Dächer sollen grüner werden
Dachbepflanzung ist gut für das Klima, Vögel und Insekten. Zur Pflicht will die Stadt sie aber nicht machen.
Die Aussage eines Kranken überraschte. „Ich finde die Bepflanzung so schön. Es hat mir richtig gut getan, da drauf zu gucken“, war eine Aussage bei der Patientenbefragung. Peter Weidemann musste erst recherchieren, um zu wissen, worauf die Erklärung gemünzt war. „Er meinte unsere Dachbegrünung. Die hatte es ihm angetan“, sagt der 50-Jährige. Der Diplom-Ingenieur ist bei den Maria-Hilf-Kliniken Leiter der Haus- und Betriebstechnik und für alles zuständig, was mit den technischen Anlagen und der Energieversorgung des Groß-Krankenhauses zu tun hat. Die Gründächer fallen damit auch in seine Zuständigkeit. Weidemann ist ein richtiger Fan von ihnen geworden — gleichwohl ihn in erster Linie die energetische Bedeutung von begrünten Dächern interessieren.
Mittlerweile wird sehr offensiv für mehr Dachbegrünungen geworben. Als die Firma Catella jüngst ihre Pläne für die City Ost vorstellte, waren auch begrünte Dächer zu sehen. „Es ist davon auszugehen, dass es bei den Großprojekten Maria Hilf, City Ost und auf dem Reme-Gelände begrünte Flachdächer geben wird. Und beim Rathausneubau denken wir nicht nur über ein begrüntes Dach, sondern auch über eine begrünte Fassade nach. So wie es Venlo gemacht hat“, kündigt der städtische Planungsdezernent Gregor Bonin an. Auch Harald Görner und Heinz Rütten vom BUND, die ein ökologisches Konzept für die Stadt entwickelt haben, das bei allen Ratsfraktionen für viel Aufmerksamkeit gesorgt hat, haben darin mehr Dachbegrünungen gefordert. „Für eine zukunftsorientierte Stadtentwicklung sind begrünte Dächer schon seit vielen Jahren Bestandteil der modernen Stadtplanung“, schreiben sie.
Auch Krankenhaus-Technikexperte Weidemann schätzt die Vorteile einer Dachbegrünung. „Das verwendete Bodensubstrat nimmt das Regenwasser auf und leitet es in reduzierter Form und mit Zeitverzögerung ins Kanalsystem“, sagt er. Rund 20 verschiedene Pflanzenarten finden sich auf den Klinikdächern. Fünfmal jährlich finden Kontrollen statt, Gartentrupps, die auf dem Gelände zum Beispiel auch jäten, steigen der Klinik auch regelmäßig aufs Dach. „Es gibt sogar die Idee, auf einem unserer Gründächer einen Bienenstock aufzustellen. Wir werden das mal prüfen, ob so etwas möglich ist“, sagt Weidemann.
Für Insekten und Vögel können Gründächer ein wahrer Segen sein. „Das ist ein Biotop für Pflanzen und Tiere“, sagt Bonin. Es gibt weitere ökologische Vorteile: Die Luftqualität verbessert sich, das Aufheizen der Dachflächen im Sommer und der Wärmeverlust im Winter werden vermindert. Über den Rückhalt von Regenwasser und eine dadurch bedingte Verdunstung kommt es in heißen Sommern zur Abkühlung der Luft. „Zurzeit erfolgt eine Neubewertung des Stadtklimas. Aus dieser Auswertung lassen sich in Zukunft die stadtklimatischen Wirkungen ablesen“, sagt Beigeordneter Bonin. Gibt es Überlegungen, begrünte Flachdächer für private Häuslebauer verpflichtend zu machen? Bonin: „Wir haben nicht die Absicht, sie in einer Satzung zu verankern. Aber in Bauleitplänen kann das fallbezogen Thema werden.“