Technisches Rathaus ist auf dem Weg zu einer Kunstgalerie

Brigitte Kaufmann übergibt zwei Bilder ihres verstorbenen Mannes als Leihgabe.

Neersen. Im Büro von Martina Stall, Willichs technischer Beigeordneten, findet man neben Planentwürfen und Bebauungsskizze kleine Kunstwerke, wie Chagall-Drucke oder eine Schädel-Skulptur des Bildhauers Oliver Czarnetta. Auch ein Bild von ihr selbst hängt an der Wand. Sie malt, meist abstrakt, mit Acryl und Collagen. „Das geht bei mir alles ruck-zuck, in etwa drei Stunden bin ich mit einem Bild fertig.“

Am Dienstag begrüßte Martina Stall die 82-jährige Brigitte Kaufmann. Die Witwe des renommierten Malers und Kunstprofessors Herbert Kaufmann (1994 bis 2011), der sicherlich die meiste Zeit seines Lebens seine Eindrücke und Phantasien auf die Leinwand, auf Litfaßsäulen oder auf Objekte gemalt oder installiert hat. Drei seiner Bilder hängen jetzt im Technischen Rathaus. „So langsam wird hier aus dem Gebäude eine Kunstgalerie“, freute sich die kreative Beigeordnete.

Mit dabei war neben Mitgliedern des Kulturausschusses auch Friedhelm Hüter. Der 68-Jährige führte von 1992 bis 2002 eine Galerie in Anrath, hatte damals gleich im ersten Jahr Herbert Kaufmann kennen und schätzen gelernt. Und vor allem überredete der damalige Galerist den Künstler, anlässlich seines 70. Geburtstages 1994 eine sehr erfolgreiche Ausstellung im Virmondschen Schloss durchzuführen.

Als Dankeschön schenkte Kaufmann ein Bild der Stadt Willich: eine großformatige Collage, die scheinbar die Welt mit den Umrissen ihrer Länder näher zusammenrücken lässt. „Dieses Bild hat eine Odyssee hinter sich“, erinnerte Hüter am Dienstag daran, dass es mehrmals den Standort wechselte, bis es vor etwa zwei Wochen dauerhaft im Foyer des Technischen Rathauses installiert wurde.

Da Hüter weiterhin Kontakt mit der Künstlerfamilie pflegte, überredete er gleich Brigitte Kaufmann, zwei weitere Kunstwerke der Stadt Willich zur Verfügung zu stellen — diesmal als Dauerleihgabe. Die beiden anderen Bilder hängen nur wenige Meter weiter im terracottafarbenen Treppenhaus, sind zu einem künstlerisch Ganzen zusammen gesetzte Kartonagen-Fragmente.

„Ich freue mich, dass diese Bilder jetzt eine neue Heimat gefunden haben“, sagte Brigitte Kaufmann, die auch gleich die Bedeutung der Buchstaben und kleineren Textzeilen auf den abstrakten Werken ihres verstorbenen Mannes erklärte: „Anfang der 60er Jahre begann das elektronische Zeitalter, wurden vieles kurz und bündig dargestellt, wie PC, LSD oder DVD. Und diese Ausschnitte sollen die damalige Welt der Werbung und Medien dokumentieren.“

Etwa 230 Bilder hatte sie von ihrem Mann noch, viele hängen größtenteils in Galerien in Berlin, Brauweiler oder Herzogenrath. „Ehe einige von ihnen in Hinterräumen oder Kellern verstauben, sind sie bei Ihnen sicherlich viel besser aufgehoben“, sagte Brigitte Kaufmann am Dienstag zu Bürgermeister Josef Heyes.

Erfreut über die Bilder war am Dienstag auch der für die Kultur zuständige Beigeordnete, Bernd Hitschler-Schinhofen. „Wir haben hier schon eine beträchtliche Kunstsammlung“, sagte er. Denn im Schloss, in den städtischen Foyers und in so manchem Verwaltungsbüro stehen und hängen bis zu 80 Werke. Hitschler-Schinhofen überlegt: „Bald werden wir die mal insgesamt auf unserer Homepage präsentieren oder mal bei einer separaten Ausstellung zeigen.“