Leserumfrage Wollen Sie einen Europapass? So antworteten unsere Leser

Düsseldorf · Deutscher oder Europäer – wir wollten von unseren Lesern wissen, ob sie ihren nationalen Pass gegen ein EU-Dokument eintauschen würden.

Einen Europapass? Leah Hautermans und Juliane Kinast aus der Redaktion haben es ausprobiert. Foto: dpa/Bilderbuch; Fotomontage: L. Hautermans

Foto: dpa/Bilderbuch/Fotomontage: Leah Hautermans

Im Februar fluteten sie das Netz: Bilder von Prominenten und Nicht-Prominenten, die sich einen eigenen EU-Pass ausgestellt hatten. Die Idee ging auf den Promo-Gag einer Band zurück, doch es entsponnen sich online ernsthafte Debatten: Würde man seinen deutschen Pass gegen einen europäischen tauschen? Vor der Europawahl haben wir unsere Leser abstimmen und ihre Meinung begründen lassen. Das Ergebnis gibt es vorneweg: Bei weit mehr als 400 Stimmen hätte die Mehrheit (knapp 60 Prozent) gern den EU-Pass.

Ja, wir wollen einen europäischen Pass:

Andreas Lohmann: Warum nicht. So kann jeder zuerst sagen: Ich bin Europäer.

Hans-Dieter Poppe: Jederzeit. Ich bin Willicher, Rheinländer, Deutscher, Europäer, Mensch.

Detlef Neuenfeldt: Ich fühle mich mindestens genau so als Europäer wie als Deutscher. Ich genieße auf meinen vielen Reisen sehr gerne die Freizügigkeit innerhalb der EU und möchte niemals diese Vorzüge missen. Auch und gerade den Euro, mit dem man fast überall im der Welt zahlen kann.
Rita Hirlehei: Wir tragen französische Mode, wir essen Italienisch, erholen uns in Spanien, arbeiten im Team mit Griechen, gucken Kunst in Österreich, erleben den Jahreswechsel in Norwegen und wohnen in Deutschland. Wir leben und fühlen Europa. Uns drückt eine Träne wenn Notre Dame brennt und wir finden es doof, wenn die Engländer nicht mehr dabei sein wollen. Wir sind mehr Europa als wir jemals waren. Ein Europäischer Pass wäre das Sahnehäubchen.
Maggy Krawczyk: Auf jeden Fall bin ich Europäerin, in Polen geboren in Deutschland aufgewachsen und groß geworden, das ist eine wunderbare Kombination der Kulturen. Es ist ein tolles Gefühl, Teil einer großen Gemeinschaft zu sein. Es gibt mir als Mensch Sicherheit, denn eine friedlichere Zeit in Europa hat es nie gegeben, und ich bin unglaublich dankbar, dass meine Familie und ich diesen Frieden genießen dürfen.
Klaus Mölders Warum nicht? Von meinen spanischen, Italienischen, holländischen, skandinavischen etc. Kollegen unterscheide ich mich nicht mehr als in der Sprache.

Ralf Matura: Europäischer Pass! Regional zu Hause, verbunden mit dem Größeren und sowieso gemeinsame europäische Geschichte und Kultur. Zudem stamme ich aus der Generation deren europäischer Pass das Interrail-Ticket war.

Sonja Schrey: Sofort. Europäisch zu denken und zu fühlen wäre ein echter Schritt in die Zukunft.

Martin Cremers: Wenn vor rund 150 Jahren Bismarck auch so gedacht hätte in Kleinstaaten, gäbe es heute definitiv kein „Deutschland“, sondern unzählige kleine Stadtstaaten mit unterschiedlichen Gesetzen, Währungen und Bestimmungen.  Wir müssen uns darüber klar werden, dass diese Kleinstaaterei in einer globalisierten Gesellschaft nichts mehr bringt.  Die Europäische Union ist keine Utopie, sondern gelebte Wirklichkeit!  Wer etwas anderes will beziehungsweise behauptet, versucht vergeblich, das Rad der Zeit zurück zu drehen.
Hubert Stassen: Als geborener und überzeugter Rhein-Maasländer würde ich den Europapass sofort beantragen. Die Reichweite der Kanonen bestimmte 1815 den heutigen Grenzverlauf am Niederrhein. Bei einer größeren Reichweite wäre mein Geburtsort Kevelaer eine niederländische Stadt und ich Niederländer. So ist mein „Deutsch sein“ halt zufällig.

