Vandalismus: Lässt Stadt Bürger allein?
Erneut wurden in Alt-Willich Briefkästen verbeult. Die Einrichtung eines Ordnungsdienstes bleibt umstritten.
Willich. Ob’s an dem WZ-Artikel in der vergangenen Woche („Verkommt Alt-Willich?“) lag oder am schönen Wetter oder ob’s der ganze normale Wochenend-Wahnsinn war: Erneut sind im Ortskern Briefkästen verbeult worden. „Dass gegen unsere Haustür gepinkelt wird, ist schon fast normal“, klagt Anwohner Peter Wynands.
Das war nicht das Einzige, was am Wochenende geschah: „Abgesehen von kaputt geschmissenen Flaschen und etlichen Pizzakartons hat man wieder mehrere Blumen ausgerissen und über den Markt verteilt.“ Der Vorwurf in Wynands Worten wird deutlicher: „Die Obrigkeiten kennen die Sachlage. Sie unternehmen nichts. Was sollen wir (Peterstraße 1-7) machen?“
Es gab Zeiten, da sah das anders aus. Davon berichtet ein ehemaliger Mitarbeiter des damals noch existierenden Ordnungsdienstes. „Es lagen positive Berichte vor, dass sich die Lage allgemein verbessert hatte“, erklärt der Mann in einem Online-Kommentar.
Allerdings habe der Kämmerer dem Ordnungsdienst signalisiert, dass nach dem Auslaufen der Förderung durch die Arbeitsagentur „Schicht“ sei. „Niemand konnte dies so richtig verstehen, da die Vandalismus-Schäden zurückgegangen waren.“
Ihm habe die Arbeit immer Spaß gemacht, betont der Mann. Auch wenn er sich bisweilen Attacken wie Flaschenwürfen und körperlichen Auseinandersetzungen ausgesetzt gesehen habe.
Ein anderer Leser macht darauf aufmerksam, dass es mit Zivilcourage allein nicht getan ist. „Dass ein (gutbezahlter) Bürgermeister Pizzakartons aufhebt und entsorgt, ist lobenswert, löst das Problem aber leider nur peripher.“ Offenbar sei vielen Kommunalpolitikern das Aussehen und die Sicherheit in der Stadt egal.
Zu letzterer Gruppe zählt sich Christian Pakusch (CDU) nicht. „Wir müssen das Thema anpacken“, fordert er. Was das Ausmaß des Vandalismus angeht, lässt er keinen Zweifel: „Es ist so wie geschildert, da gibt’s immer wieder Palaver. Das haben wir auch an unseren Wahlplakaten gemerkt.“ Mit Steinen auf Laternen zu werfen, sei offenbar Volkssport geworden. Ebenso das Herausreißen von Bänken. In dieser Gemengelage könne man doch keine Blumenampeln aufhängen. Die würden sofort wieder heruntergerissen.
Auch im nahen Konrad-Adenauer-Park sei die Situation kritisch. Überall gebe es Zerstörungen, liege der Müll herum. Dabei hätten die Schützen ihn so schön zurecht gemacht. „Wir sollten mal beziffern, wie hoch die Vandalismus-Schäden sind und dann ausrechnen, was ein Ordnungsdienst kostet“, fordert Pakusch. Möglicherweise rechne er sich ja.
Von einem Ordnungsdienst hält Jochen Kock (SPD) dagegen wenig, auch wenn er das Problem deutlich sieht. „Das ist sehr teuer und der kann nicht überall gleichzeitig sein.“ In seinen Augen sei es viel effektiver, wenn die Menschen achtsam seien und gegebenenfalls die Polizei oder das Ordnungsamt alarmierten, wenn es zu Zerstörungen komme.
Kock kann allerdings auch von einem Vandalismus-Fall berichten. So seien aus den Hundetütenautomaten an der Bügelbahn die Plastiktütchen herausgerissen und in der Gegend verteilt worden.