Hallenhockey „Lulu“ Steindor beendet die Karriere
Hockey-Urgestein Luisa Steindor vom DHC beendet ihre Karriere. Sie hinterlässt viele Spuren. Sportlich wie menschlich.
Im Duell lag eine ihrer vielen Stärken. Den letzten Zweikampf ihrer Laufbahn konnte Luisa Steindor aber nicht gewinnen. Der Gegner war einfach zu stark. Als die Schiedsrichterinnen am Sonntag das Finale um die Deutsche Hallenhockeymeisterschaft abgepfiffen und die DHC-Damen sich den Titel zum dritten Mal gesichert hatten, konnte die 32-Jährige ihre Tränen nicht unterdrücken. Die Karriere einer außergewöhnlichen Hockeyspielerin geht zu Ende, von der in Düsseldorf und Umgebung fast nur Insider wissen.
Eine Deutsche Meisterschaft gewinnt man nicht alle Tage. Bevor die Oberkasseler am Sonntag aber den Gewinn des Blauen Wimpels feierten, nahmen sie erst einmal ihre „Lulu“ in die Mitte und bejubelten sie ausgiebig. Das sagt mehr als 1000 Worte über den Stellenwert von Luisa Steindor in Deutschlands bestem Damen-Hockeyteam.
Das Versprechen der
Mannschaft an „Lulu“ Steindor
Schon in der Jugendnationalmannschaft bezeichnete eine Mannschaftskollegin die damals 21-Jährige Luisa Steindor als „Team-Mama“. „Lulu ist unser Denker, unser Stratege und das Herz unseres Teams“, sagte 2010 Eva Frank vom Rüsselsheimer RK. Wer in jungen Jahren bereits über so viel Mannschaftsgeist und Verantwortungsgefühl wie Luisa Steindor verfügt, ist mit 32 Jahren erst recht eine vorbildliche Teamplayerin. „Dass Lulu aufhört, zerreisst mir das Herz“, sagt Torjägerin Elli Gräve. „Sie war immer für alle da. Sie hat uns immer mitgezogen und aufgebaut, wenn es bei uns Jungen mal nicht so gut lief. Es wird nicht einfach sein, diese Lücke zu schließen.“
Vor dem Endspiel um die Meisterschaft hatte die Mannschaft ihrer Ältesten versprochen: „Komm, Lulu, wir spielen für dich und geben alles“, erzählt Abwehrspielerin Pia Lhotak. „Lulu hat ein enormes Standing im Team. Ich habe unfassbar viel von ihr gelernt.“
Wer so viele Spuren hinterlässt, wird die Vergangenheit nicht von heute auf morgen ad acta legen können. „Dass ich ein paar Tränchen in den Augen habe, wird mir sicherlich in den kommenden Tagen noch häufiger passieren. Vor allem nach diesem Abschluss mit dem Titelgewinn“, sagt Luisa Steindor. Gerne denkt die Neusserin auch an ihre Zeit bei Schwarz-Weiß Neuss zurück, wo die Dreijährige erstmals einen Hockeyschläger in der Hand hielt. Vor rund zehn Jahren löste sich das Team dort auf, einige Spielerinnen wechselten nach Oberkassel. DHC-Coach Nico Sussenburger sei ein ausgezeichneter Trainer, aber geformt habe sie Markus Lonnes in Neuss, mit dem sie in der Jugend fünf Meistertitel erspielte und der heute für den DHC-Konkurrenten Rot-Weiß Köln tätig ist.
Was die Zukunft der DHC-Damen angeht, muss sich der Verein laut Luisa Steindor keine Sorgen machen. Beim Halbfinale gegen Alster Hamburg hätten die Erfahrenen die Jungen mitgezogen, im Finale seien die Jungen für die ermüdeten Alten in die Bresche gesprungen. „Das war eine Meisterschaft des Mannschaftsgeistes“, sagte „Lulu“ abschließend bei einem Bier im Kreis der Mannschaft. Es gäbe nicht hier die Jungen und dort die Alten. Da wachse etwas Tolles zusammen. Für sie sei die Meisterschaft der geeignete Moment, um das Kapitel Leistungssport Hockey abzuschließen. Für den Abschied gibt es gleich mehrere Gründe: Das Prinzip, aufzuhören, wenn es am schönsten ist, der Einstieg der Kinderärztin in die Praxis ihrer Mutter sowie der kleine Sohn, der mehr Mama will. Und: „Ich wollte immer aufhören, wenn ich es für richtig halte und nicht, wenn ich aussortiert werde.“