IHK-Studie zu Autobahnen Rastplatz-Gegner sind sauer auf den IHK-Chef
Leverkusen. · Die Bürgerinitiative „Lev kontra Raststätte“ kündigt weiteren Protest gegen die Pläne an.
Als Ulrich Soénius, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Köln, im Frühjahr kommentierte, die Raststätten an der A 1 in Leverkusen (Richtung Dortmund) und Burscheid (Richtung Köln) seien genau richtig, um den Parkdruck von der Strecke zu nehmen, hat Peter Westmeier reagiert. Er schrieb die Empörung der Initiative „Lev kontra Raststätte“, deren Sprecher er ist, an den IHK-Mann. „Wir gehen davon aus, dass Sie vorhandene Alternativen zwar kennen, aber bewusst überhört haben. Obwohl Sie sich für eine Alternative Köln-Niehl einsetzen müssten, weil dort erheblich mehr Lkw Platz finden und der Standort viel früher errichtet werden kann“, endete Westmeier damals.
Und diesen Satz wiederholt er ein halbes Jahr später mit noch mehr Vehemenz. Denn kürzlich erschien die „Lkw-Parkraumanalyse Köln“ der IHK. Darin schreibt Soénius im Vorwort: „Die aktuell in Planung befindlichen Rastplätze legalisieren so gerade den Bestand an bereits heute parkenden Lkw. Die Wirtschaft benötigt daher dringend jeden einzelnen der geplanten Lkw-Rastplätze in der Region.“ Und: „Der zeitliche Aufwand für die Suche nach Lkw-Parkraum ist deutlich zu groß. Für die Suche muss mittlerweile bis zu eine Fahrstunde eingeplant werden. Dies hat betriebs- und volkswirtschaftliche Kosten zur Folge.“
Auf Seite 24 dann eine Tabelle, auf der die Stellplatzbelegung für Lkw nach Autobahnabschnitten aufgeführt ist. Für den A 1-Bereich zwischen dem Kreuz Köln-West und Leverkusener Kreuz stehen in der Tabelle viele Nullen, auch in der Rubrik geplante Stellplätze. „Das ist genau der Bereich, in dem das brachliegende Areal im Gewerbegebiet in Köln-Niehl liegt, die Alternative zu einem Lkw-Rastplatz in Leverkusen“, sagt Westmeier: „In der Studie ist also dieser Bereich überhaupt nicht berücksichtigt worden. Er wurde völlig ignoriert.“
Initiative: IHK hat Entfernung
zu Bebauung „schön gerechnet“
Dabei, das hat die Initiative erarbeitet, liegt Niehl passenderweise in der Mitte zwischen den beiden Raststätten Remscheid und Ville. „Wenn die Parkplätze für Lkw so nötig sind, wie Soénius selber schreibt, dann können wir nicht verstehen, warum die IHK das Areal in Niehl völlig außer acht lässt.“ Stattdessen gebe man sich mit der angestrebten Lösung der Deges (Bund-Land-Firma, die Flächen für eine weitere A 1-Raststätte suchte) zufrieden, obwohl man um die Alternativmöglichkeit in Niehl wissen müsste. „Eigentlich müssten Soénius und die IHK mit den Initiativen zusammenarbeiten und gemeinsam Druck auf den Bund auszuüben“, fordert Westmeier, der auf den Offenen Brief von Ende Mai von Ulrich Soénius bis heute keine Antwort erhalten habe.
Dafür gab es neues Wissenswertes von der Deges. In ihrer vertiefenden Standortuntersuchung heißt es: „Beim Standort ,Leverkusen-Lützenkirchen’, Kilometer 398,5, wirkt sich wie auf der gegenüberliegenden Seite (Standort Fahrtrichtung Köln) der zu geringe Abstand zwischen den bestehenden Überführungsbauwerken über die Autobahn ungünstig aus. Die Einordnung der Rastanlage erfordert den Umbau eines Bauwerkes und führt zu erhöhten Herstellungskosten. Der Standort liegt ebenfalls sehr nahe (circa 150 Meter) an der vorhandenen Wohnbebauung.“
Für Westmeier heißt das nichts anderes, als dass für die Raststätten in Lützenkirchen und Burscheid entweder die Brücke Altbeveger Straße oder die Brücke Bruchhauser Straße umgebaut werden muss, „um den Rastplatz dazwischen reinquetschen zu können. Diese weiteren Erstellungskosten nimmt man wissentlich in Kauf, nur um den Rastplatz in Leverkusen zu bauen“, schimpft er.
Zudem: Die 150 Meter Abstand zur Wohnbebauung kann der Sprecher der Initiative nicht nachvollziehen. „Da hat man sich bei der Entfernung der Wohnbebauung das Problem schön gerechnet, wahrscheinlich vom Rastplatz aus. Dass aber die Einfahrt in den Rastplatz durch die Vorgärten der Anwohner am Fester Weg führen wird, ist nirgendwo erwähnt.“
Selbst bei der Ausfahrt liege die Entfernung zur Wohnbebauung in Sporrenberg weit unter 100 Metern. Westmeiers Fazit: „Man baut lieber Brücken um, als ein freies Gelände in einem Gewerbegebiet zu nutzen.“
Die Bürgerinitiative will nun die Entscheidung des Bundesverkehrsministeriums abwarten. „Dann kommen die Detailuntersuchungen, dann 2021 das Feststellungsverfahren. Bis dahin wird von unserer Seite aus noch einiges passieren“, kündigt Peter Westmeier mit Nachdruck an.