Der Schlagloch-Detektiv
Jürgen Harings ist täglich auf Gladbachs Asphalt unterwegs und schaut genau hin. Ihm entgeht kein Straßenschaden.
Mönchengladbach. Als Koordinaten gibt Jürgen Harings die Nummern der jeweils anliegenden Häuser in ein spezielles Gerät ein. Drei bis vier Zentimeter sei das Schlagloch etwa tief, mit einem Umfang von ungefähr 25 Zentimetern: „Das ist ein vergleichsweise kleiner Schaden“, sagt der Straßenkontrolleur. Auf der Prioritätenliste erhält das Loch daher eine Zwei und ist nicht so dringend zu reparieren. Alle Daten des elektronischen Erfassungsgeräts gibt Harings abends im Städtischen Bauhof in ein zentrales Computersystem ein, wo sie von der Straßenmeisterei übernommen werden: „Morgen fahren die Kollegen raus und füllen das Loch auf“, erklärt Harings.
Sechs Flickfahrzeuge sind zurzeit auf Mönchengladbachs Straßen im Einsatz. Nicht mehr als sonst: „Allerdings sind bei der Witterungslage in den vergangenen Wochen die Anzahl und Tiefe der Schlaglöcher unser großes Problem“, sagt Olaf Neef, Leiter der Abteilung Straßenunterhaltung. Durch das Tauwetter tagsüber entsteht Wasser, das nachts wieder zu Eis gefriert. Dadurch dehnt es sich aus und drückt die Platten nach oben. Auf dem Belag entstehen Netzrisse, aus denen schließlich durch die Belastung des Straßenverkehrs tiefe Schlaglöcher werden.
Auch wenn die Anrufe besorgter Bürger zeigten, dass die gefühlte Schadensbelastung groß sei — Neef kennt die genaue Anzahl der Schlaglöcher noch nicht: „Das können wir erst feststellen, wenn die Schneedecke weg ist“. Allerdings blieben auf jeden Fall diejenigen Straßen schadlos, die im vergangenen Jahr für insgesamt 3,5 Millionen Euro mit dem sogenannte Flüsterasphalt erneuert worden seien.
Jürgen Harings kontrolliert seit zehn Jahren Mönchengladbachs Fahrbahnen, Radwege und Bürgersteige auf ihre Sicherheit. Als einer von zehn Straßenkontrolleuren im ganzen Stadtgebiet läuft er täglich 18 Kilometer, 20 Mal im Monat. Das entspricht in etwa Luftlinie der Strecke von Gladbach nach Hamburg. Mit drei weiteren Kollegen und einem Ersatzmann ist Harings für den nördlichen Stadtbezirk zuständig.
Heute startet er auf der Zeppelinstraße in Neuwerk in Richtung Lürriper Straße und macht von dort seine Runde bis zum Rohrplatz und zurück zu seinem Ausgangspunkt. Dieser Bereich wird unabhängig von der Witterung alle 14 Tage begangen. Vielbefahrene Hauptwege wie die Hohenzollernstraße müssen die Kontrolleure wöchentlich unter die Lupe nehmen, Nebenstraßen lediglich einmal im Monat.
Die Straße An der Rohrmühle ist noch mit Schnee und Eis bedeckt. Keine Chance für den Straßenkontrolleur, hier Schäden zu entdecken, bevor es nicht taut. Aber auch dann kann nur provisorisch mit Wintermischgut geflickt werden, solange bis es „trocken und durchgehend über fünf Grad Celsius warm ist“, sagt Olaf Neef. Vier bis fünf Schäden täglich entdeckt Jürgen Harings im Durchschnitt auf seiner sechsstündigen Tour, wenn wie jetzt eisiges Winterwetter herrscht: „Manche Schlaglöcher entstehen innerhalb von wenigen Stunden“, sagt der Kontrolleur und weist auf eine kürzlich geflickte Stelle im Asphalt auf der Lürriper Straße, deren Kanten bereits wieder brüchig sind.