Party im Hangar Karnevalisten „entsetzt“ über Alleingang
Mönchengladbach. · Die Karnevalsgesellschaften sehen in der großen, von Willi Schmitz für den 2. November geplanten Party Konkurrenz.
„Singe, danze un‘ fiere“: Diese karnevalistische Veranstaltung am 2. November im Hangar mit Spitzenbands aus Köln beunruhigt die Verantwortlichen in den Karnevalsgesellschaften. Willi Schmitz, Inhaber einer Fahrschule in Neuwerk und CDU-Ratsherr, hat vor geraumer Zeit diesen Event geplant und jetzt auch organisiert. In dieser Form in Mönchengladbach einmalig. „Die Karneval-Warm-Up-Party“ nennt er seinen Auftakt in die Session, der innerhalb von sieben Tagen mit 1500 verkauften Karten ausgebucht war. Willi Schmitz zu seiner zeitlichen Planung: „Ich musste weit weg sein vom 11. 11., um den Karnevalsgesellschaften nicht in die Quere zu kommen.“
Eigentlich könnte Michael Körffer, Präsident der KG Wenkbülle, diese Begründung teilen. Nur liegt der Schmitz-Event gerade mal eine Woche vor dem offiziellen Start in die Karnevalssession. „An sich ist die Veranstaltung ja gut“, sagt Körffer, „sie spricht ein junges Publikum an. Aber wenn Schmitz klug gewesen wäre, hätten wir das gemeinsam machen können.“
Bernd Gothe warnt vor solchen Alleingängen kommerzieller Veranstalter: „Schmitz macht das doch nicht als Hobby, der will damit Geld verdienen. Wir Menschen im Ehrenamt müssen uns wehren und Lösungen finden.“
Der MKV-Ehrenvorsitzende spricht damit ein Zusammenarbeiten von Gesellschaften an, um Gleichartiges auf die Beine stellen zu können. „Das kann funktionieren“, sagt Gothe, „weil wir in einem solchen Fall mit zugesagten Ausfallbürgschaften rechnen können.“ Einer Vorstellung, der auch Michael Körffer folgt: „Wir Vereine sind gefordert, weil der Karneval sich gewandelt hat. Heutzutage bieten die Gruppen aus Köln keinen klassischen Karneval mehr an. Die exportieren Rheinischen Rock oder Pop – und dies das ganze Jahr über.“
Diese Veränderung sieht auch Günter Claßen, der Vorsitzende der KG Immer lustig Holt: „Für diese Session sehen wir noch keine Probleme. Aber als Verein müssen wir an unsere Wirtschaftlichkeit denken und sind fassungslos, weil eine solche Veranstaltung wie die im Hangar für uns kaum zu stemmen ist. Da holen nicht nur wir uns blutige Nasen.“
Das Sitzungskonzert der Holter
ist nur eine Woche später
Das Problem sehen die Gesellschaften im Termin. Die Holter beispielsweise bieten nur eine Woche später ihr Gladbacher Sitzungskonzert an. Für einen Eintrittspreis von 25 Euro gibt es einige Stunden Karneval. Bestandteil der Holter Sitzung ist ein einstündiger Auftritt von Brings. Günter Claßen: „Da der Herr Schmitz im nächsten Jahr erneut ein solches Konzert anbietet, müssen wir überlegen, was wir machen. Verlegen wir, oder lassen wir es auf uns zukommen?“
Tatsächlich ist Willi Schmitz für 2020 bereits klar und setzt mit Höhner, Brings und Paveier noch drei Gruppen drauf. Und, das kommt erschwerend für die Vereine hinzu: Für diesen Event sind bereits 1000 Karten verkauft. Günter Claßen: „Da sehe ich Gefahren, nicht nur für uns.“
Michael Körffer von der KG Wenkbülle: „Wir sehen es an der Reaktion der Besucher. Unser Brauchtum verändert sich. Den Schmitz sollten wir jetzt nicht verteufeln, sondern sehen, wie es weitergeht. Vielleicht gemeinsam mit Schmitz?“ Gert Kartheuser, MKV-Vorsitzender: „Wir können doch so etwas nicht verhindern, schließlich haben wir freie Marktwirtschaft, bei der jeder, der zahlen kann, eine solche Veranstaltung durchführen darf. Begeistert sind wir natürlich nicht, das ist ja nicht gerade im Interesse unserer Gesellschaften.“
Die im MKV organisierten Gesellschaften wissen, dass die Schmitz-Veranstaltung verstärkt ein junges Publikum anspricht. Michael Körffer: „Nicht den Kopf in den Sand stecken. Keiner sollte ans Aufgeben denken. Schmitz ist in die von uns offengelassene Lücke gestoßen. Und doch sehe ich Möglichkeiten. Dafür müssen wir uns zusammensetzen, im Verbund arbeiten und über diesen Wandel im Winterbrauchtum nachdenken. Aus reinem Wettbewerbsdenken gegeneinander zu arbeiten, darf nicht sein.“
Gert Kartheuser: „Wir müssen uns auf neue Herausforderungen einstellen. Kooperationen sind eine Möglichkeit. Doch unser Brauchtum muss, wie es die momentane Situation zeigt, in zeitgerechterer Form gepflegt werden.“