Abschied vom Nato-Eingreifcorps

6000 Soldaten verlassen die Stadt. Ihre Kaufkraft wird fehlen.

Mönchengladbach. Als einen Abschied mit einem lachenden und einem weinenden Auge empfinden ihn alle, die beim letzten deutschen Biwak im JHQ Rheindahlen waren. Das Hauptquartier des Alliierten Schnellen Eingreifcorps der Nato (ARRC) unter britischer Führung wird vom Sommer 2010 an nach Innsworth in Großbritannien verlagert. Ermöglicht wird dieser Rückzug der Nato aus Deutschland durch den Fall der Mauer und der Beendigung des kalten Krieges.

Betroffen vom Abzug der ARRC sind mehrere hundert Menschen. Bis zum Jahr 2014 wird der Rest der insgesamt 6000 im JHQ lebenden und arbeitenden Soldaten nach den Plänen des britischen Verteidigungsministeriums abgezogen. Darüber ist besonders Norbert Bude als oberster Vertreter Gladbachs traurig. "Ich habe mich auch gegenüber der britischen Regierung für den Standort Rheindahlen ausgesprochen", sagt er in seiner "Abschiedsrede".

Die Haltung ist verständlich, immerhin gehen auch 1000 zivile Arbeitsplätze in der ohnehin gebeutelten Stadt verloren. Die Soldaten und ihre Familien brachten außerdem eine Kaufkraft von 20 bis 30 Millionen Euro pro Jahr mit. "Das deutsche Verteidigungsministerium hat mir Unterstützung zugesagt, damit wir den Weggang verkraften können."

Er bedauert auch den Verlust von Freundschaften und Partnerschaften, die in den vergangenen Jahrzehnten (Mönchengladbach beherbergte das JHQ seit 1954) entstanden sind. "Wir sind international geworden." Das Zusammenwachsen der Nationen kann man auch an den Kampfanzügen erkennen: Nur schwer lässt sich die Art des Tarnfarbenauftrags einzelnen Ländern zuordnen.

Auch die militärischen Vertreter bedauern den Abzug auf menschlicher Ebene. Lieutenant General Richard Shirreff, dessen Frau bereits in England ist, freut sich schon auf die deutschen Biwaks, die es dann in Innsworth geben wird - "und auf das deutsche Oktoberfest".

Abziehen wird die ARRC Mitte 2010, wobei sie sich noch am Nato-Musikfestival am 19. Juni beteiligen wird. Auch der deutsche Brigadegeneral Carsten Jacobson nimmt als dienstältester deutscher Offizier Abschied. Er reißt das Rangabzeichen, das mit einem Klettverschluss an seinem Kampfanzug befestigt ist, vom Oberarm und gibt es weiter an Reinhard Kuhn, der aus Koblenz kommt. "Für uns Soldaten sind permanente Wechsel normal", sagt Oberleutnant Robert Bormann, der ursprünglich aus Berlin kommt. "Wir werden alle zwei Jahre versetzt." Er soll mit nach Innsworth gehen.