„Traumhaftes“ Spiel und kritische Texte
Mehr als 100 Besucher hatten bei der Ten-Sing-Show in Anrath ihren Spaß. Ein Jahr lang war sie vorbereitet worden.
Anrath. „Ten Sing is coming“, hieß es am Samstag in Evangelischen Gemeindehaus an der Jakob-Krebs-Straße. Das hörte sich an wie ein Versprechen auf etwas Kraftvolles, Monumentales. „Game of Dreams“, das aktuelle Programm — und die Akteure sollten diese Erwartungen nicht enttäuschen: Was die knapp 20-köpfige Gruppe da nach monatelanger Vorbereitung auf die Beine gestellt hatte, war ein pralles Stück Jugendkultur. Das wollten sich etwas über 100 Besucher nicht entgehen lassen.
„Ten Sing“ bedeutet so viel wie „Teenager singen“. Und Musik war die dominierende Ausdrucksform, weit vor Tanz und Schauspiel. Das begann damit, dass die Band „Kabelsalat“, die im Jugendzentrum „Titanic“ probt, jetzt ihren ersten größeren Auftritt hatte. Sänger Michael Jacobs sang auf Deutsch und Englisch, die Verstärker wurden ordentlich aufgedreht, die meisten Zuschauer standen, bewegten sich zur Musik, wie das bei einem Konzert so ist.
Kritische Texte waren die Vorboten für die Theatersketche, die sich zu einer großen Geschichte zusammenfügten. Simon Lahn spielte die Hauptrolle. Der 21-Jährige verkörperte John Johnson, der mit einem Schlaftrunk in eine Traumwelt katapultiert wird. Er hat so manches Abenteuer zu bestehen. Im Mittelalter muss er einen Schwertkampf für sich entscheiden.
Sein Gegner ist ein Baron, der selbstherrlich regiert. Er wird von Luis Ettrich verkörpert. In einem Interview hatte er zu verstehen gegeben, dass er von einer veganen Lebensweise so gar nichts halte. Und da war er wieder, der sozialkritische Aspekt, wobei der erhobene Zeigefinger nicht das beherrschende Element war, sondern die unbändige Spielfreude.
Da waren tolle Tänze ohne jeden Anspruch auf Perfektion eingeübt worden — der Spaß sollte im Vordergrund stehen. Es wurden Lieder gesungen auf eine Weise, dass die Zuschauer begeistert mitmachten — und mittendrin tauchten wieder Simon Lahn als John Johnson und seine Widersacher auf. Zum Schluss kam wieder der kleine Nils (Malte Cebula) auf die Bühne, der John Johnson die Schlaftropfen ins Getränk gekippt hatte und der sich als Zerstörer der Welten zu erkennen gegeben hatte. War alles nur ein Traum? Das Ende des Dramas wurde offengelassen.
Irgendwie wurden politische Botschaften eingewoben wie die vom Hambacher Forst, den geldgeile Kapitalisten abholzen wollen — und das, obwohl es doch nur diese eine Erde gebe. Simon Lahn (21), der auch so eine Art Regisseur und Kümmerer war, konnte mit dem Gebotenen zufrieden sein. Auszüge von „Game of Dreams“ werden am 28. September im Rahmen des Jugendgottesdienstes zu sehen sein.