Michael Butz: Ich bin Deutscher. Ich habe aufgrund meiner Vorfahren niederländisches und russisches Blut in meinen Adern. Meine Frau ist Spanierin. Meine Tochter hat sowohl die deutsche als auch die spanische Nationalität. Letztendlich sind wir aber alle Europäer. Wir müssen weg von nationalistischem Denken hin zu einer europäischen Einheit, in der Deutschland als EU-Bundesland agiert. Wir brauchen eine zentrale europäische Regierung und eine nachhaltige Gesellschaft. Mal Klartext: Scheiß auf nationalistische Empfindsamkeiten. Am 26. Mai 2019 ist Europawahl. Am besten pro Europa!

Vinc Mei: Was viele nicht begreifen, ist, dass Deutschland Europa ist. Europa macht Deutschland aus und Deutschland macht Europa aus. Ohne Europa kein Deutschland. Ich bin Deutsch-Europäer.
Tillmann Thomas: Eine glänzende Idee! Ich war mit 15 das erste Mal für eine Sprachreise in England, mit 16 zum Schüleraustausch in Frankreich und habe damals zum ersten Mal wirklich gespürt, dass ich mich als Europäer fühle. Wie oft habe ich meinen Schülerinnen und Schülern davon erzählt! Heute bin ich 51 – und ich würde sofort meinen deutschen Pass gegen einen europäischen Pass eintauschen.
Markus Spintig-Wehning: Ja, ich würde meinen deutschen Personalausweis gegen einen Europäischen Personalausweis tauschen. Meine Eltern haben meine Geschwister und mich aufgrund ihrer Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg  als Europäer mit deutscher Herkunft erzogen und uns immer wieder die Vorteile, die ein freies Europa für uns alle bringt, aufgezeigt.

Jein – wir sind da unentschieden:

Niels Kampermann: Gern, aber nur als Doppelpass!

Klaus Görtz: Einen deutschen Personalausweis und den EU-Pass. Das wäre eine schöne Kombination.

Nein, wir behalten lieber den deutschen Pass:

Thomas Beckmann: Ich bin Erdling – wenn das alle so sehen, bin ich dabei. Bis dahin bleib ich wohl Wuppertaler.

Tim Kretzer: Eindeutig nein! Die EU ist kein Staat und damit gibt es keine europäische Staatsbürgerschaft.

Martina Anitram: Rein europäisch finde ich nicht so gut, aber man könnte doch einen einheitlichen europäischen Pass mit Länderkennzeichen machen, so wie bei den Autokennzeichen. Das fände ich in Ordnung.

Claudia Casel: Ich bin Deutsche und hätte gerne einen deutschen Ausweis.

Anton Kosak: Ich habe meinen deutschen Pass, damit komme ich, für meine Bedürfnisse, überall hin.

Wolfgang Osinski; Ich behalte gern meinen deutschen Pass. Ich liebe zwar Europa, bin aber Deutscher.

Ewa Us: Tja, für welche europäischen Länder wäre so ein allgemeiner Pass wohl interessant? Wohl nicht für die Deutschen. Ich möchte mich als solche nicht dahinter verstecken.

(Anmerkung der Redaktion: Gerne hätten wir mehr Nein-Stimmen veröffentlicht, allerdings waren zahlreiche der Argumente von fehlender Sachlichkeit gekennzeichnet, so dass wir sie in der Zeitung nicht abdrucken möchten.)