Kabarettabend in der Auferstehungskirche Okko Herlyn liefert „Niedertracht am Niederrhein“
Willich · Der Kabarettist und seine Frau Heike Kehl-Herlyn bringen bei ihrem Auftritt in der Auferstehungskirche in Willich Kabarett und Gesang zusammen. Was die Besucher erwartet und wofür das Eintrittsgeld verwendet wird.
Zum christlichen Glauben gehört für Okko Herlyn auch eine ganze Menge Humor dazu. Von sich absehen, sich selbst kritisch aus der Distanz betrachten oder, wie es der Pfarrerssohn formuliert: „sich selber nicht so bierernst nehmen“. Was das in der Umsetzung bedeutet, zeigt er zusammen mit seiner Frau Heike Kehl-Herlyn bei „Niedertracht am Niederrhein. Himmelschreiendes aus der hiesigen Provinz“. Mit seinem Programm füllt das Ehepaar einen Kabarettabend in der Auferstehungskirche in Willich. „Es wird sehr abwechslungsreich“, verspricht der 78-jährige Duisburger.
Herlyn ist selbst ehemaliger Pfarrer und Theologieprofessor. Dass er dazu bereits seit Jahrzehnten als Kabarettist auftritt, ist für ihn kein Widerspruch.
„Schon Martin Luther sagte: Wo Glaube ist, da ist auch Lachen“, sagt er. „Natürlich denkt man gerade bei ernsten Themen wie Tod und Trauer an den Glauben und die Kirche. Das gehört zum Leben, dem halten wir stand. Aber der Grundton ist doch eher heiter.“ Das habe er bereits in seinem Elternhaus gelernt, in dem viel gelacht worden sei.
Geboren wurde Herlyn in Göttingen als Sohn eines Pastors und einer Buchhändlerin und Schriftstellerin. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Ostfriesland sowie im Rheinland in Wülfrath und Wesel. Er studierte Evangelische Theologie, promovierte und arbeitete unter anderem viele Jahre als Pfarrer in der evangelischen Kirchengemeinde Duisburg-Wanheim. Schon vor seiner Habilitation war er einige Jahre als literarischer Kleinkünstler etwa in Kulturzentren unterwegs. Zudem veröffentlicht Herlyn Lyrik, Kurzprosa, kabarettistische Texte und neue geistliche Lieder, wofür er auch ausgezeichnet wurde. Inzwischen ist er als niederrheinischer Kleinkünstler wahrlich kein Unbekannter mehr. „Publik-Forum“, eine Zeitschrift mit Schwerpunkt auf kirchlichen, religiösen und gesellschaftlichen Themen, nannte ihn gar „einen begnadeten Nachfahren des großen Hanns Dieter Hüsch“. Mit dem 2005 gestorbenen Kabarettisten stand Herlyn 1999 in der Mercatorhalle in Duisburg auf einer Bühne.
Seine Frau Heike Kehl-Herlyn ist Diplom-Sozialarbeiterin, unter anderem in Willich, wodurch der Auftritt in der Auferstehungskirche zustande kommt. Die 62-Jährige stammt aus Witten im südöstlichen Ruhrgebiet und ist in der Jazzszene unterwegs. „Sie ist eine begnadete Sängerin“, sagt ihr Mann. In ihm war irgendwann die Idee gereift, dass sich sein Solo-Programm in Dialogform noch besser machen könnte, also trat er fortan zusammen mit Heike Kehl-Herlyn auf. „Wir werfen uns die Bälle zu“, erläutert er und verspricht, dass aus dem Kabarett zusammen mit dem Gesang seiner Frau eine attraktive Mischung entstanden sei.
Überhaupt werde der Abend in der Auferstehungskirche sehr abwechslungsreich. Das Programm „lebt von einer gewissen Spannung“, sagt Herlyn. Denn bei vielen sei das Bild vom Niederrhein eher beschaulich, friedlich. Er und seine Frau würden dagegen auch mal „Dinge humorvoll aufspießen“, in ihrer Revue ihre fast schon schmerzhaft genaue Wahrnehmung der Menschen am Niederrhein und anderswo wiedergeben – natürlich meist auf der Grenze zwischen Gemütvollem und Abgründigem; mal mehr ironisch gebrochen, mal mehr poetisch versponnen, mal hart neben der Stammtischkante. „Aber“, betont Herlyn, „es wird kein Vortrag. Es ist Kabarett zum Vergnügen.“ Er weiß: Es gibt Grenzen, auch bei der Unterhaltung. Verletzend möchte Herlyn nicht sein.
Für den Abend in der Auferstehungskirche verzichtet das Paar, das heute in Rumeln-Kaldenhausen, dem westlichsten Stadtteil von Duisburg, lebt, auf seine Gage. Das Eintrittsgeld wird zugunsten des ökumenischen Arbeitskreises „Frauen leben Ökumene“ verwendet, der sich dem Thema „Hilfe für Frauen“ widmet und damit die Frauen und Kinder im Frauen- und Kinderschutzhaus im Kreis Viersen unterstützt. „Das ist uns ein wichtiges Anliegen“, sagt Herlyn.