Vereinsheim renoviert „Eine totale Aufbruchstimmung“ beim Akkordeon-Orchester

Tönisvorst. · Akkordeon-Orchester St. Tönis will sich auch für Musiker anderer Instrumente öffnen.

Das Akkordeon steht derzeit noch im Mittelpunkt der Vereinsarbeit.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

91 Millionen Menschen weltweit haben es bereits getan. Sie haben das Video zum Hit „Come with me now“ der südafrikanischen Band Kongos angeklickt. Der Chartsong bedient Alternativrock-Fans. Bei Videosekunde 16 spielt Johnny Kongos den ersten Ton. Auf seinem Akkordeon. Cool, kräftig, lässig. Wie der Hit selbst. Akkordeon in einer Band? Warum nicht? Im Akkordeon-Orchester 1957 St. Tönis wird gerade verstärkt über die Öffnung des Vereins für Musiker anderer Instrumente und die Möglichkeit, sich in Bands miteinander musikalisch auszuleben, nachgedacht.

Diese Idee ist ein Puzzleteil eines Konzepts, das der im Januar neu formierte Vorstand vorantreibt. Den Verein in einer Achse von Tradition und Moderne für noch mehr Tönisvorster attraktiv zu machen. Die Motivation, auch neue Wege einzuschlagen, ist groß. Oliver Schieren, 1. Vorsitzender: „Im Moment erleben wir eine totale Aufbruchstimmung.“ Die abgeschlossene Renovierung des Vereinsheims ist ein äußeres Zeichen dafür. Am 28. Oktober sollen die Mitglieder in lockerer Frühschoppen-Runde staunen – dann werden Bild für Bild neue Fotos das Vereinsleben mit seinen fünf Orchestern unterschiedlicher Musikrichtungen enthüllt. Schieren freut sich schon sehr auf die Reaktionen.

Das Vereinsheim ist Dreh- und Angelpunkt des Vereinslebens. „Wir sind das einzige Akkordeon-Orchester in Deutschland, das ein eigenes Vereinsheim hat“, sagt Schieren. Im Jahr 1991 ist es weitestgehend in Eigenleistung der Mitglieder fertiggestellt worden. Die heute belastungsfreie Immobilie soll viel mehr als ein Probenhaus sein.

Der Verein bietet viel
mehr als Musik

Sie soll künftig noch stärker betonen, was aktiven Langzeit-Mitgliedern wie Oliver Schieren an diesem Verein, dem er selbst (Jahrgang 1976) seit 1981 angehört, immer gefallen hat: „Die Bandbreite der musikalischen Möglichkeiten. Viele Gleichgesinnte zu treffen. Mich hat aber immer auch beeindruckt, was man hier auch ohne Musik miteinander macht. Der Verein hat mir in meiner Jugend viel Gutes gegeben und ich bin dankbar, was ich hier erlebt habe“. Sein tolles Vorstandsteam sei zugleich sein Freundeskreis. Mit ihm tritt Schieren an, die Vereinszahlen weiter anzuheben. Knapp 300 Mitglieder sind es zurzeit. Etliche Neuanmeldungen hat es kürzlich gegeben. Sie sind darauf zurückzuführen, dass der Verein aktiv auf Nachwuchs zugeht.

Im Familienzentrum „Villa Gänseblümchen“ wird eine Gruppe „musikalische Früherziehung“ angeboten. Seit dem 1. September gibt es an der Grundschule Hülser Straße eine Akkordeon-AG. Auch in der katholischen Grundschule schnuppern seit zwei Monaten mehr als 16 Kinder. Beide Schulen haben das Angebot des Akkordeon-Orchesters begeistert aufgenommen. Fühler sind auch Richtung Michael-Ende-Gymnasium ausgestreckt. 2019 will sich der Verein an allen weiteren Tönisvorster Schulen vorstellen. Gerade den weiterführenden Schulen will man die gute Infrastruktur, über die der Verein verfügt, anbieten. Oliver Schieren: „Wir denken an eine regelmäßige Samstags-AG, die offen für alle ist, eine Art Jugendtreff für unsere Mitglieder, die über das verbindende Element Musik hinaus Zeit miteinander verbringen wollen, beim Kickern oder Kochen.“ Willkommen sind auch junge Musiker zu Bandproben, die nicht die „Quetsche“, sondern E- und Bass-Gitarre oder Schlagzeug spielen. „Wir gehen dazu eine Kooperation mit der Viersener Musikschule Tommy’s Workshop ein.“ Start soll im Februar sein.

Der Verein hat bei der Renovierung nicht nur in ein neues Farbkonzept investiert, sondern auch in neue Technik. Musiker können nun auf ein sogenanntes Whiteboard zurückgreifen, wie man es als interaktive Tafel aus der Schule kennt. Es funktioniert wie ein digitales Notenblatt. Ein neues digitales Mischpult macht den kleinen Übungsraum im Vereinsheim zu einem Aufnahmestudio, in dem man die gerade gespielten Noten noch einmal zum Reinhören abspielen kann. „Das sind alles Stellschrauben, an denen wir drehen, um unser Konzept voranzubringen“, sagt Schieren.

Darüber werden die erfolgreichen fünf Orchester des Vereins nicht vergessen. Im Gegenteil. Schieren: „Jedes einzelne hat viel Potenzial und soll eine eigene Plattform bekommen, sich 2019 in Einzel-Veranstaltungen präsentieren zu können.“ Man habe sich darauf geeinigt, der Entwicklung fünf Jahre Zeit zu geben, die Ideen reifen zu lassen und zu sehen, ob und wie sie wachsen.

Die Flyer für die Auftritte 2019 sollen Ende des Jahres verteilt werden. Wie vielfältig das Instrument Akkordeon ist, lassen die drei anstehenden 2018er-Auftritte anklingen: Am 4. November, 17 Uhr, gibt es „Musik zum Träumen“ in der Christuskirche, Hülser Straße. Das Stammorchester spielt Werke von Mozart, Piazolla und Vivaldi. Eintritt frei. Um eine Spende wird gebeten. „Akkordeon goes Musical“ ist das Motto der Musiknacht am 24. November, ab 19 Uhr, im Forum Corneliusfeld. Dann spielen Stammorchester, Hobbyorchester, Antonius Harmonists & Allstar Team u.a. „Best of Musicals und Filmhits“ (Karten im Vorverkauf 12, ermäßigt 7 Euro).

Eine Premiere kündigt der Verein für den 16. Dezember, ab 17 Uhr, an: den Hutabend „Loss mer singe“ zur Weihnachtszeit. Das wird ein Mitsingnachmittag im Vereinsheim, Corneliusstraße 25 b, mit klassischen Weihnachtsliedern und den schönsten Rock-Christmas-Songs. Dann muss man kein Video anklicken, um zu erleben, wie kraftvoll ein Akkordeon klingen kann.