Lernen aus der Pandemie Laschets Rückblick auf Corona: Größter Druck meines Lebens

Düsseldorf · In der Hochphase der Corona-Pandemie war Armin Laschet Ministerpräsident in NRW. Er selbst bekam das Virus nie, hat aber prägende Lehren aus der Zeit gezogen.

Das einsame Sterben in Alten- und Pflegeheimen belastet den früheren nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet (CDU) im Rückblick auf die Corona-Pandemie am meisten. (Archivbild)

Foto: David Young/dpa

Fünf Jahre nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie in Deutschland zieht der damalige nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet eine selbstkritische Bilanz. „Am meisten bereue ich, dass wir die alten Sterbenden in den Kranken- und Pflegeheimen alleine gelassen haben“, sagte der CDU-Politiker im Interview mit dem Radiosender WDR 2. „Dass wir nicht gestattet haben, dass Angehörige noch ihre Lieben besuchen konnten, das ist irreversibel, das können wir auch nicht mehr rückgängig machen.“

„Populär war Verbieten“

Im Rückblick sei auch klar, dass Schulen und Kitas nicht in dieser Weise so lange hätten geschlossen werden müssen, räumte Laschet ein. Er sei grundsätzlich für vorsichtiges Abwägen bei Grundrechtseinschränkungen gewesen. Das sei aber damals nicht populär und in den Ministerpräsidentenkonferenzen (MPK) nicht mehrheitsfähig gewesen. „Populär war: Verbieten, schließen, strikt sein, weil viele Menschen auch Angst hatten.“

Er habe im Konsens mit den anderen Ländern bleiben, aber trotzdem immer Verständnis für die Situation in NRW einwerben müssen, sagte Laschet. „Wenn man sagt, wir machen die Spielplätze zu, dann ist das in den dicht besiedelten Gebieten im Ruhrgebiet oft die einzige grüne Fläche, wo Kinder sich aufhalten konnten“, erklärte Laschet. „Im Bayerischen Wald ist das einfach, einen Spielplatz zu schließen, weil da ist ja nur Wald und Wiese, wo Kinder auch so draußen sein können.“

Strenges Pandemie-Reglement ließ Emotionen hochkochen

Eine Lehre aus seiner Sicht: „Es war eine Detaildichte, die zum Teil übergriffig war und aus der heute eine Menge der Wut resultiert“, bilanzierte der 64-jährige Aachener. „Wir haben ja genau geregelt: Wie viele Leute dürfen am Weihnachtstisch sitzen? Wer darf wen besuchen? Wie viele Nachbarn dürfen sich sehen?“ Daher sollte eine Kommission des Bundestags diese Zeit noch einmal aufarbeiten - „ohne Schuldzuweisung, aber mit dem Ziel, die Gesellschaft wieder zu versöhnen und für die Zukunft aus den Fehlern zu lernen und die Dinge besser zu machen“.

Eine weitere Lehre sei, dass Expertenkommissionen während einer Pandemie nicht allein mit Virologen besetzt sein sollten, resümierte Laschet. Ebenso wichtig seien etwa Verfassungsrechtler oder Praktiker, die soziale Probleme von Kindern im Blick haben.

Druck und Verantwortung prägen „auf ewig“

Erstaunlicherweise habe er selbst, trotz unzähliger Kontakte, nie Corona gehabt, berichtete der heutige CDU-Bundestagsabgeordnete. „Da habe ich persönlich vielleicht Glück gehabt, aber das war sicher die größte Drucksituation meines Lebens.“ Als NRW-Regierungschef sei er mitverantwortlich gewesen für das Leben von Millionen und niemand habe gewusst, was am nächsten Tag passiert. „Und das prägt einen wahrscheinlich auf ewig.“

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(dpa)