Zerstörung im Willicher Ortskern
Bürger und Händler klagen über Zerstörungen im Willicher Ortskern. Sie fordern die Stadt auf, endlich etwas dagegen zu unternehmen.
Willich. Wie schlimm sind Vandalismus und Dreck im Zentrum von Alt-Willich? Diese Frage wollte die Rollende Redaktion der Westdeutschen Zeitung am Rande des Wochenmarktes klären.
„Auf der Burgstraße ist der größte Dreck. Eine Schande ist das“, beklagt Theo Zimmermanns. Müll werde aber auch in großen Mengen an den Fahrradständern unweit der Kolpingschule abgeladen. Was ihn außerdem stört: Auf die Bänke am Markt könne man sich gar nicht mehr setzten, so schmutzig seien die.
Für Monika Leuschen ist die Situation im Ort „katastrophal“. So sei an der Martin-Rieffert-Straße der Bereich rund um die Bäume immer voller Müll. Dass Bürgermeister Josef Heyes gelegentlich Pizzakartons selbst einsammelt, tröstet sie wenig: „Das ist doch nicht Sinn der Sache.“ Ihre Anregung: Ansässige Geschäftsleute und Gastwirte sollten sich an der Reinigung beteiligen.
Annemarie Becker geht einen Schritt weiter: „Der Herr Heyes sollte mal an einem Samstag- oder Sonntagmorgen zu uns an den Domgarten kommen“, sagt sie. Erst dann könne er sich vorstellen, was da immer wieder ablaufe: „Mir wurde schon Joghurt gegen die Rollos geworfen, brennende Zigarettenkippen landen auf den Polstern unserer Balkonmöbel. Blumen werden aus den Kästen gerissen.“ Das sei doch alles eine Zumutung.
Waltraud Kramer klagt darüber, dass die Mülleimer ständig überfüllt seien: „Und dann landet alles auf der Straße.“ Sie selbst gehe in Sachen Sauberkeit mit gutem Beispiel voran: Gehe sie mit ihrem Hund Gassi, nehme sie für dessen Geschäft immer eine Tüte mit.
„Die Stadt sollte das Zentrum besser pflegen“, fordert Hans Fritsch. Früher seien Vandalismus und Dreck kein so großes Problem gewesen.
Dieter Koch kritisiert die schmutzige Innenstadt: „Das ist nur beim Schützenfest anders.“ Andererseits sei das kein neues Phänomen. Er erinnert sich daran, vor Jahren an der Kreuzstraße gewohnt zu haben: „Damals war das mit dem Vandalismus auch nicht besser.“
Marianne Bieniek monierz die Verwendung des Wortes Vandalismus: „Das germanische Volk der Vandalen hatte eine Hochkultur.“ Sie fragt sich mit Blick auf zerstörte Flaschen und bepinkelte Eingänge, was diesen „zerstörungswütigen Menschen fehlt, warum sie ihre Wut auf diese Weise loslassen“. Sie regt die Gründung einer Bürgerinitiative an: „Willicher zeigen Mut — Hinschauen, Handeln, Hilfe holen.“
Eine Frau mit Fahrrad, die vorbei kommt, gibt kurz zu Protokoll: „Ich komme aus Schiefbahn. Da ist es sauber.“
Christel Hinzen, Inhaberin des Tabakgeschäftes Mühlensiepen, ist mit ihrem Laden seit mehr als 40 Jahren direkt am Markt ansässig. Sie hat ihre Wohnung darüber. Zum Thema Zerstörungen holt sie sofort eine WZ-Ausgabe vom 24. April 2008 hervor. „Tags ruhig, nachts Randale“ lautet die Überschrift. „Ich habe mich schon immer über die Zerstörungen hier aufgeregt. Und darauf habe ich den Bürgermeister auch schon angesprochen. Aber was hat sich getan? Nichts“, sagt sie.
„Die Leute pinkeln hier überall hin, reißen nachts die Blumen aus den Kübeln. Und wenn ich das beobachte und etwas sage, werde ich aufs Übelste beschimpft.“ Einmal habe sie jemandem sogar einen Kübel Wasser über den Kopf gegossen, als er an ihre Tür gepinkelt habe. „Es unternimmt ja sonst niemand etwas. Neulich habe ich die Polizei beobachtet, wie sie einfach an jemandem vorbeigefahren ist, der in eine Ecke gemacht hat, und sie haben nichts unternommen“, beschwert sie sich.
Claudia Greis, Inhaberin der gleichnamigen Bäckerei, sieht das genauso. „Die Zerstörung ist ein sehr großes Problem, schon seit Jahren. Besonders in den Nächten am Wochenende ist es extrem. Dann sieht es hier aus wie auf einer Müllkippe“, sagt die Frau, die das Geschäft von ihren Eltern übernommen hat.
„Wir müssen alle unsere Möbel und die Pflanzen jeden Abend in den Laden schleppen, weil sie sonst zerstört werden. Hier kann man nichts stehen lassen.“ Sie fordert einen Ordnungsdienst, der regelmäßig Patrouille läuft. Und es müsse mehr Mülleimer geben.
Vorwürfe erhebt Christian Förster, Inhaber der Markt-Apotheke. Er führt sein Geschäft seit 15 Jahren. „Hier wird alles kaputt gemacht. Neulich ist das Ablaufrohr meiner Klimaanlage aus der Wand gerissen worden. Da brauche ich gar nicht erst zu versuchen, ein Neues zu installieren“, sagt er. Doch die Zerstörung gehe noch weiter: „Auch meine Leuchtreklame wurde verbogen. Da ist jemand extra auf das Trafohäuschen geklettert, um das zu machen.“
Hinter seiner Apotheke ist ein kleiner Garten mit Lieferanteneingang, da habe er schon alles gefunden, sogar mal einen Schlüpfer. Und die Leute hätten dort nachts ständig hingemacht. „Das wurde so schlimm, dass unsere Lieferanten uns nicht mehr beliefert haben. Vor drei Jahren habe ich dann einen Zaun bauen müssen.“
„Neulich habe ich deswegen bei der Stadt angerufen, aber die haben nur Desinteresse gezeigt. Es hieß, es gebe kein Problem. Die Leute dort sagten, sie hätten davon noch nichts gehört und ich sei der erste, der anriefe.“