Begegnungszentrum Krumm in Willich Neue Anlaufstelle für Willicher Eltern, deren Kinder ein Handicap haben

Willich · Die Familienzentren Willich bieten ab 1. September den Elterntreff „Vielfalt“ an: Für Eltern, deren Kinder Auffälligkeiten zeigen.

Petra Juntermanns-Leusch (rechts) und Claudia Weyers haben den neuen Elterntreff „Vielfalt“ im Begegnungszentrum Krumm entwickelt.

Foto: Norbert Prümen

Jedes Kind ist einzigartig, und das trifft auch auf die Entwicklung zu. Die einen sind frühreif in der Sprache, die anderen zeichnen sich durch eine stark entwickelte Motorik aus. Bei anderen Kindern dauert es länger, bis sie krabbeln können oder die ersten Wörter sprechen. In der Regel besteht kein Grund zur Sorge, sondern ist nur Geduld gefordert. Wenn sich aber Kinder deutlich langsamer entwickeln oder ein Handicap haben, löst dies bei den Eltern Sorgen und Ängste aus. Und genau hier setzt ein neues Angebot an, das die Familienzentren Willich entwickelt haben.

Am Donnerstag, 1. September, startet der Elterntreff „Vielfalt“. Dabei handelt es sich um ein monatliches Treffen. Es ist ein kostenfreies Angebot, das alle Eltern mit Kindern im Alter bis zum Ende der Grundschulzeit anspricht. „Es geht in erster Linie rein um den Austausch. Für Eltern werden die eigenen Nöte leichter, wenn sie feststellen, dass auch andere Eltern Sorgen und Probleme haben. Man spricht darüber und merkt, dass man nicht allein ist“, sagt Petra Juntermanns-Leusch, Netzwerkkoordinatorin im Familienbüro Willich des Caritasverbandes, das sich im Willicher Begegnungszentrum „Krumm“ befindet.

Daher ist das „Krumm“ auch als Veranstaltungsort gewählt worden. Einmal um Monat – immer am ersten Donnerstag im Monat – treffen sich die Eltern im großen Kaminzimmer der Einrichtung für anderthalb Stunden. Die Leitung übernimmt die Heilpädagogin Claudia Weyers.

Der Auslöser, aus dem letztendlich der Elterntreff „Vielfalt“ entstanden ist, liegt bereits zwei Jahre zurück. Alle zwei Jahre führen die Familienzentren eine Elternbefragung durch. „Das ist eine Vorgabe des Landes, damit wir wirklich passgenaue Angebote entwickeln können“, sagt Juntermanns-Leusch. Mehrere Eltern rückten das Thema ADHS in den Mittelpunkt. Das Thema wurde aufgegriffen, ein Referent gesucht und ein Elternabend, seinerzeit aufgrund der Corona-Vorgaben online, auf den Weg gebracht. Viele Eltern nutzten das Angebot. „Wir hätten natürlich auch gerne einen Austausch unter den Eltern gehabt, was aber online nicht so wirklich funktionierte“, erinnert sich die Netzwerkkoordinatorin.

Sie behielt das Thema im Kopf, um eine mögliche Folgeveranstaltung zu realisieren. Zwischenzeitlich kamen jedoch weitere Anfragen von Eltern, deren Kinder andere Auffälligkeiten zeigten. Juntermanns-Leusch kam mit Weyers ins Gespräch, die aufgrund ihrer Arbeit in Kitas viele Probleme der Eltern kennt. Gemeinsam entwickelte man letztendlich das Konzept zum Elterntreff „Vielfalt“, bei dem es nicht um ein spezielles Problem geht, sondern generell um Auffälligkeiten und Handicaps, die den Eltern Sorgen bereiten und über die sie sich gerne mit anderen Eltern austauschen würden. „Wir können uns zudem vorstellen, Dozenten und Therapeuten zu speziellen Themen einzuladen und danach in den Austausch zu gehen“, sagt Weyers.

Beide Frauen sind jetzt erst einmal gespannt, wie das neue Angebot angenommen wird. Anmelden muss sich niemand. Jeder kann den Elterntreff „Vielfalt“ spontan besuchen und geht bei einem Besuch auch keine Verpflichtung ein. „Ich hätte mich gefreut, wenn ich auf ein solches Angebot hätte zurückgreifen können“, sagt Annika R., deren Sohn Noah durch eine stark verminderte Sprachentwicklung auffiel. Die Problematik zeigt sich schon früh, aber erst mit Eintritt in die Kita war klar, dass Noah ein wirkliches Problem hatte und es sich nicht um eine einfache Verzögerung handelte. „Es wäre einfach schön gewesen, wenn man sich mit anderen Eltern, die auch mit Entwicklungsproblemen zu tun gehabt hätten, hätte austauschen können“, sagt die 31-Jährige. Es sei anders, mit betroffenen Eltern zu sprechen, als mit Eltern, die solche Sorgen nicht kennen, fügt sie an. Noah, inzwischen vier Jahre alt, hat inzwischen den Anschluss mit Logopädie gefunden.

„Generell können wir über das neue Angebot bei Bedarf auch weitere Hilfen vermitteln. Wir sind eng vernetzt“, sagt Juntermanns-Leusch. Die Palette reicht von Unterstützung für eine Mutter-Kind-Kur über die Hebamme bis hin zur Familien-Kinderkrankenschwester.