St. Tönis Wohnungen für den Mertenshof

Die frühere „gute Stube“ der Stadt ist verkauft und soll demnächst umgebaut werden.

Foto: Friedhelm Reimann

St. Tönis/Willich. Gerade getrocknet sind die Unterschriften unter dem Notarvertrag, wonach das Areal mit dem denkmalgeschützten Mertenshof am St. Töniser Kirchplatz von der Erbengemeinschaft Heckmann (Kempen) an den Projektaufbereiter Bodo Garden (Willich) und dessen Geschäftspartner übergegangen ist. Das Vorhaben der „Neuen“ ist ambitioniert: Sie wollen das Gelände mit altem Wohnhaus, dem inneren Gebäudetrakt mit den beiden Seitenflügeln und dem Restaurant in der Mitte mit Leben füllen.

Foto: Kurt Lübke

Zählt man den Kaufpreis dazu, sollen rund vier Millionen Euro investiert werden. Die ersten Überlegungen sind, etwa 18 Wohnungen vorzusehen und eine Gastronomie einzurichten. Und auch der Verein „Alter-Nativen“ wird mit seinem Café und Schulungsräumen berücksichtigt, nur an anderer Stelle.

Der Mertenshof war lange Zeit die „gute Stube“ von St. Tönis. Bis Ende November 2013 der Betrieb vor allem wegen des unzureichenden Brandschutzes und den damit verbundenen hohen Investitionen geschlossen werden musste.

Fassungslosigkeit hatte sich danach nicht nur bei vielen St. Tönisern breit gemacht, die den denkmalgeschützten Gutshof mit seinem Biergarten für Feierlichkeiten aller Art nutzten. Auch die Tönisvorster Wirtschaftsförderer schlugen Alarm, zumal dieses Ausflugslokal auch in der weiteren Umgebung stets eine gute Adresse war.

„Die Vorgespräche mit allen Beteiligten sind soweit geführt, dass wir guter Dinge sind, unsere Vorstellungen kurzfristig umsetzen zu können“, sagt Bodo Garden gegenüber der WZ. Er kennt das Thema „Denkmalschutz“ seit vielen Jahren, arbeitet mit erfahrenen Unternehmen beziehungsweise Bauträgern zusammen. So hat er nach eigener Auskunft zahlreiche Denkmalschutzobjekte in Leipzig entwickelt.

Zuletzt hat er den historische Straterhof in Schiefbahn erworben und planungsrechtlich aufbereitet. Im Mai dieses Jahres wird das Objekt mit 15 Wohnungen fertig sein, nachdem vor dem Baubeginn die Wohneinheiten an Kapitalanleger oder Eigennutzer verkauft wurden. Zwischenzeitlich wurden weitere Denkmalschutzobjekte in Willich, Krefeld und Rheinberg angekauft.

Mit dabei ist im Mertenshof, sein Architekt Rüdiger Perbandt (Viersen) mit Projekt-Leiterin Alime Öztas. „Dies ist hier die große Chance, etwas Einmaliges zu schaffen“, schwärmt Rüdiger Perbandt. Der Bauantrag soll bis Mai fertig sein.

Die ersten Überlegungen des Architekten, die aber noch im Detail mit infrage kommenden neuen Nutzern oder Anlegern abgestimmt und konkretisiert werden müssen: Direkt am Kirchplatz liegt das dreigeschossige Haupthaus aus dem Jahr 1745. Auf den Etagen sind dort insgesamt drei bis fünf Mietwohnungen möglich.

Wenn man durch die Toreinfahrt geht, blickt man geradeaus auf das Hauptgebäude, in dem oben der alte Festsaal war. Auf der oberen Etage will der Architekt anstatt des Saales zwei große Loftwohnungen mit jeweils mehr als 150 Quadratmeter Wohnfläche einrichten. Unten links könnte auf etwa 120 Quadratmetern das neue Zuhause der „Alter-nativen“ sein; unten rechts die alte und auch die neue Gastronomie, drinnen wie draußen.

Etwa 180 Quadratmeter gibt es im Restaurant, 150 draußen im Biergarten. Erste Interessenten sind bereits da, die sich für diesen gastronomischen Betrieb interessieren. Zumindest einer kommt aus dem St. Töniser Zentrumsbereich. Möglich ist, dass die zwei Loft-Wohnungen entweder zur Miete oder zum Kauf angeboten werden.

Miete oder Kauf: Beides ist auch in den beiden Seitenflügeln möglich. Dort sollen auf jeweils zwei Etagen sechs Seniorenwohnungen entstehen, zwischen 40 bis 60 Quadratmetern groß. Der Mietpreis soll elf Euro pro Quadratmeter betragen. Oben sind teilweise Balkone vorgesehen. Sind die Wohnungen auch barrierefrei? Auf die Frage antwortet Perbandt: „Hindernisfrei trifft es wohl eher.“ Wegen des Denkmal-Charakters könne zum Beispiel nur mit unverhältnismäßig hohen Kosten ein Aufzug eingebaut werden, was nicht geschehen wird. Dennoch seien die Wohnungen selbst seniorengerecht. Rüdiger Perhandt ergänzt: „Wir wollen ein lebendiges Wohnen für Jung und Alt ermöglichen.“ Daher soll auch draußen der Innenhof entsprechend gestaltet werden, etwa mit überdachten Sitzecken.

Ein Hotel ist allerdings nicht mehr vorgesehen. Ebensowenig ein großer Saal oder einzelne Versammlungsräume. Bodo Garden und sein Architekt hoffen, dass es zu einem zügigen Planverfahren kommt und dass vielleicht schon im Herbst des Jahres 2017 dort die ersten Mieter/Eigentümer einziehen und im Restaurant oder im Biergarten etwas bestellen können.

Wer sich für das Objekt oder speziellen Fragen zum Denkmalschutz interessiert, kann Bodo Garden anrufen: Tel. 0172/241 3115. E-mail:

b.garden@colonia- liegenschaften.de