Stadt Willich Vom Schicksal der Vertriebenen

Enormes Interesse an der Ausstellung „Reise ins Ungewisse“ im Kamps Pitter.

Foto: Kurt Lübke

Schiefbahn. Die im Oktober eröffnete Ausstellung „Reise ins Ungewisse“ im Heimatmuseum Kamps Pitter stößt auf eine enorme Resonanz. „Mit einem solchen Riesenerfolg hatten wir nicht gerechnet“, bekennt Bernd-Dieter Röhrscheid als Kurator der Dokumentation. Es geht darin um das Schicksal der Vertriebenen, die nach dem Zweiten Weltkrieg Neubürger von Willich, Schiefbahn, Neersen und Anrath geworden sind.

Ergänzend zur Ausstellung des Heimatvereins wurden Thementage angeboten, an denen die Besucher etwas über das Schicksal der Vertriebenen aus Ost- und Westpreußen (22. Oktober), Pommern (5. November) und Schlesien (19. November) erfahren konnten. Am vergangenen Sonntag war der Andrang dabei so groß, dass „wir trotz Voranmeldung aus allen Nähten platzten“, so Röhrscheid. Deshalb findet ein zweiter Termin mit dem Schwerpunktthema Schlesien am kommenden Sonntag von 14 bis 17 Uhr im Kamps Pitter statt.

Weiter geht es am 5. Dezember mit dem Sudetenland und am 17. Dezember mit der DDR und der sowjetischen Besatzungszone — und zwar ebenfalls jeweils von 14 bis 17 Uhr. Bei dem Termin am 17. Dezember wird Renate Tippmann aus dem Buch „Mädchen, steh’ auf“ lesen, das sie gemeinsam mit ihrer Tochter geschrieben hat. Darin berichtet sie von ihrer Kindheit im Krieg und der Jugend in der DDR, der Flucht in den Westen 1957 und den ersten Jahren am Niederrhein.

Für das kommende Jahr liegen schon 70 Anfragen von Bürgern aus der Stadt Willich vor, die sich mit dem Schicksal ihrer vertriebenen Eltern oder Großeltern beschäftigen möchten. Die Familienforschung führt sie dabei auf die Spuren ihrer Verwandten aus den deutschen Ostgebieten an den Niederrhein. Dazu wird ihnen Einsicht in die Akten gewährt.

1945 kamen 233 Menschen aus Ost- und Westpreußen nach Anrath, 250 nach Neersen, 373 nach Willich und 339 nach Schiefbahn. Und 1946 kamen allein 1069 Menschen aus Schlesien nach Willich, Anrath, Neersen und Schiefbahn. Solche Detailkenntnisse hatte man nach Auswertung von 165 Aktenordnern gewonnen, die Stadtarchivar Udo Holzenthal den Heimat- und Geschichtsfreunden zur Verfügung gestellt hatte.

Im Rahmen der Dokumentation, an der viele Ehrenamtler mitgewirkt haben, wurden auch zehn Flüchtlinge beziehungsweise Vertriebene interviewt und gefilmt. Diese Filme sowie der Trailer zur Eröffnung der Ausstellung im Oktober wird derzeit von dem Anrather Harald Brülls als DVD erstellt. Diese kann im nächsten Jahr für zehn Euro beim Heimatverein erworben werden.