Die Fantastischen Vier feiern in Gladbach
Die Gruppe begeistert ihre mehr als 10 000 Zuschauer im Sparkassenpark.
Ein schwarzer Kleinwagen ist unterwegs zum Sparkassenpark. Drinnen läuft das Radio. Es ist heiß, denn die Klimaanlage funktioniert nicht. Uhrzeit: Kurz vor halb Sechs, am Freitagnachmittag. Der Radiosender spielt „Sie ist weg“ von den Fantastischen Vier — und das klingt gut. Dreieinhalb Stunden später im Sparkassenpark: Es ist immer noch heiß, Michi Beck steht auf der Bühne, stimmt „Sie ist weg“ an. Rund 10 500 Fans klatschen, tanzen, singen mit — und das klingt noch viel besser.
Das Stück handelt von Herzschmerz, vom Verlassensein, und Michi Beck kokettiert danach ein bisschen mit dem Publikum: „Wenn ihr da seid, ist alles gut, Gladbach. Vielen Dank!“ Es ist nicht das erste und längst nicht das letzte Mal an diesem Abend, dass die Fantastischen Vier zu ihren „Gladbach-People“ sprechen. Wohl auch deshalb wirkt das rund zweistündige Konzert ihrer „Rekord“-Tour wie eine Party mit alten Freunden, die sich endlich mal wieder treffen.
Es ist fast 20.20 Uhr, als die Fantastischen Vier die Bühne betreten: Fäuste reckend, das Publikum ansteckend, und dabei „schön, wieder hier zu sein!“, rufen. Nachmittags waren sie im Sparkassenpark angekommen und hatten es sich im Backstage-Bereich gemütlich gemacht. „Sie sind megaentspannt. Man merkt, dass sie sich hier wohlfühlen“, erzählte Bookerin Silke Müller. Noch ein Abstecher ins Catering-Zelt, und dann ab auf die Bühne. Smudo, Thomas D, Michi Beck und And. Ypsilon starten mit „25“, die Fans heben die Hände. In den kommenden beiden Stunden ist der Stehplatzbereich vor der Bühne eine einzige Großraumdisco, in der sich Grüppchen bilden, vor allem Mittdreißiger bis Mittvierziger in den Armen liegen.
Zwar wirken bei weitem nicht alle Lieder gleich mitreißend, aber Hits wie „Tag am Meer“, „Einfach sein“, „Gebt uns ruhig die Schuld“ und „MfG“ sorgen dafür, dass auch auf der Tribüne kaum noch ein Zuhörer sitzen bleibt. Jörg Korzianka muss nicht lange auf sein Lieblingslied „Danke“ warten, die Band spielt es gleich nach „25“. Der 45 Jahre alte Gelsenkirchener ist zum ersten Mal bei einem Konzert der Fantastischen Vier, „das stand auf meiner To-do-Liste“, erzählt er vor dem Konzert. „Das sind einfach sympathische Jungs“, lobt er die Hip Hop-Helden — und die sind auf der Bühne ganz schön aktiv.
Die Fanta 4 hüpfen, laufen, tänzeln, posieren und bauen Boygroup-Choreografien ein. „Was geht ab, Gladbach, bei den Kopfnickern?“, ruft Michi Beck und stimmt „Der Picknicker“ an. Smudo macht charmant Komplimente, wie „Gladbach, ihr seht gut aus — hat euch das heute schon jemand gesagt?“, und Thomas D verlangt von der Menge: „Abgehen könnt ihr, jetzt will ich euch spüren.“
Dann singt er „Krieger“, mit nacktem Oberkörper und ausgebreiteten Armen — wie schon 2011 im Hockeypark. „Die Jungs gehen auf der Bühne richtig ab“, findet Michael Knaup aus Niederzier. Der 39-Jährige hat das Konzertticket tags zuvor von seiner Freundin Belinda zum Geburtstag geschenkt bekommen, zum fünften Mal erlebt er die Band live. Im Fanta-4-Fan-Shirt ist er nach Mönchengladbach gereist, anders als der Großteil des Publikums. Auch Knaup muss nicht lange warten, bis sein Lieblingslied an der Reihe ist: „Ernten was wir säen“. Wer auf „Die da“ , den ersten Hit aus dem Jahr 1992, hofft, muss das lange und verhalten tun — 2011 zumindest hatten die Fantastischen Vier ihren Klassiker in Mönchengladbach nicht gesungen. Aber „ich habe mich durchgesetzt — und ich habe euch ,Die da!?!‘ mitgebracht!“, ruft Thomas D nach der zweiten Zugabe. Tausende Fans halten ihre Smartphones hoch und filmen, wie sich die erfahrenen Wortakrobaten stellenweise lachend durch den Text kämpfen. Mit „Troy“ verabschieden sie sich aus dem Sparkassenpark, und nicht nur Jörg Korzianka wird ihnen wohl „troy“ bleiben. „Sie sind wie ,Die drei ???‘. Sie kommen nicht aus der Mode“, sagt er.