Das Prinzenpaar startet furios
Ex-Oberbürgermeister Norbert Bude und Barbara Gersmann eröffneten in der Kaiser-Friedrich-Halle die Session.
Gefühlt waren sie ja schon vorher so was wie Kennedy und Onassis des Gladbacher Karnevals. Mindestens. Ein ehemaliger Oberbürgermeister! Eine Bezirksvorsteherin!! Ein Paar, das die Bühne liebt!!! Und ein Paar, das weiß, was es will und wie der Weg dorthin geht. Selbst wenn, wie bei dem Versuch, den Karneval hier und da ein bisschen zu entstauben, Mächtiges im Wege steht. Mehr Erwartung geht nicht. Und damit gleichzeitig auch mehr Fallhöhe. Nach fünfeinhalb Stunden Proklamation steht fest: Alles wird gut. Sie haben die gar nicht so leichte Gemengelage im Griff, das Publikum und sich selbst sowieso.
Es hat ja schon was, wenn sich der Ex-Oberbürgermeister vor seinem Nachfolger niederkniet, um offiziell und feierlich proklamiert zu werden. Hans Wilhelm Reiners schien das mehr auszumachen als Bude. Der Amtsinhaber begrüßte das neue Prinzenpaar auf der Bühne etwas linkisch mit dem Satz: „Wir kennen uns ja schon ein paar Tage.“ Während Bude schon in seinen Oberbürgermeister-Zeiten seine Auftritte bei der Proklamation mit Aufwand in Szene gesetzt hatte, mag es Reiners zurückhaltender. Dass der jetzige OB mal in die Prinzenrolle wechselt, ist also nicht zu befürchten.
Bude und Gersmann kosteten den Einzug durch die ausverkaufte Kaiser-Friedrich-Halle sichtlich aus. Bühne können sie. Das war klar. Und sind bei allem Willen für Neues intelligent und karnevalserfahren genug, die Tradition zu wertschätzen. Herzlich war der Dank an Karnevals-Boss Bernd Gothe. Auch wenn es ganz ohne Seitenhieb nicht geht: Urdemokratisch, also einstimmig (meint: mit der einen Stimme, die im Gladbacher Karneval zählt) sei der Beschluss gefallen, wer das neue Prinzenpaar wird. Beeindruckend bei der Proklamation war, wie herzlich die Beiden feiern können. Sie mischten sich immer wieder — präsent, aber unaufdringlich — in die einzelnen Programmpunkte auf der Bühne ein. Schunkelten hier mit den Räubern. Rockten, wie Norbert Bude, als Blues Brother mit Edwina de Pooter über die Bühne. Das sorgte für beste Party-Stimmung in der KFH, die im ersten Drittel noch nicht auf Proklamations-Betriebstemperatur gekommen war. Das lag nicht so sehr an den einzelnen Künstlern (klasse zum Beispiel Willi & Ernst), sondern mehr am Ablauf (zu viele Rede und zu wenig Musik am Anfang) und an der Beschallung (schon in der Mitte der Halle verstand man längst nicht alles mühelos).
Doch am Ende war Party pur. So richtig eingeleitet übrigens von einem mitreißendem Auftritt der Rheydter Garde Girls. Jubel, Trubel, Sangesfreude. Eine Zuschauerin seufzte, sich an die legendäre Szene von 2008 erinnernd: „Fehlt eigentlich nur noch der Antrag!“ Es kam fast noch besser. Denn Prinz Norbert I. verstand erst die Frage von Sängerin Edwina de Pooter auf der Bühne, ob er verheiratet sei, akustisch nicht. Er war dann so perplex, dass er stammelte: „Nein. Ich bin da.“ Und dabei zeigte er auf seine Niersia. Die strahlte. Und im Saal strahlte mancher mit. So darf es gerne weiter gehen!