WZ-Wahlcheck Wo soll das neue Rathaus hin?

Tönisvorst · Die WZ hat CDU, SPD, Grüne, UWT, FDP und GUT gefragt, für welchen Standort sie sich entschieden haben. Und warum sie den zentralen Verwaltungsneubau genau da sehen.

Zurzeit ist der Hauptverwaltungssitz der Stadt Tönisvorst an der Bahnstraße in St. Tönis zu finden. Weitere Adressen, u.a. im Alten Vorster Rathaus oder an der Hospitalstraße in St. Tönis, stehen für die dezentrale Erreichbarkeit.  Einig ist sich die Politik: ein zentraler Neubau soll her. Zur Standortfrage gehen die Meinungen von CDU, SPD, Grünen, UWT, FDP und GUT auseinander.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Hier wird der WZ-Wahlcheck Nummer zwei für Tönisvorst „angeliefert“. Es geht um das neue Rathaus.

Das klare politische Ja zu einem zentralen Verwaltungsneubau liegt ja bekanntlich seit Dezember 2019 vor. Die Standortfrage ist aber acht Monate später weiter noch ungeklärt und nicht per Ratsentscheid besiegelt.

Wo soll’s sein? Wilhelmplatz, Willicher Straße (hier sind zwei Grundstücke in der Diskussion), Maysweg, Am Wasserturm oder im Bereich Höhenhöfe? Unsere Frage an die sechs zur Ratswahl antretenden Parteien in Tönisvorst lautete: „Welchen der sechs geprüften Standorte präferieren Sie und warum? Stehen Sie weiter zu den bisherigen Planungen (Gebäude/Kosten) oder halten Sie angesichts von Home-Office-Erfahrungen auch eine deutlich abgespeckte Variante für machbar?“

Hier die Antworten von CDU, SPD, Grünen, UWT, FDP und GUT. Die Reihenfolge der Beantwortung leitet sich vom letzmaligen Wahlergebnis 2014 ab.

Der Verwaltungssitz am Mobilitätsknotenpunkt

CDU: „Für uns als CDU gehört eine Verwaltung grundsätzlich in ein Stadtzentrum. Gerade unter ökologischen Gesichtspunkten, wie dem sonst fortschreitenden Fläschenverbrauch im Außenbereich sowie den kurzen Wegen für die überwiegende Anzahl von Tönisvorster Bürgerinnen und Bürger. Für die Bürgerinnen und Bürger in Vorst haben wir den Erhalt des Bürgerbüros gesichert, um auch dort kurze Wege zu gewährleisten. Durch einen Ausbau des Wilhelmplatzes als Mobilitätsknotenpunkt wird sich die Anbindung zusätzlich verbessern.

Zudem bietet ein zentrumsnaher Standort gute Möglichkeiten der Nachnutzung von Raumkapazitäten (Geschäfte, Ausstellungsräume, etc.), die gegebenenfalls durch eine fortschreitende Entwicklung des E-Goverments und einer Ausweitung des Home-Office entstehen könnten. Dies garantiert für die Bürgerinnen und Bürger die Nachhaltigkeit ihrer Investition. Unsere Sicht, wird auch von den Experten des Gutachterbüros, das eigens zur Klärung dieser Frage beschäftigt wurde, bestätigt.

Für konstruktive Gespräche sind wir weiterhin offen. Eine ideologische Standortwahl ohne Sachgrundlage halten wir für falsch.“

Der neue Rat soll Entscheidung über den Standort fällen

SPD: „Ein Verwaltungsgebäude muss heute nicht mehr zwingend in der Innenstadt stehen, die Alternativen sind zu prüfen und zu bewerten. Vor der Standortfrage müssen aber noch Rahmenbedingungen geklärt werden.

Die Erreichbarkeit durch den ÖPNV bzw. den Bürgerbus muss gewährleistet sein, sowie die Anbindung ans schnelle Internet. Außerdem müssen genügend Flächen für zukünftige Erweiterungen vorhanden sein, beispielsweise für eine Kindertagesstätte für Mitarbeiter und Anwohner.

Wir möchten ein klimaneutrales, nachhaltig gebautes Gebäude errichten, das einen hohen sozialen Komfort für die Mitarbeiter bietet. Das beinhaltet auch flexible Arbeitsplätze, die es ermöglichen, jederzeit von zu Hause zu arbeiten.

Nach der letzten Sitzung der Baukommission wurde deutlich, dass eine Entscheidung zum Standort auch zum Jahresende getroffen werden kann, ohne dass dies negative Auswirkungen auf die Bauzeit oder den Kostenrahmen haben wird. Der jetzige Rat kann zwar eine Entscheidung treffen, daran ist der neu zusammengesetzte Rat jedoch nicht gebunden.

Der neue Rat muss den Bau in Auftrag geben und begleiten, deshalb sind wir der Meinung, der neue Rat sollte bis zum Jahresende eine Entscheidung treffen.

Standort am Wasserturm
wird bevorzugt

Grüne: „Wir präferieren den Standort am Wasserturm. Er symbolisiert die Mitte von Tönisvorst. Schließlich besteht unsere Stadt aus zwei Stadtteilen. Wir möchten das Gelände zum grünen Mittelpunkt der Stadt machen. Generell sind wir aber auch zu Kompromissen bereit.

