Testlabor ist ein „Meilenstein“
Die Firma Rohm entwickelt in Willich Hochleistungs- Elektronik für den europäischen Markt.
Willich. In Sachen Elektro-Mobilität sieht es in der Stadt Willich eher mau aus: Nur zwei Ladesäulen gibt es im Stadtgebiet — genutzt werden sie kaum, da die Zahl der entsprechenden Fahrzeuge überschaubar ist. Dabei hat im Gewerbegebiet Münchheide ein Unternehmen seinen Sitz, das die Elektro-Technologie für Fahrzeuge auf dem europäischen Markt maßgeblich voranbringen will: Rohm Semiconductor hat dafür in seiner Europazentrale an der Karl-Arnold-Straße sein weltweit erstes Testlabor für Leistungselektronik-Bauelemente in Betrieb genommen. Zu dessen Vorstellung waren gestern neben Bürgermeister Josef Heyes auch Vertreter der internationalen Fachpresse angereist.
Leistungshalbleiter sind zentrale elektronische Bestandteile von Hybrid- und Elektrofahrzeugen. „Rohm ist mit seinen innovativen Siliziumkarbid-Elementen Marktführer in dieser Technologie“, berichtete Aly Mashaly, der das „Power Lab“ leitet. Zum Einsatz kommen sie aber nicht nur in Autos und Ladestationen, sondern auch in industriellen Maschinen, Solar- und Windkraftanlagen — und sogar in Waschmaschinen. Um den dazu jeweils passenden Halbleiter anbieten zu können, der auch möglichst energieeffizient arbeitet, sind Tests schon in der Entwicklungsphase unbedingt notwendig. „Und da es auf dem Markt keine geeigneten Prüfstände gab, haben wir sie selbst nach unseren Anforderungen realisiert“, erläuterte Mashaly. Für Rohm sei das ein „Meilenstein“.
Bislang vier Mitarbeiter sind in dem Labor beschäftigt, elf sollen es werden. Auf 300 Quadratmetern, die in einer ehemaligen Lagerhalle freigeräumt wurden, gibt es unter anderem einen Hochvolt-Prüfstand für Spannungen bis zu 8000 Volt und eine Klimakammer für Tests unter unterschiedlichen Temperaturbedingungen. Das Spektrum reicht von -40 bis zu +180 Grad, die Luftfeuchtigkeit kann zwischen zehn und 98 Prozent eingestellt werden.
Wie Hausherr Christian André, Präsident von Rohm Europa, betonte, sei das neue Power-Lab „ein zentraler Bestandteil unseres Qualitäts- und Zuverlässigkeitsprogramms“. Damit könne man eine wichtige Rolle im wachsenden Markt für Leistungshalbleiter spielen. In diesem Zusammenhang erinnerte er an das Pariser Klimaabkommen und die Notwendigkeit, die Belastungen durch Automobile mit Hilfe moderner Elektromotoren zu reduzieren.
Dass dies sogar in Rennwagen möglich ist, machte Franck Baldet deutlich. Der Ingenieur ist technischer Direktor des Venturi Formel-E-Teams, das von Rohm gesponsort wird. Gleichzeitig wurde eine Technologiepartnerschaft geschlossen, um die Batterieleistung noch effizienter auf die Strecke zu bringen. Ein Venturi-Fahrzeug stellte 2016 einen Geschwindigkeits-Weltrekord für Elektroautos auf: 549 Stundenkilometer.