Anlieger ärgern sich über abkürzende Autofahrer
Die Wetscheweller Straße wird für Durchgangsverkehr genutzt, obwohl sie nur für Anlieger freigegeben ist.
Das Ehepaar Sommer-Weber lebt an der Wetscheweller Straße und hat drei kleine Kinder. Eigentlich wäre für die Familie das Leben dort ideal. Ist es aber nicht: Denn die kleine Anliegerstraße wird keineswegs nur von Anliegern genutzt. Täglich fahren hunderte Autofahrer an den Häusern vorbei: Sie nutzen die Wetscheweller Straße als Abkürzung und umgehen so auch noch zwei Ampeln. Da ignoriert man das Durchfahrtsverbot doch gleich doppelt gerne. Christoph Wosnitza, ebenfalls Anwohner und Vater von zwei Kindern, hat sich die Mühe gemacht, im Berufsverkehr — also von 16 bis 18 Uhr — die Fahrzeuge zu zählen, die sein Haus passieren. „Es waren mehr als 500“, sagt er. Das sei natürlich außerhalb der Ferienzeit gewesen. Und viele, die verbotenerweise in die Anliegerstraße einfahren, hätten viel zu viel auf dem Tacho. „Eigentlich müsste man seine Kinder aus Sicherheitsgründen an die Leine nehmen, bevor man aus dem Haus tritt“, sagt Marcel Weber. Viele seiner Nachbarn geben ihm recht.
„Manchmal brettern sie hier mit Motorrädern nachts entlang, beschleunigen am kleinen Hang zur Karlstraße, um dann in der Kurve wieder abzubremsen“, sagt Irmgard Breuer. Sie und ihr Mann haben sich schon 2014 beschwert. Nichts habe sich an der Situation der Straße seitdem geändert, außer dass das Fahrzeugaufkommen immer weiter wachse. Die Stadt habe schon einmal eine Zähltafel an der Straße aufgestellt. Doch dies sei in der Ferienzeit gewesen. Später sei ihnen mitgeteilt worden, als Ergebnis der Zählung sei herausgekommen, dass ein Auto pro Minute über die Straße fahre, aber daraus ergäbe sich kein Handlungsbedarf.
Die Problematik des Ampelumgehungsverkehrs auf der Wetscheweller Straße sei der Stadt seit Jahren bekannt. Zuletzt erfasste das Ordnungsamt in 2014 den Fahrzeugverkehr dort — genauer gesagt — vom 2. bis zum 10. Januar 2014. „In diesem Zeitraum befuhren 7470 Pkw und 225 Lkw die Straße. Diese Verkehrsmenge kann als relativ gering gewertet werden“, hieß es auch gestern.
Die Anwohner sehen aber sehr wohl Handlungsbedarf. Sie haben jetzt Unterschriften gesammelt, weil die Situation immer unerträglicher werde. Denn immer wieder komme es auf zu gefährlichen Situationen und zu Auseinandersetzungen. Die Straße sei an einigen Stellen sehr eng. Öffne man am Fahrbahnrand eine Autotür zur Straße hin, könnten Fahrzeuge nicht mehr passieren, berichten sie. Als Marcel Weber einmal seine Kinder in die Kindersitze hieven wollte und so die Straße versperrte, habe sofort ein Dauer-Hupkonzert eingesetzt, sagt der Familienvater. Und: „Manche werden richtig aggressiv und beschimpfen uns.“ Das hat Abel Boudene schon häufig erlebt, „Ich hatte eine Garage hier in der Straße gemietet. In die konnte man aber nur rückwärts hineinfahren und musste dafür ein bisschen rangieren. Da hat man zwangsweise die Straße für kurze Zeit versperrt“, erzählt er. Die Garage hat er nicht mehr. Er war die ewigen Beschimpfungen leid.
Bei der Stadtverwaltung sieht man an der Wetscheweller Straße eher ein Überwachungsproblem. Und das liege ausschließlich in der Zuständigkeit der Polizei. Die Stadt teilt aber gleichzeitig schriftlich mit: „Zu berücksichtigen ist hierbei, dass eine Überwachung sehr problematisch ist, denn der Anliegerbegriff wird durch die Rechtsprechung sehr weit ausgelegt. Kann ein Autofahrer ein berechtigtes Interesse für die Einfahrt in den gesperrten Bereich plausibel machen, gilt er als Anlieger. Wegen der anliegenden Zufahrten zur Tankstelle an der Ecke Karlstraße und zum DM-Markt, ist dies nicht besonders schwierig. Kontrollen laufen daher vielfach ins Leere.“
Einfach „dicht machen“ könne man die Straße auch nicht. Denn sie sei für den öffentlichen Straßenverkehr gewidmet. Die Anwohner hoffen inständig darauf, dass mit ihrer Straße etwas geschieht, bevor etwas passiert.