Werbung für die Knolle: Voll lecker

Der Verzehr von Kartoffeln ist in den vergangenen Jahren dramatisch gesunken. Eine Kampagne soll das nun ändern.

Willich. „Kids an die Knolle“, „Kartoffeln im Schulgarten“ oder „Genießen — das ist ein Befehl“: Das und mehr steht auf der Homepage www.die-kartoffel.de.

Es geht darum, das Knollengewächs in Zeiten von Mikrowelle und Fast Food wieder in den Vordergrund zu rücken. Die Kampagne machte am Mittwoch auf dem von Theo Heyes und seinem Sohn Thomas bewirtschafteten Hoferhof Station.

Die Zeiten sind vorbei, in denen Großmutter oder Mutter werktags die Zeit blieb, für die Familie in Ruhe die Gerichte zuzubereiten. Dies merkte man in der Vergangenheit in erster Linie bei der Kartoffel. Der Präsident des Deutschen Kartoffelhandelsverbandes, Dieter Tepel, brachte am Mittwoch vom Bundesministerium die neuesten Zahlen mit.

Danach betrug 2011 bei Kartoffeln der Pro-Kopf-Verbrauch der Deutschen 57 Kilogramm, die verarbeitenden Produkte, wie Pommes oder Chips, dazugerechnet. Tepel: „Vor 30 Jahren waren es noch 120 Kilogramm.“

„Die Kartoffel. Voll lecker.“ Dies steht auf den Feldaufstellern, die in den kommenden Tagen in Willich und Umgebung platziert werden. „Das Problem bei uns ist die richtige Vermarktung“, sagt der Willicher Landwirt Peter Friesen.

Der 50-Jährige bewirtschaftet seit etwa drei Jahrzehnten den Friesenhof, hatte damals mit zwei Hektar und dem zunächst ausschließlichen Hofverkauf ganz klein angefangen. „Meine Philosophie war immer, nur so viel anzubauen, wie ich auch vermarkten kann“, sagt der Bauer.

Heute finden sich seine Speisekartoffeln auf einer Fläche von 25 Hektar. Er beliefert unter anderem Groß- und Wochenmärkte sowie den gastronomischen Bereich. Viele kleinere Betriebe mussten aufgeben. Anbauberater Josef Hamm: „Vor zehn bis 15 Jahren gab es bei uns im Bezirk des Kreises Viersen noch rund 500 Betriebe, derzeit sind es noch 250 bis 300.“

Wird dieses Jahr ein gutes Kartoffeljahr? Theo Heyes (61) will noch warten, was die Ernte auf seinen insgesamt 50 Hektar bringt. Die äußeren Voraussetzungen waren jedenfalls nicht schlecht, obwohl das kühle Frühjahr das Wachstum um einige Wochen verzögert habe. Gemeinsam mit Sohn Thomas, der am Mittwoch 41 Jahre alt wurde, baut er jeweils zur Hälfte Speisekartoffeln und die Sorte „Premiere“ an: eine Knollenart, die dann zu Pommes Frites weiterverarbeitet wird.

Um die Lagerung und Vermarktung kümmert sich seit vielen Jahren der Kartoffel-Großhandelsbetrieb Tolls in Willich-Hardt, der am Mittwoch durch seinen geschäftsführenden Gesellschafter Theo Tolls vertreten war.

Mit der Kampagne soll auch künftig weitergemacht und so dem rückläufigen Kartoffelverzehr begegnet werden. Selbstverständlich gab es am Mittwoch auf dem Hoferhof einige Gerichte mit der Knolle, wie Kartoffelsuppe mit Lachsstreifen, einen Kartoffel-Rucola-Salat oder gestampfte Kartoffeln mit Stielmus.

Und Peter Friesen lud gleich die Vertreter „Pro Kartoffel“ zu seinem Tag rund um das Knollengewächs ein: Sonntag, 3. Juni, von 12 bis 19 Uhr auf dem Friesenhof an Schiefbahner Straße 133.