Windkraftanlage Windrad bekommt seine „Blätter“

Tönisvorst · Zwischen Süchteln und Vorst werden die Flügel an der neuen Windkraftanlage montiert.

Aufnahme mit einem 800-mm-Objektiv von St.Tönis aus, die Vorster Kirche im Vordergrund.

Foto: Reimann, Friedhelm (rei)

. (sk/rei) Der 56-jährige Henry Schüler aus Thüringen hat die Ruhe weg. In seinem Führerstand unten am 800 Tonnen schweren Kran  verständigt er sich am Freitagabend per Sprechfunk mit den Kollegen oben. Die stehen in 130 Metern Höhe in der Rotornabe.

Kranführer muss den Durchsagen der Kollegen vertrauen

An zwei großen Ösen sind Stahlseile  am 18-Tonnen-“Flügel“ angebracht. Etwa  zehn Minuten dauert es, bis das Rotorblatt ebenfalls auf 130 Metern angelangt ist. Der Kranführer sieht vom Boden aus allerdings nur Eisengestänge – er muss den Durchsagen seiner Kollegen vertrauen. Nach einer Stunde ist der zweite der drei Flügel waagerecht verankert und muss nur noch gedreht werden, damit der letzte ebenfalls waagerecht montiert werden kann. Sofern es windstill ist,  soll dies bereits in den nächsten Tagen passieren. Zuvor muss aber ein Gewicht als Ausgleich hochgezogen werden, damit der Rotor mit den beiden Rotorblättern gedreht werden kann. Dann ist die Öffnung für das letzte Teil waagerecht offen.

5000 Haushalte sollen
versorgt werden können

Was da in der Rottheide zwischen Vorst und Süchteln entsteht, kann mit einer Gesamthöhe von rund 200 Metern von Süchteln, Anrath und St. Tönis aus gesehen werden. Seit Juli wächst die Windenergieanlage 2 in den Himmel, der zweite Turm, Anlage 1, folgt. Dass die beiden Anlagen gewaltig werden würden, war klar. Wie groß sie aber in der Realität wirken, wird nun erst richtig deutlich.

Laut Betreiber, dem Gladbecker Unternehmen SL Naturenergie, sollen die beiden Windräder rund 15 Millionen Kilowattstunden sauberen Strom erzeugen. Bei durchschnittlichem Verbrauche könnten damit rund 5000 Haushalte klimaneutral versorgt werden, so das Versprechen.

Anlage war auch Thema
bei der Kommunalwahl

Was für die einen gut klingt, ist vielen aber immer noch ein Dorn im Auge: Seit mehr als einem Jahr klagen Bürger und die Stadt Tönisvorst gegen die Windkraftanlagen in Vorst. Eine Initiative kritisiert den Standtort der beiden Türme im Landschaftsschutzgebiet.

Der scheidende Tönisvorster Bürgermeister Thomas Goßen (CDU) hatte zuletzt mehrfach betont, dass das Projekt baurechtlich nicht habe verhindert werden können. Die Windkraftanlagen in der Rottheide waren auch Thema im Wahlkampf vor den Kommunal- und Stichwahlen im September gewesen.