Blicke in die Schatzkammer
Bislang verborgene Exponate kommen ans Licht und werden ausgestellt.
Mönchengladbach. Es sind sakrale und kulturhistorische Kostbarkeiten, die in der Schatzkammer der ehemaligen Benediktinerabtei St. Vitus in Gladbach schlummern. Die Öffentlichkeit konnte in den zurückliegenden Jahrzehnten davon kaum Notiz nehmen, weil die zirka 150 Werke ihr Dasein hinter dicken Türen im Verborgenen fristeten.
Das soll sich bald ändern: Ab dem 29. September werden sie in der Vorburg des Museums Schloss Rheydt zu sehen sein. Die gemeinsame Idee dazu hatten Propst Albert Damblon und der Direktor des Museums, Karlheinz Wiegmann. Derzeit läuft die Vorbereitung in drei Schritten. Zunächst werden die Werke wissenschaftlich bearbeitet, dann restauriert und schließlich in der Ausstellung zusammengefasst. Die Schätze werden fotografiert und in einem Katalog dokumentiert.
Da es in Gladbach keinen Kunsthistoriker gibt, der sich wissenschaftlich mit den Exponaten beschäftigt, holten Damblon und Wiegmann Hilfe von außen. In zwei Semestern werden die Arbeiten derzeit von Studenten der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf unter Leitung der Kunsthistorikerin Andrea von Hülsen-Esch begutachtet und wissenschaftlich eingeordnet.
„Über viele Stücke wissen wir nichts. Die Studenten recherchieren, um das Material zu datieren und gegebenenfalls kunsthistorischen Vorlagen oder bestimmten Werkstätten zuzuordnen“, sagt Wiegmann. Bei der Bewertung haben auch Fachleute des Landschaftsverbandes Rheinland geholfen, die unterschiedliche Expertisen zu den Werken aus Metall, Holz und Textil erstellten.
Da sich die Exponate in unterschiedlichem Zustand befinden, reicht bei machen eine Reinigung aus, andere müssen hingegen aufwendig restauriert werden. Die sakralen Gegenstände und kunsthistorischen Werke nennt Museumsdirektor Wiegmann „herausragend“. Sie hätten eine erhebliche Bedeutung und gingen weit über das hinaus, was üblicherweise in einer Pfarrkirche aufbewahrt werde.
Damblon teilt die Einschätzung des früheren Gladbacher Stadtarchivars Wolfgang Löhr, der die Schatzkammer als „Heiltumskammer“ bezeichnet hatte. „Gemeint ist damit, dass es sich um religiöse Gegenstände handelt, die mit dem menschlichen Heil zu tun haben“, sagt Damblon. Diese gelten auch stadthistorisch als bedeutsam, weil viele Stücke auf die Entstehung von Mönchengladbach hinweisen.
Bekannt ist das „Tischtuch des letzten Abendmahls“, das im Münster aufbewahrt wird. Bei der nächsten Heiligtumsfahrt im kommenden Jahr wird es wieder zu sehen sein. In der Ausstellung wird es in einem Schrein liegend gezeigt. Zum kulturhistorisch bedeutsamen Teil der Schatzkammer gehört eines der ältesten Stücke — der im zwölften Jahrhundert in Köln hergestellte Tragaltar aus Gold.