Vorst: Kirche hat schon verkauft
Planung: Auf dem Grundstück der Pfarrgemeinde im Vorster Ortskern sollen Altenwohnungen entstehen.
Vorst. Vom Eis ist sie noch nicht, die Vorster Kuh. Aber sie bewegt sich Millimeter um Millimeter aufs rettende Ufer zu. Wie soll’s weitergehen mit dem Vorster Ortskern? Diese Frage beschäftigte den Planungsausschuss in einer Sondersitzung.
Die katholische Kirchengemeinde hat Fakten geschaffen und Land zwischen Haupt-, Kuh- und Clevenstraße verkauft. Der Kaufpreis für das rund 1750 Quadratmeter große Areal liegt nach WZ-Informationen bei rund 330000 Euro. Käufer ist eine Viersener Investorengruppe. Die will jetzt umgehend die entsprechenden Förderanträge stellen, um dort Altenwohnungen zu errichten.
Allerdings müssen zunächst einmal das alte Jugendheim und ein leerstehendes Wohnhaus am Eduard-Heinkes Platz abgerissen werden. Zu einem späteren Zeitpunkt sollte dann auf einem Kirchengrundstück an der Kuhstraße auch eine Wohnbebauung ermöglicht werden.
CDU und SPD sprachen sich dafür aus, den entsprechenden Bebauungsplan VO38 ("Innenstadtentwicklung Vorst") in die Bürgerbeteiligung zu geben. Um aber bei dem Bauvorhaben der Investorengruppe die Kontrolle nicht zu verlieren, schlug Ausschuss-Vorsitzender Hans-Joachim Kremser einen Sonderweg vor: Es soll einen "Vorhaben- und Erschließungsplan" geben.
Dann müsse der Architekt seine jeweilige Planung dem Ausschuss vorlegen. Bei dem Architekten handelt es sich um Arthur Dahmen aus Anrath. "Wir wollen den Plan sauber zuschneiden und nicht Überraschungen erleben, die uns hinterher leid tun", so Hans-Joachim Kremser.
"Wir geben dann aber das Planungsrecht aus der Hand", meldete Fachbereichsleiter Kurt Viethen Bedenken an. "Die Behörde kann darauf nur reagieren und nicht selbst tätig werden." Dennoch votierte der Ausschuss mit großer Mehrheit für den gemeinsamen Antrag von CDU und SPD. Es gab lediglich eine Gegenstimme von Herbert Derksen (GUT).
"Wir streiten hier um des Kaisers Bart", versuchte Bürgermeister Thomas Goßen bei den langen Debatten im Planungsausschuss über die weitere Vorgehensweise einen Konsens zu finden. Unter den Zuhörern verfolgte auch Pfarrer Ludwig Kamm die vielen Wortbeiträge.
So oder so wird sich die Verwaltung bis zur Bürgerbeteiligung noch Gedanken machen müssen. Dabei geht es auch um die neue Bebauung entlang der Kuhstraße. Einen weiteren Lebensmitteldiscounter wird es im Kernbereich nicht geben. "Wir müssen auch den Eigentümer des Schlecker-Marktes einbeziehen, damit eine städtebauliche Aufwertung des derzeit eingeschossigen Komplexes erfolgt", meinte Stadtplaner Kurt Viethen.
Die genaue weitere Vorgehensweise scheint nach dem neuesten Stand noch nicht klar zu sein. Kurth Viethen sprach sich nochmals gegen den "Vorhaben- und Erschließungsplan" aus. Jetzt kommt es zu weiteren Gesprächen mit Bürgermeister Goßen und wohl auch mit den Kommunalpolitikern. Gut möglich, dass eine weitere Sondersitzung des Planungsausschusses folgen muss.