Willich Viel Arbeit vor dem „Halleluja“

Händels Oratorium „Der Messias“ wird im November vom Willicher Musikprojekt aufgeführt. Die WZ hat die erste Probe besucht.

Foto: Friedhelm Reimann

Willich. Der große Raum im evangelischen Gemeindezentrum an der Krusestraße ist gut gefüllt: Mehr als 30 Männer und drei Frauen sitzen gespannt auf Stühlen im Halbkreis um ein Klavier herum, an dem Klaus-Peter Pfeifer Platz genommen hat. Der Kreiskantor hat sie zum Mitmachen in einem Projektchor eingeladen. Denn es beginnen die Proben der Männerstimmen für das Oratorium „Der Messias“ von Georg Friedrich Händel, das im November in Krefeld und Willich aufgeführt wird.

Die leisen Unterhaltungen verstummen allmählich, als Pfeifer mit einigen allgemeinen Erläuterungen beginnt. „Das Oratorium haben wir 1996 schon einmal aufgeführt. Ist lange her. Aber es gibt sogar noch CDs davon“, berichtet er. Und stellt beim Blick in die Runde fest: „Viele vertraute Gesichter, aber auch einige Neue sind hier.“

Jeder ambitionierte Sänger mit musikalischem Einfühlungsvermögen kann im Projektchor mitmachen, Notenkenntnisse sind nicht zwingend erforderlich. Klaus-Peter Pfeifer hat die Neuen aber schon vor dem eigentlichen Probenbeginn auf ihre stimmlichen Fähigkeiten hin getestet und entsprechend einsortiert: Tenor- und Bass-Stimmen sitzen getrennt voneinander — wobei die etwas dünner besetzten Tenöre durch die drei Frauen verstärkt werden. Am Eingang des Raums liegen Listen aus, auf denen sich die Teilnehmer nach ihrer jeweiligen Tonlage eingetragen haben.

Das Alter der Runde ist sehr gemischt, vom Studenten bis zum Rentner ist offenkundig alles vertreten. Die meisten haben schon erwartungsvoll die fast ein Kilo schweren, blauen Notenhefte in der Hand. Doch halt: Pfeifer streut vor dem Probenbeginn einen Werbeblock ein. Denn der Förderverein Willicher Musikprojekte kann Unterstützer gebrauchen: „Werden Sie Mitglied! Sie können es sich bis zu den nächsten Proben ja noch überlegen.“

Nun kommt Bewegung in die Sache: Etwas Gymnastik und einige Atemübungen sollen die Sänger locker machen. Alle stehen auf, der Kreiskantor gibt ein kräftiges „Halloooo“ und ein ebenso kräftiges „Ohhhh“ zum Nachmachen vor. „Sehr schön“, lautet wenig später sein zufriedener Kommentar.

Danach erfolgt der erste Einstieg in den Gesang. „Oh, welche Freude“ wird angestimmt — mit dem Ergebnis ist Pfeifer diesmal nicht zufrieden. „Für alle, die am Niederrhein zu Hause sind, ist das ch in welche offenbar eher ein sch“, sagt er — was von Gelächter begleitet wird.

Bevor es weitergeht, erläutert der Kreiskantor, warum das Werk mit dem berühmten „Halleluja“ in deutscher Sprache aufgeführt werden soll, obwohl es von Händel für die englische Sprache komponiert wurde. „Die Aufführung ist für mich auch ein Gottesdienst“, sagt er. Dass Englisch den Klang des Werkes verändert, beweist aber nicht nur eine Ton-Aufnahme, die von Pfeifer eingespielt wird: Zum Projektchor gehört auch Helen Hancox, die Text-Teile in ihrer Muttersprache vorträgt.

„Es gibt auch eine tolle Jazz-Version vom Messias“, berichtet Bernd Herbrand in einer kleinen Pause. Der Sänger nimmt nicht zum ersten Mal am Projektchor teil: Schon in den 90er Jahren hat er beim „Messias“ mitgesungen, später auch bei „Carmina Burana“. Warum ist er diesmal dabei? „Klaus-Peter Pfeifer hat mich angesprochen.“

Dass Herbrand nicht der einzige Teilnehmer mit Chor-Erfahrung ist, kann man kurze Zeit später hören: Teile des ersten Satzes erklingen. „Alle Vöhölker weherden es sehehen“ geht den Sängern nach einigen kleinen Korrekturen („bitte mit noch mehr Leichtigkeit“) und etwas Kritik („ein bisschen früh im Bass“) schon recht souverän über die Lippen. Auch mit den Angaben des Kantors („wir machen jetzt weiter bei Takt 19“), die man als Nicht-Noten-Leser nur schwer nachvollziehen kann, scheint niemand im Raum Probleme zu haben.

Nach zweieinhalb Stunden ist die erste Probe zu Ende. Mehr als 20 weitere werden folgen: Schon am Samstag ist die erste Gesamtprobe des Projektchores in der Schiefbahner Hoffnungskirche.