Anlaufstelle für Brustkrebs: Versorgung unter einem Dach
Seit fünf Jahren gibt es die Anlaufstelle für Brustkrebs.
Mönchengladbach. Es sind nicht viele Patientinnen, die an Brustkrebs sterben. „Wir haben Heilungsraten von 70 bis 80 Prozent“, sagt Professor Ulrike Nitz, Chefärztin des Brustzentrums am Bethesda-Krankenhaus und Leiterin der Westdeutschen Studiengruppe. Aber: „Das war nicht immer so“, sagt Nitz.
2001 attestierte ein Sachverständigengutachten im Auftrag der Bundesregierung der deutschen Brustkrebsmedizin Unter-, Über- und Fehlbehandlung. Die Kostenträger beschlossen, Brustkrebs im Rahmen eines „Disease Managements“ behandeln zu lassen. Im ganzen Land wurden Brustkrebszentren eingerichtet.
„Das Brustzentrum Niederrhein unter Professor Muck“ gehörte zu einem der ersten Zentren in Deutschland“, sagt Nitz. „Die wichtigste Neuerung für die Patientinnen: Sie kommen ins Brustzentrum und alle Spezialisten sind vor Ort und müssen nicht mehr einzeln aufgesucht werden. Das ist ja kaum möglich in so einer Krise, wie sie die Diagnose Brustkrebs mit sich bringt.“
Gemeinsam wird ein Therapieplan erarbeitet, der sowohl stationäre als auch ambulante Phasen beinhalten kann. Physiotherapeuten, Sanitätshäuser, Sozialarbeiter, Selbsthilfegruppen und speziell ausgebildete Pflegekräfte versuchen, die Patientin aufzufangen. „Diese Betreuung wird immer wieder überprüft“, sagt Ulrike Nitz.
Die Patientenzahlen steigen: 2006 wurden 663 Fälle behandelt, im Jahr 2011 sind es bereits 1150. Bis ins Bergische Land und die Eifel erstreckt sich das Einzugsgebiet. Wegen der großen Zahl an Patienten konnte auch ein Gerät zur intraoperativen Bestrahlung angeschafft werden.
„Da bekommt die Patientin während der Operation eine genau berechnete und platzierte Strahlendosis und eine sonst fünf bis sechs Monate dauernde Strahlentherapie bleibt ihr erspart.“
Durch die Zusammenarbeit mit der Westdeutschen Studiengruppe haben die Patientinnen die Möglichkeit, an internationalen Studien teilzunehmen. „Ein Viertel unserer Patientinnen macht davon Gebrauch.“ Die Erkrankten bekommen so Zugang zu neuesten Therapietechniken.
Auch wenn der Fokus der Ärzte auf der Heilung liegt: „Wir vergessen nicht die, die wieder erkranken“, sagt Nitz. Am Bethesda gibt es seit diesem Jahr für sie ein „VIP-Zimmer“. Es ist wohnlicher ausgestattet als normale Krankenzimmer, so dass auch Angehörige übernachten können, und die Patientin trotzdem medizinisch optimal versorgt wird.
Spezialisten begleiten die Frauen. Eine Palliativmedizinerin, eine Psychoonkologin, eine Sozialarbeiterin und eine Seelsorgerin stehen bereit. „Wenn eine 40-Jährige mit zwei kleinen Kindern stirbt, unterstützen wir sie auch dabei, das Weiterleben ihrer Kinder zu regeln und würdevoll Abschied zu nehmen.“
In diesem Jahr waren es 13 Patientinnen, die hier gestorben sind. „Viele wollen nicht in ein Hospiz, sondern von den Menschen betreut werden, die sie schon lange kennen“, sagt Palliativmedizinerin Birgit Schultze-Gebhardt. Sie wünscht sich Spenden für das Vip-Zimmer, damit die Betreuung weiter verbessert werden kann.