Unterwegs mit Erpelschälls-Marie
Der Heimatverein Vorst hat mit Erfolg eine Reihe historischer Stadtrundgänge gestartet.
Vorst. Um Jahreszahlen und große geschichtliche Zusammenhänge geht es bei diesem Stadtrundgang nicht. Heitere Anekdoten und erstaunliche Erzählungen aus der Vorster Geschichte stehen im Mittelpunkt. Dieses Konzept hat sich der Heimatverein Vorst ausgedacht.
„Wir wurden immer wieder gefragt, ob wir mal den Ort vorstellen“, sagt Heinz-Josef Köhler, Vorsitzender des Vereins. Kürzlich war es soweit. Sieben Mitglieder des Heimatvereins führten 25 Gäste durch ihr Dorf. Auf Grund der positiven Resonanz starten aktuell Planungen für weitere Stadtspaziergänge — vermutlich aber erst im Jahr 2016. Das Grundgerüst der Premiere soll dabei erhalten bleiben.
Die Stadtführer schlüpfen mit entsprechender Verkleidung in die Rollen historischer Persönlichkeiten. Köhler übernimmt als Bürgermeister Seulen die Reiseleitung. Seulen war von 1866 bis 1903 Bürgermeister in Vorst. Zeitgleich übte er das Amt in St. Tönis aus. Das Besondere: Damals waren die Orte zwei unabhängige Gemeinden.
Auch weniger erfolgreiche Personen werden zum Leben erweckt. Die Besucher treffen auf die Erpelschälls-Marie, die sich durch Kartoffelschälen ihr Gnadenbrot verdiente. Abwechslungsreich wird die Tour durch Wortbeiträge auf Vörschter Platt.
„Ein Problem ist, dass viele historische Bauwerke abgerissen worden sind“, sagt Köhler. So wurde das Kriegerdenkmal auf dem Eduard-Heinkes-Platz 1958 im Zuge des Ausbaus der Clevenstraße abgebaut. Der alte Bahnhof, historische Schulgebäude und das Spritzenhaus sind ebenfalls dem Erdboden gleich gemacht worden. „Daher zeigen wir an Stellen, wo ein Gebäude fehlt, alte Fotos. Wir haben große Abzüge angefertigt“, so Köhler. Er ist sicher, dass die Führung überraschende Details bereit hält: „Viele können sich nicht vorstellen, dass es in Vorst früher 170 Bauernhöfe und 40 Kneipen gab.“
Im Gegensatz zum ersten Stadtrundgang plant der Heimatverein für das nächste Mal Neuerungen. Unter anderem hoffen die Verantwortlichen auf musikalische Unterstützung des Männergesangvereins.
Kurz vor den Sommerferien hat der Heimatverein übrigens auch einen Stadtrundgang für Dritt- und Viertklässler der örtlichen Grundschule organisiert. Vereinsmitglied Wolfgang Arretz erzählte kindgerecht über die Vorster Historie — selbstverständlich in passender Verkleidung. Er trat als Kauertz´ Heinrich auf. Das Vorster Original war Anfang des 20. Jahrhunderts ein über die Ortsgrenzen bekannter Marktbeschicker.
„Bei der Führung haben wir bemerkt, dass die Kinder wenig über Vorst wissen. Daher hat die Schule beschlossen, dass die Heimatkunde im nächsten Schuljahr an Bedeutung gewinnt. Es wird einen Mundartwettbewerb geben. Der Heimatverein organisiert für die Schüler erneut einen Stadtrundgang und eine Turmbesteigung in St. Godehard“, berichtet Arretz.