler (Flöte) oder Bernhard Wagner (Klarinette).
Die musikalische Gestaltung wurde durchaus ernst genommen
Vor gewisse Probleme stellte sie wohl, wie Martin Fratz augenzwinkernd verriet, das Motto des Konzerts. Das hatte man „Von Herzen“ genannt und sich damit ungewollt in ein Wespennest zwischen „Me too“ (eine Bewegung gegen sexuelle Belästigung) und politische Korrektheit begeben. Franz Lehárs „Gern hab ich die Frau’n geküsst“, scherzte der Pianist, konnten sie wegen des Textes auch nicht singen, sondern nur instrumental aufführen.
Scherz und Ernst waren gut dosiert. Es gab keinen Platz für tierischen Ernst, es fand aber auch kein Klamauk um seiner selbst willen statt. Die musikalische Gestaltung wurde durchaus ernst genommen, Konzertwalzer wie Lehárs „Gold und Silber“, Waldteufels „Himmelsfunken“ oder Johann Strauß’ „Wein, Weib und Gesang“ wurden nicht runtergeleiert, sondern mit Raffinesse vorgetragen. Da war jede Überleitung und jede Tempoveränderung überlegt. Das galt auch für so ein zackiges Stück wie Fuciks „Florentiner Marsch“. Der klang ganz unmilitärisch, dafür umso schwungvoller und fein ausgearbeitet. Flott ging es zu bei Stücken wie „Kurz und Gut“, die ursprünglich fürs Akkordeon geschrieben wurden. Mit Titeln wie „Dein Mund sagt Nein“ und „Es erzählen die Geigen“ kam dann auch eine kleine, sehr fein dosierte Prise Schmalz dazu.
Mit kräftigem Klatschen erwirkten die begeisterten Zuhörer noch zwei Zugaben aus der Dynastie Strauß, vom Sohn die Schnellpolka „Unter Donner und Blitz“ und vom Vater den „Radetzky-Marsch“. gho