Die Pandemie zeigt, dass wir für die Zukunft moderner, besser und zukunftsorientierter denken müssen. Homeoffice, flexible Arbeitszeitmodelle, digitaler Bürgerservice und eine gesunde Arbeitsatmosphäre sollten Maßstab für eine Entscheidung sein. Nur so gelingt es uns auch für qualifiziertes Personal zu gewinnen.

In der Innenstadt brauchen wir intelligente Lösungen, um mehr Kaufkraft in die Innenstadt zu holen. Hier wollen wir Platz schaffen für eine „Grüne Lunge“ mit entsprechender Wohnbebauung.“

Künftige Adresse: Real-Areal zwischen Vorst und St. Tönis

UWT: „Die UWT hat sich als Standort für das neue Verwaltungsgebäude für das „Stadtzentrum“ zwischen den beiden Ortsteilen entschieden. Wir haben auf dem Gelände des alten Massa/Real-Areals eine seit Jahren brachliegende Fläche, deren Verwendung für den neuen Verwaltungsbau zu keinem Verbrauch kostbarer Innenstadt-Flächen führen würde. ÖPNV-Anbindungen sind vorhanden bzw. könnten in diesem Zusammenhang auch für die im Gewerbegebiet Beschäftigten besser ausgebaut werden.

Die Anbindung an das Glasfasernetz ist gegeben, da die Deutsche Glasfaser das Gewerbegebiet bereits erschlossen hat. Es gibt dort genügend Platz für Parkflächen. Man könnte eine Erneuerung des Bauhofes ebenso einplanen, wie den Rückbau der Ampelanlage, um dort einen Kreisverkehr zu errichten. Die bisher vorgenommenen Planungen sollten nur kalkulatorische Richtwerte geben.

Die aktuelle Pandemie hat gezeigt, was wir gegebenenfalls neu überdenken müssen. Es müssen gewachsene Strukturen kritisch auf ihre zukünftige Belastbarkeit überprüft und die vorgesehenen Flächen in Anbetracht der aktuellen Erfahrungen insbesondere im Bereich der Digitalisierung bei den Ausschreibungen neu überdacht werden.“

Liberale für Grundstück in
St. Töniser Innenstadt

FDP: „Die FDP begrüßt den Verwaltungsneubau ausdrücklich. Die Verwaltungskosten können durch die Zusammenlegung zuvor mehrerer Standorte deutlich gesenkt werden, so dass freiwerdende Mittel nachfolgend für andere Belange (z. B. Ausbau Schulen und Kitas) eingesetzt werden können.

Auch sollte die Stadt Tönisvorst ihren jetzigen und zukünftigen Mitarbeitern einen zeitgemäßen Arbeitsplatz bieten, was nicht zuletzt auch die herausfordernde Akquise von neuen Mitarbeitern in den nächsten Jahren erleichtern sollte.

Als Standort kommt für die Freien Demokraten nur ein Grundstück in der Innenstadt von St. Tönis in Betracht, da sichergestellt ist, dass das Bürgerbüro in Vorst dauerhaft weiter betrieben wird. Ein Verwaltungsbau ist ein prägendes Element für einen Ortskern und sollte auch wenn der geographische Mittelpunkt von Tönisvorst auf der grünen Wiese liegt, nicht dorthin verlegt werden.

In der Innenstadt bildet ein Verwaltungsneubau darüber hinaus einen positiven Effekt für den Einzelhandel. Da die Pläne zum Neubau bereits recht weit fortgeschritten sind, möchten die Freien Demokraten auch wegen neuer Erkenntnisse aus der Corona-Zeit, den Neubau nicht erneut in die Planungsehrenrunde schicken. Ein entsprechend geplantes Gebäude in Innenstadtlage sollte sich auch in späteren Jahren gegebenenfalls in Teilen vermieten und somit anderweitig nutzen lassen, was aus Sicht der FDP ein weiterer Grund für die Ansiedlung im Stadtkern ist.“

Standort in der „Mitte“ – in der Nähe der Höhenhöfe

GUT: „Die GUT tritt für einen Verwaltungsneubau in der Stadtmitte ein. Ein Standort in der Nähe der Höhenhöfe ist sowohl von St. Tönis als auch von Vorst gut erreichbar, auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Zu den üblichen Bürozeiten verkehren dort aktuell zwei Buslinien.

Das Areal um den bisherigen Standort kann in eine großzügige Überplanung des Bereichs Bahnstraße/Willicher Straße eingebracht werden. Dort kann unsere Forderung nach zentrumsnahem Gewerbe und bezahlbarem Wohnraum erfüllt werden.

Andere Modelle werden die Innenstadt nicht in gewünschtem Maße beleben. Eine deutliche Ausweitung von Homeoffice auch in der Stadtverwaltung soll möglich werden. Da aber kein Arbeitsplatz zu 100 Prozent daraus bestehen sollte, brauchen wir kreative Konzepte für die räumlich und zeitlich flexible Nutzung.“