Die Nikolaus-Mission
Hubert Schüler verkörpert den Heiligen seit 62 Jahren. Der 77-Jährige tut das aus Überzeugung und Familientradition.
Mönchengladbach. Kein Zweifel: Es ist der heilige Nikolaus, der den Saal des Ludwig-Weber-Hauses betritt und nicht etwa ein Coca-Cola-Weihnachtsmann. Der Nikolaus trägt ein reichbesticktes Bischofsgewand in Rot und Gold, eine Mitra auf dem Kopf und einen goldenen Bischofsstab in der Hand. Auch sein Begleiter ist stilecht: ein Kaplan und nicht etwa Knecht Ruprecht.
Hubert Schüler, der St. Nikolaus seit 62 Jahren in der Adventszeit darstellt, legt Wert auf diese Traditionen.
Der 77-Jährige ist Nikolaus aus Überzeugung und Familientradition. „Ich komme aus einer Nikolausfamilie“, erzählt er. „Schon im 19. Jahrhundert hat ein Patenonkel den Nikolaus verkörpert und ich habe die Rolle als Ministrant von meinem Onkel übernommen.“
Da war er 15 Jahre alt. Seitdem ist er in Sachen Nikolaus unterwegs: Er hat in seinem Bischofsgewand, das der in der fast vergessenen Kunst der Paramentenstickerei Bewanderte selbst bestickt hat, Gefängnisse besucht, das Kölner Domkapitel, Schulen, Kindergärten und Altenheime.
In das Ludwig-Weber-Haus an der Ehrenstraße, das vom Diakonischen Werk betrieben wird, kommt er seit 25 Jahren. „Ich bin katholisch und komme immer mit großer Freude in dieses evangelische Haus“, sagt er. „Das ist für mich Ökumene an der Basis.“
Die Bewohner bereiten ihm einen herzlichen Empfang und singen gemeinsam mit ihm die altvertrauten Advents- und Weihnachtslieder. „Alle Jahre wieder“ klingt es durch den Raum, während er gemeinsam mit Pfarrer Till Hüttenberger und den Mitarbeitern des Hauses kleine Geschenke verteilt. Dann macht er sich auf, um auch die Bettlägerigen in ihren Zimmern zu besuchen.
Dass er einen authentischen Nikolaus verkörpert und nicht den kommerzialisierten Weihnachtsmann, ist ihm sehr wichtig. „Wir Christen haben etwas Besseres als den Weihnachtsmann“, meint er. Den sehe man in Einkaufszentren und Erotikshops. „Und die Kinder halten ihn für den Vater des Christkindes“, sagt er entrüstet. Sein St. Nikolaus dagegen ist der Bischof aus dem kleinasiatischen Myra, den die Christenheit seit vielen Jahrhunderten verehrt.
Trotz der vielen Jahre, in denen er den Heiligen darstellt, denkt Hubert Schüler nicht daran, sich zurückzuziehen. „Vor 28 Jahre bin ich auf Leben und Tod an Krebs erkrankt. Damals habe ich versprochen, den Nikolaus so lange zu spielen, wie ich kann“, erklärt er.