Töpfer über die Schulter geguckt
Elisabeth Schumann und Walter Könings luden ein.
Neersen. Der „Tag der offenen Töpferei“ hat bundesweit Neugierige in die Töpferwerkstätten gelockt. In Neersen beteiligten sich Elisabeth Schumann und Walter Könings an der Aktion. Es war ein Kommen und Gehen. Manche Besucher schauten nur, andere erwarben Steinzeug made in Neersen. Einige waren so begeistert, dass sie spontan beschlossen, einen Töpferkurs bei Elisabeth Schumann zu besuchen.
„Ich hatte aus Spaß an der Freude mit dem Töpfern begonnen“, plauderte die 54-Jährige aus dem Nähkästchen. Walter Könings, ihr Lebenspartner, erklärte, der Tag der offenen Tür markiere das Ende der dreimonatigen Winterpause. Und er verriet, dass man sich nach den Wünschen der Kunden richte: „Wir machen eigentlich Gebrauchskeramik. Aber handgedrehtes Geschirr kommt derzeit nicht sonderlich gut an.“ Dabei werde es mittlerweile so dünnwandig gefertigt, wie man es früher nur von Porzellan her kannte.
„Viele Leute kaufen sich lieber Gebrauchskeramik von einem bekannten Markenhersteller“, klagte Könings. Aber zum Glück gibt es Nischen, die diese nicht besetzen: Trotz des strömenden Regens sahen die Blumen im Garten der beiden Neersener ungemein frisch aus — kein Wunder, handelte es sich bei der bunten Blumenpracht doch um Kunsthandwerk aus Ton. „Diese Blumen müssen weder gegossen noch gedüngt werden und ihnen kann auch der Frost nichts anhaben“, erfuhren die Besucher. Sie schienen aufzublühen zwischen den — echten — Krokussen.
Dann gab es eine Lektion in der Disziplin „Freidrehen“: Walter Könings nahm Platz auf seinem Hocker, setzte sich völlig entspannt auf das Kissen mit dem Sonnenblumenmotiv, warf lässig einen Tonknubbel auf die Töpferscheibe. „Es hat schon etwas Meditatives“, sagte er und zeigte, wie man den Ton zentriert: „Das ist das A und O.“
Schnell wurde aus dem unförmigen Klumpen ein runder Gegenstand. „Da kann jetzt fast alles draus werden, ein Teller, eine Vase oder Ähnliches“, erklärte der 58-Jährige. „Der Westerwälder Ton, den wir verwenden, wird bei 1260 Grad gebrannt“, erfuhren die Besucher. Und sie hörten, dass selbst die kreativen italienischen Töpfer gerne mit Ton aus dem Westerwald arbeiteten. Das Töpfer-Paar erklärte, dass es seine Arbeit immer noch liebe. Im nächsten Jahr feiern sie mit ihrer Werkstatt 30-jähriges Bestehen.