60 Engländerhäuser im Bunten Garten werden abgerissen

Seit Mitte der Woche rollen die Bagger. Baustart für die ersten vier „Punkthäuser“ ist im Dezember.

Foto: rau

Das 60 Jahre alte Haus zerbröselt wie Knäckebrot. Die Baggerschaufel frisst sich gierig ins Gemäuer, stößt mit spielerischer Leichtigkeit eine tragende Wand um, beißt eine ganze Fensterfront heraus und hebt sie beiseite. Trotz des Nieselregens schauen etliche Schaulustige zu, machen durch die Absperrungen hindurch Fotos mit dem Smartphone, nicken anerkennend mit den Köpfen. „Wir Anwohner sind dankbar, dass dieser Schandfleck endlich verschwindet“, sagt Herbert Geist von der Rembrandtstraße. „Auch wenn wir jetzt einige Jahre Baulärm haben werden: Alles ist besser als die vor sich hin rottenden Häuser.“

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Seit Mitte dieser Woche reißt die Mönchengladbacher Abbruchfirma Stops die 60 Engländerhäuser an der Peter-Nonnenmühlen-Allee ab, die seit Mitte der 50er Jahre das derzeit noch widersprüchlichste Wohngebiet der Stadt prägen: Premiumlage am Bunten Garten, aber gekennzeichnet durch heruntergekommenen Leerstand, Vandalismus, Metalldiebstahl. Doch nun rückt das Ende dieses Paradoxons mit jedem Baggerbiss näher. „Je nach Witterung sind bis Dezember, spätestens Januar alle Häuser abgerissen“, sagt Achim Erner, geschäftsführender Gesellschafter der Kölner Ideal Assets GmbH. Diese bildet, zusammen mit der Kölner Lang & Cie. Rhein-Ruhr Real Estate AG, unter dem Dach der Bunter Garten GmbH & Co. KG das Bauherren-Duo. Mit dem ersten Bauabschnitt ihres Neubauprojekts soll es bereits im Dezember losgehen: „Dann erfolgt der Spatenstich für die ersten vier Mehrfamilienhäuser an der Peter-Nonnenmühlen-Allee.“ Darunter entsteht eine Tiefgarage.

Ursprünglich sollten die Bauten nach und nach abgerissen werden, dem Fortschritt der insgesamt sechs Bauabschnitte folgend. Doch wegen des zunehmenden Verfalls und der damit einhergehenden Probleme wird nun alles in einem Aufwasch abgebrochen. Nur das Haus, in dem der Wachdienst sitzt, bleibt so lang wie möglich stehen. „Die Baustelle werden wir später dann nachts auch entsprechend ausleuchten müssen“, sagt Achim Erner. „Es ist schier unglaublich, was schon alles geklaut worden ist — sogar Gasleitungen im laufenden Betrieb.“

Rund 300 Interessenten gebe es bisher für die rund 140 Wohneinheiten, sagt Verkaufsleiter Walter von Ameln. 40 Prozent der 30 Eigentumswohnungen, die in den ersten vier so genannten „Punkthäusern“ entstehen, seien verkauft, weitere Beurkundungen stünden unmittelbar bevor. Und das, obwohl der offizielle Vertriebsstart erst im Dezember erfolgt. „Die einzelnen Produktformen, etwa die Villen, werden ja erst noch genau geplant“, erklärt Erner. Von Ameln will in dem Neubaugebiet auch selbst zuschlagen. „Ich gehe hier seit 30 Jahren spazieren. Lange hieß es, am Bunten Garten könne man nur erben, aber nicht kaufen. Jetzt öffnen wir das Gebiet für den Mittelstand.“

Herbert Geist

26 800 Quadratmeter groß ist das Areal, das Verkaufsvolumen beträgt 70 Millionen Euro. Entstehen sollen nach derzeitigem Stand sieben „Punkthäuser“ mit Eigentumswohnungen, 26 Doppelhäuser, 27 Townhouses und neun Villen. Die juristischen Auseinandersetzungen mit einem Anwohner beschäftigen Erner und seinen Kompagnon Rolf Müller unterdessen nicht sonderlich: „Wir haben eine Baugenehmigung und gültiges Planungsrecht.“ Die Vermutung, dass jener Dr. Reiners am Ende doch nur Tempo 30 am Schürenweg durchdrücken wolle, sei nicht ganz von der Hand zu weisen. Und vielleicht komme es auch so. „Dann hätten alle gewonnen“, sagt Anwohner Herbert Geist, selbst Mitglied der IG Schürenweg.