St. Tönis Weitere Anwohner klagen über Lärm und Müll im Park am Pastorswall
Die Verwaltung weist darauf hin, dass „zwischenzeitlich verstärkt“ Polizeikontrollen durchgeführt worden seien. Auch die Politik beschäftigt sich jetzt mit dem Thema.
St. Tönis. In der vorigen Woche war es wieder so weit: In der Nacht zu Freitag werden die Anwohner des Pastorswalls Richtung Hochstraße und Kirchstraße aus dem Tiefschlaf gerissen. Um halb zwei knallt es zum ersten Mal, drei Minuten später folgt die zweite Explosion. Ob es ein Chinaböller ist oder ein selbstgebauter Knaller, der da auf dem Hügel am Spielplatz in die Luft gejagt wird, vermag niemand zu sagen, aber der Schall stört die nächtliche Ruhe der Anwohner empfindlich.
Seit die Polizei vor etwa einem halben Jahr zwei Jugendliche und einen Erwachsenen verwarnt hat, kommt es seltener vor, aber immer mal wieder explodiert etwas nachts im Park am Pastorswall. Überhaupt ist vor allem in lauen Nächten einiges los in der Anlage. Zurückgelassene Pizzakartons, Scherben und Zigarettenstummel rund um die Tischtennisplatte bezeugen die nächtlichen Treffen. Neben vielen Beschwerdeanrufen, die das Ordnungsamt bereits entgegen genommen hat, liegen der Verwaltung zwei Schreiben von Anwohnern vor, die sich über die nächtliche Parkgäste und deren Verhalten besonders im Bereich zur Viersener Straße hin beklagen (die WZ berichtete).
Anwohner
So schreibt ein Bürger, der im April in den Neubau „Ahl Scholl“ gezogen ist: „Die Lärmbelästigung aus dem Park am Pastorswall nimmt zwischenzeitlich ungeahnte Formen an.“ Der Ort sei ein Treffpunkt für Alkoholexzesse und ein Drogenumschlagplatz und werde ab 22 Uhr „zur nicht begehbaren Zone“. Nicht nur Lärm, auch Vandalismus beklagt er: Außenleuchten seien mehrfach beschädigt worden, eine Gartenmauer eingestürzt.
Ein zweiter Anwohner berichtet, dass die nervliche Belastung durch die nächtliche Ruhestörung ihn und seine Familie krank mache und schildert ebenfalls, dass der Park für Anlieger abends tabu sei. Gewalttätigkeiten, Alkoholexzesse und Sachbeschädigungen seien an der Tagesordnung. Beide Bürger schlagen vor, Bäume und Sträucher zurückzuschneiden, damit der Park besser eingesehen werden kann, Sitzgelegenheiten zu entfernen, für ausreichende Beleuchtung zu sorgen und ein nächtliches Aufenthaltsverbot auszusprechen.
Nach der WZ-Berichterstattung in der Vorwoche gab es viele ähnliche Reaktionen auf Facebook. „Seit zwölf Jahren kann ich nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr mit unserem Hund dort entlang gehen, weil ich teilweise Angst habe oder unser Hund durch Glasscherben laufen könnte“, heißt es da. Und jemand anderes schreibt: „Endlich passiert was. Find ich super!!“
Die Verwaltung hat tatsächlich reagiert. Sie weist darauf hin, dass „zwischenzeitlich verstärkt“ durch Polizei und Ordnungsdienst Kontrollen durchgeführt worden seien. Eine größere Sitzgelegenheit im Bereich rund um das Ballspielgerät sei abgebaut, das Grün dort zurückgeschnitten worden. Zurzeit werde ermittelt, ob eine weitere Ausleuchtung und ein Aufenthaltsverbot nach 22 Uhr möglich seien.
Nicht gesprochen wird bisher über den Einsatz eines Streetworkers, den das Kreisjugendamt bereits 2013 für St. Tönis empfohlen hat, nachdem die Mitarbeiter eine sogenannte Sozialraumstudie erstellt hatten. Dabei hatte sich herausgestellt, dass in St. Tönis viele Jugendliche ihre Freizeit „im öffentlichen Raum“ verbringen, Schwerpunkt: der Park am Pastorswall.
Für diese Gruppe werde ein Streetworker empfohlen, hieß es vom Kreisjugendamt. Er solle gemeinsam mit den Jugendlichen Freizeitangebote aufbauen, Themen wie Drogen oder Extremismus aufgreifen und bei Konflikten, etwa mit Anwohner von Treffpunkten, vermitteln. Rund 100 000 Euro hätte die auf zwei Jahre befristete Stelle gekostet, der Kreis hätte 56,6 Prozent davon getragen.
Während die Politiker sich mehrheitlich dafür aussprachen, schien dem Personalrat der Verwaltung das angesichts der Haushaltslage nicht finanzierbar, die Stelle wurde nie besetzt. wic, WD
“Am Mittwoch, 6. September, 18 Uhr, tagt der Hauptausschuss im Rathaus, Hochstraße 20a. Die Beschwerden über die nächtliche Lärmbelästigung am Pastorswall stehen dann auf der Tagesordnung.