Saison-Auftakt Borussia Mönchengladbach: Pléa soll zur Führungsfigur werden

Wuppertal · In Aue war Gladbachs Angreifer an allen drei Treffern beteiligt. Der Trainer fordert ihn nun aber auch in der Team-Hierarchie. Einige Fans sorgten indes für Ärger.

Trainer Gerardo Seoane

Foto: dpa/Robert Michael

Es war ein durchaus gelungener Saison-Auftakt für Borussia Mönchengladbach. Mit einem 3:1 (1:1) beim Drittligisten FC Erzgebirge Aue hielt sich das Team von Trainer Gerardo Seoane in der ersten Runde des DFB-Pokals schadlos. 14 811 Zuschauer sahen ein durchaus attraktives Fußball-Spiel, dazu strahlte die Sonne bei fast 30 Grad über das Lößnitztal.

„Es war ein toller Nachmittag, ein tolles Stadion und eine tolle Atmosphäre. Dazu ein Gegner mit einer guten spielerischen Linie, der aktiv agiert hat. Das mussten wir in den ersten 20 Minuten spüren. Erst danach haben wir Zugriff bekommen, Lösungen gefunden und nur noch wenig zugelassen. Insofern geht es in Ordnung, dass weiter eine Runde weitergekommen sind", sagte Seoane.

Nicht in Ordnung hingegen war, dass einige der mitgereisten Fans mittels Spray-Flaschen ein großes „VFL“ an die Stadion-Wand im Gäste-Block geschmiert hatten. Das ist nichts anderes als Sachbeschädigung und der Beweis, dass sich unter den Anhängern nicht nur helle Köpfe befinden. Eine Stunde nach Abpfiff hatte sich der Hausmeister des Erzgebirgsstadions gegenüber unserer Zeitung wenig erfreut darüber geäußert. Ob der "Kumpelverein" der Borussia eine Rechnung schickt, ist offen. Denn obwohl FCE-Pressesprecher Lars Töffling die Zusammenarbeit mit dem Bundesligisten lobte und sich für den insgesamt runden Pokal-Nachmittag bedankte, sagte er der WZ auf Nachfrage auch: „Wir haben das intern bislang noch nicht thematisieren können. Fakt ist, dass es ein Ärgernis ist." Schließlich bedeutet die Reinigung Aufwand und Kosten.

Pléa war bei jedem zweiten Einsatz an einem Treffer beteiligt

Für einen Drittligisten aus einer infrastrukturell schwächeren Region sowie einer Stadt mit lediglich 16 000 Einwohnern zählt jeder Euro, ein Bundesligist bewegt sich da in ganz anderen Dimensionen. Selbst das kaufmännisch seit jeher konservativ-seriöse Borussia Mönchengladbach ließ es sich bereits im Juli 2018 immense 23 Millionen Euro kosten, um Alassane Pléa von OGC Nizza loszueisen. Der Angreifer erzielte bis Samstag in 204 Spielen für die „Fohlen“ 56 Treffer und bereitete weitere 48 vor. Damit war er rund jeden zweiten Einsatz an einem Treffer beteiligt. Eigentlich eine respektable Bilanz und doch haben Experten wie Fans das Gefühl, Pléa lasse von seinem Potenzial viel brach liegen. „Lasso ist ein prima Fußballer und jetzt hat er mit Kevin Stöger auch einen starken Partner erhalten", meinte Gladbachs Sport-Geschäftsführer Roland Virkus.

In Aue unterliefen Pléa zunächst einige ungenaue Pässe, dann aber warf er den Turbo an. Der 31-Jährige war an allen drei Treffern beteiligt. Vor dem Ausgleich verhinderte der Block eines Abwehrspielers, dass seine Volley-Abnahme ihr Ziel fand und Franck Honorat die Szene vollenden musste. Den Führungstreffer initiierte er per geschickter Spielverlagerung auf die linke Seite mit einem finalen Pass zu Luca Netz, der sehenswert abschloss. Das 3:1 schließlich erzielte Pléa selbst, als er von der linken Seite nach innen ziehend erst einen Verteidiger aussteigen ließ und dann in einer fließenden Bewegung den Ball präzise ins untere linke Eck setzte. Zudem holte er den Freistoß raus, der Sekunden später nach einem Foul erneut an ihm selber gepfiffen wurde. Dumm, dass Julian Weigl vom Punkt an Aues Torhüter-Legende Martin Männel (36) scheiterte.

„Lasso rückt jetzt verstärkt in den Fokus"

„Alassane ist in einem sehr guten körperlichen Zustand aus dem Urlaub zurückgekehrt. Seine Qualitäten sind seit jeher jedem im Verein bekannt und er hat schon in der Vorbereitung gezeigt, dass er nochmal richtig angreifen will", sagte Trainer Seoane. In Aue wies die Statistik für Pléa neben dessen Tor-Beteiligungen eine Passquote von 77 Prozent sowie 67 Prozent gewonnene Zweikämpfe aus. Auch in der vergangenen Spielzeit hatte er stark begonnen, nach 14 Partien standen sieben Treffer zu Buche. Dann aber zog er sich eine Knochenprellung zu, musste mehrere Wochen pausieren und fand im Anschluss nicht mehr wirklich in die Spur.

So standen besagte sieben Treffer auch am Saison-Ende nach 27 Einsätzen und sofort tauchten Meldungen auf, nach denen der mit einem Vertrag bis 2025 (plus von Vereinsseite aus möglicher Option auf die Saison 2025/26) ausgestattete Franzose bei einem entsprechenden Angebot die Borussia verlassen könne.

Doch Alassane Pléa fühlt sich wie seine Frau und die zwei gemeinsamen Kinder am Niederrhein sehr wohl. Überdies hat sich durch den Abgang älterer Spieler wie Stindl, Hofmann und nun auch Kramer seine Rolle dahingehend verändert, dass Seoane auf ihn als verlängertem Arm zurückgreifen möchte. „Lasso rückt jetzt verstärkt in den Fokus und er ist sich dieser neuen Rolle absolut bewusst. Er ist sehr reif geworden und hat auch in der Kabine Verantwortung übernommen", erklärte Seoane auf eine entsprechende Frage unserer Zeitung. Schon im zweiten Jahr wurde Pléa nun in den Mannschaftsrat berufen, nun soll er auch auf dem Platz zur Führungsfigur werden.