Konzert in Neersener Friedenskirche Ein Chor liebt die Musik

Neersen · Der Chor der Emmaus-Kantorei aus Willich sang in Neersen nach langer Pause ein emotionales Konzert. Die Stücke, die von der Romantik bis in die Neuzeit reichten, waren Botschaften, passend zu den Krisen dieser Zeit.

Chorleiter Klaus-Peter Pfeifer führte durch den Abend. Begleitet wurde der Chor vom Wuppertaler Kirchenmusikdirektor Jens-Peter Enk.

Foto: Norbert Prümen

(b-r) Von draußen zieht der Duft der Bäume in die Friedenskirche in Neersen, auch ein gelegentliches Hundebellen und das Singen der Vögel verirrt sich hierher. Drinnen erfüllen die Sängerinnen und Sänger der Emmaus-Kantorei Willich mit ihren harmonisch zusammenklingenden Stimmen den Raum.

Am späten Sonntagnachmittag gab der Chor ein Konzert, dem Chorleiter Klaus-Peter Pfeifer das Motto „Ich liebe Musik“ vorangestellt hatte. Dass er damit den Nerv seiner Sänger getroffen hatte, konnte man hören, spüren und in den strahlenden Gesichtern der Akteure erkennen. Kreiskantor Klaus-Peter Pfeifer, seit 1976 Chorleiter, begrüßte die Gäste und freute sich mit ihnen auf einen „besonderen Abend nach einer langen schrecklichen Zeit“.

Es war kein reines Chorkonzert, auch die Eule-Orgel kam mit Solostücken zum Einsatz. Pfeifer erinnerte daran, dass das Instrument vor 40 Jahren in den Dienst genommen wurde. Die Orgel brachte Jens-Peter Enk, Kirchenmusikdirektor aus Wuppertal, in allen Facetten aufs Schönste zum Erklingen, nicht nur in den Solostücken, auch in der Begleitung des Chores. Bei manchen Stücken wechselte er an den Flügel.

Schwerpunkt des abwechslungsreichen Programms war die Musik der Romantik, also die des 19. Jahrhunderts. Auch Werke von Johann Sebastian Bach standen auf der Liste der aufgeführten Stücke. Der Eingangschor „Erschallet ihr Lieder“ aus der Bach-Kantate 172 klang im Hinblick auf zwei Jahre Corona-bedingter Auftrittsabstinenz wie ein gesungenes „Jetzt erst recht-“-Manifest. Felix Mendelssohn-Bartholdys „Verleih uns Frieden gnädiglich“ dagegen erklang wie ein sehr emotionales Manifest gegen den aktuellen Krieg.

Im September gibt es
ein großes Konzert in Krefeld

Zeitgenössische Komponisten wie Marco Frisina und James Edward Moore Jr. standen ebenfalls auf dem Programm. Enk spielte die wunderschönen „Toccata“ des niederländischen Komponisten Jan Nieland, der 1963 verstarb. Ein Leckerbissen war das Pasticcio. Eine Art „Auflauf“ ist die Pasticcio-Messe, in der aus den Stücken verschiedener Komponisten eine Messe zusammengestellt ist. So wurde aus den Klängen der Beethoven’schen Mondscheinsonate beispielsweise ein ebenso überraschendes wie bewegendes Kyrie. Unter der Leitung eines ruhigen, zurückhaltenden und doch bestimmten Dirigenten entwickelten die knapp 30 Sängerinnen und Sänger eine wunderbare dynamische Klangfülle.

Das Motto des Abends „Ich liebe Musik“ traf nicht nur den Nerv der Sänger, sondern auch den der Zuhörer, die begeistert Applaus spendeten und eine Zugabe einforderten. Pfeifer freute sich über die Aufmerksamkeit der Gäste: „Manchmal hätte man eine Stecknadel fallen hören können.“

Der Chorleiter erinnerte daran, dass der Chor am 18. September ein großes Konzert in der Friedenskirche Krefeld geben wird.