„Willich History: Crime Stories“ Stadt Willich veröffentlicht auf Youtube historische Krimis

Willich. · Mit Kurzfilmen auf Youtube macht die Stadt auf Geschichtliches aufmerksam. Sie erzählen auf unterhaltsame Weise von denkwürdigen Verbrechen, die sich einst auf Willicher Stadtgebiet ereignet haben.

Wirkten an der „Crime“-Reihe mit (v. li.): Beigeordnete Brigitte Schwerdtfeger, Florian Siebert (Regisseur), Amtsleiter Bernd Hitschler, Stadtarchivar Udo Holzenthal, Carsten Rusch (Schauspieler) und Sven Post (Kamera).

Foto: Wolfgang Kaiser (woka)

Ein Mann sitzt am Schreibtisch. Das Büro ist altmodisch mit schweren wuchtigen Möbeln ausgestattet. Er schreibt auf einer Schreibmaschine. An der Wand hinter ihm hängen verblichene Plakate, die auf Veranstaltungen der Stadt Willich hinweisen. Da erreicht ihn ein Anruf auf einem Telefon mit Drehscheibe. „Finden Sie den Goldschatz“, lautet der Auftrag. So beginnt einer der beiden Kurzfilme, die für die Stadt Willich gedreht und auf Youtube eingestellt wurden.

Sie erzählen auf unterhaltsame Weise von denkwürdigen Verbrechen, die sich einst auf Willicher Stadtgebiet ereignet haben. Bei dem ersten geht es um einen spektakulären Kriminalfall aus dem Jahr 1973, bei dem im Büttgerwald ein Polizist erschossen wurde und eine immens große Menge an Diebesgut sichergestellt werden konnte.

Vorlage für „Willich History: Crime Stories“ sind historische Ereignisse, die Stadtarchivar Udo Holzenthal zum 50-jährigen Bestehen der Stadt Willich zusammengetragen hat. Sie wurden Anfang des Jahres bereits im Willicher Krematorium mit großem Erfolg vorgetragen. Als die Corona-Pandemie weiteren Live-Veranstaltungen einen Riegel vorschob, suchten die Verantwortlichen nach neuen Wegen, um das Stadtjubiläum zu würdigen.

Stadt beauftragte eine
Firma aus Meerbusch

Das filmische Format hatte sich da schon bewährt. Viele Menschen hatte die Stadt bereits mit einer online gestellten Talk-Runde der Parteivorsitzenden auf dem Youtube-Kanal der Stadt Willich erreicht. „Wichtig war uns der Gedanke der Nachhaltigkeit“, sagt Beigeordnete Brigitte Schwerdtfeger. „Die Filme können immer wieder angeschaut werden“, findet Amtsleiter Bernd Hitschler. „Sehr verwaltungstechnisch“ seien erste eigene Überlegungen gewesen, räumt Stadtarchivar Holzenthal ein.

Profis mussten her. Die Stadt beauftragte die in Meerbusch ansässige Firma Kreativfilm, aus dem trockenen Stoff lebendige Willicher Geschichte zum Anfassen zu produzieren. Mit dem Ergebnis sind die Vertreter mehr als zufrieden. Florian Siebert schrieb das Drehbuch. „Da ist immer ein Augenzwinkern dabei, das war mir wichtig“, erzählt er.

Dabei erlaubte er sich auch gelegentliche Abweichungen von den historischen Fakten. Gedreht wurde im kleinen Team mit Produktionsleiter Carsten Rusch und Kameramann Joel Ramos. Einziger Darsteller ist Sven Post, der als Piet Persson alle Rollen übernimmt. Einem breiteren Publikum dürfte er als langjähriges Ensemblemitglied der Neersener Schlossfestspiele bekannt sein.

Ohne Kostümwechsel und ohne Schnitte mimt er den Erzähler, Detektiv, den Verbrecher und seine Opfer. Das gelingt mühelos, schafft Leichtigkeit und Distanz und gibt den Filmen einen dokumentarischen, erzählenden Charakter. Und dass ihm das Ganze viel Spaß gemacht habe, merkt man ihm auch an. Jeweils einen Tag brauchte es für die rund acht Minuten langen Filme. Gedreht wurde die Szene aus dem Büttgerwald am Originalstandort, einem heute verlassenen Gehöft. Das sei schon „gruselig“ gewesen, erinnert sich der Schauspieler. Die Requisiten aus den 1970er-Jahren, wie Möbel, die Schreibmaschine und einen „tonnenschweren“ Fernseher steuerte der Heimatverein Schiefbahn bei. Der VW-Bully mit dem Piet Persson durch die Gegend kurvt, wurde von Brigitte Schwerdtfeger zur Verfügung gestellt. Der zweite Film spielt im Jahr 1800. Er wurde im Niederrheinischen Freilichtmuseum in Grefrath und an der Alten Schulstraße in Kempen gedreht und erzählt aus dem abenteuerlichen Leben des „Helmes von der Schiefbahn“, der im wahrsten Wortsinn auf die schiefe Bahn geriet: Er gehörte einer der zahlreichen Räuberbanden an, die damals am Niederrhein ihr Unwesen trieben. Bei gutem Erfolg, sprich zahlreichen Klicks, sind weitere Folgen nicht
ausgeschlossen.