Diese Großprojekte stehen auf dem Plan
Im neuen Jahr werden in Mönchengladbach viele Weichen für Projekte gestellt, die das Bild der Stadt nachhaltig verändern werden.
Schon jetzt lässt sich sagen: Dieses Jahr wird zu einem der wichtigen in der Stadtgeschichte. Es gibt zwar keine Wahl — zumindest derzeit nicht geplant —, und die Tour de France macht auch nicht Station. Dafür stehen Projekte an, die es in sich haben. Ein Überblick:
Nein, es wird nicht bezogen sein, wenn das Jahr 2018 zu Ende geht. Wahrscheinlich wird nicht einmal die Baustelle eingerichtet sein. Doch in diesem Jahr muss die Entscheidung fallen, ob und wie groß gebaut wird. Rheydt ist als Standort fest ausgeguckt. Doch noch ist nicht abschließend geklärt, was mit der Stadtsparkassen-Geschäftsstelle während der Bauzeit und danach passiert. Die jetzige Grobplanung ist eine Studie. Sie geht davon aus, dass das neue Rathaus an der historischen Kommandantur an der Limitenstraße beginnt, sich über das überarbeitete Karstadt-Gebäude hinzieht und ein Neubau auf dem Gelände der jetzigen Stadtsparkassen-Filiale entsteht, in das diese später in einer verkleinerten Form einzieht. Aber es gibt noch keinen Architektenwettbewerb und keine Wirtschaftlichkeitsrechnung. Fest steht: Die Stadt will ihre jetzt 26 Verwaltungsstandorte auf vier reduzieren. Und sie will keine Sanierung der Altgebäude. Denn das kostet mehr als 75 Millionen Euro.
Das Team Interboden und Catella Project Management hat den Zuschlag für das frühere Bahn-Gelände bekommen. Auf 7,5 Hektar entsteht ein neues Virtel mit 70 Prozent Wohnungen und 30 Prozent „ergänzenden Nutzungen“ wie Büros, Dienstleistungen oder Freizeitangeboten. Außerdem ist ein kleiner See vorgesehen. Für das Gebiet wird 2018 mit ersten Plänen gerechnet, die deutlich machen, wie das Areal aussehen könnte. Es wird vermutlich bis Frühjahr 2019 dauern, bis der Bebauungsplan beschlossen ist.
Nicht ein neues großes Bauwerk soll auf dem Gelände des jetzigen Hauses Westland entstehen, sondern ein Komplex aus vier Gebäudeblöcken mit Hotel, Gastronomie, Geschäften, Wohnungen und mehr. Mit einem Baubeginn 2018 wird es knapp, obwohl sich Investor Sebastian Lüder Februar 2017 gewünscht hatte, dass in anderthalb Jahren die Bagger vorfahren sollten. Immerhin: Die Bauleitplanung läuft. Auch ein neuer Busbahnhof ist vorgesehen — deutlich kleiner als der jetzige.
Der Siegerentwurf der dänischen Planer sieht 500 Wohnungen für die Maria-Hilf-Terrassen vor. Das Maria-Hilf-Krankenhaus räumt das Areal und zieht bis Ende 2018 in den Großkomplex an der Viersener Straße. 2019 soll der Abriss des alten Krankenhauses mit Ausnahme der denkmalgeschützten Teile beginnen. Baudezernent Gregor Bonin geht davon aus, dass 2020 die ersten Neubauten in die Höhe wachsen.
Wo einst Gladbacher britische Panzer reparierten, wird ein kleiner Stadtteil mit rund 300 Wohneinheiten entstehen. Ein Rahmenkonzept für die 135 000 Quadratmeter liegt inzwischen vor, die Nähe zum S-Bahnhaltepunkt Lürrip soll als Trumpfkarte ausgespielt werden. Nachteil: Es gibt auf dem Gelände ein Altlasten-Problem. In diesem Jahr soll der Boden teilweise ausgewechselt werden.
Endlich: Die Polizei kann vermutlich im Sommer 2018 die teilweise maroden Gebäude an der Theodor-Heuss-Straße verlassen und zur Krefelder Straße nach Neuwerk umziehen. Vier Jahre nach Baubeginn und einer 20-monatigen Verzögerung beziehen in einigen Monaten 760 Beamte das 78 Millionen Euro teure Gebäude. Das Ende dieses Projekts ist zugleich der Anfang eines neuen: Denn dann werden die Planungen für das Gelände des jetzigen Präsidiums intensiviert. Die Stadt hat da allerdings nicht das erste Zugriffsrecht, denn das Gelände gehört dem Landesbaubetrieb BLB.
Kämmerer Bernd Kuckels (FDP) geht im März, der parteilose Michael Heck wird sein Nachfolger. Aber er wird kaum als Stadtdirektor direkter Vertreter von Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners werden. Auf wen einigen sich CDU und SPD: auf Bau- und Planungsdezernent Gregor Bonin oder Gert Fischer, Beigeordneter für Bildung, Sport und Kultur? Es gibt keine Vereinbarung der beiden Ratsfraktionen, die im Kooperationsvertrag festgelegt wurde.
Immerhin gibt es jetzt eine Vorgabe der Ratspolitiker, Jugendliche im politischen Prozess stärker zu beteiligen. CDU und SPD haben dies zum Antrag erhoben; das städtische Sozialdezernat muss jetzt ein Konzept erarbeiten, wie junge Menschen früher und intensiver in die politische Beschlussfassung eingebunden werden. Noch ist offen, was am Ende herauskommt.
Es gibt statistisch 44 Stadtteile in Mönchengladbach. Welche Einrichtungen gibt es dort? Wie sieht die Sozialarbeit in diesen Vierteln aus? Wie identifizieren sich die Bewohner mit ihrem Stadtteil? Was wünschen sie sich? Das wird Thema einer Neuausrichtung sozialer Politik und Hilfe. Im Idealfall gibt es künftig Zentren in jedem Stadtteil, die das soziale Leben widerspiegeln und zur Denkschmiede werden.
Bleibt Haus Erholung städtisch oder wird es Teil eines privat geführten Hotels auf dem Abteiberg? Das alte Haus Zoar ist seit langem ein Schandfleck und könnte Standort für ein Hotel werden. Denkbar ist daher auch ein Verkauf von Haus Erholung an den Hotelinvestor. Es ist derzeit im Besitz der EWMG und wird von der städtischen Marketingtochter MGMG betrieben. Eine Vorentscheidung fällt 2018. Gladbachs gute Stube, die Kaiser-Friedrich-Halle (KFH), fällt ab 15. März als Veranstaltungsstätte aus: Sie wird saniert. Die Arbeiten werden sich vermutlich über das ganze Jahr erstrecken.
Eine Wassertreppe auf der Hindenburgstraße. Ein mit Glas überdachter Rathaus-Innenhof. Eine sanierte Stadtbibliothek, die den benachbarten Adenauerplatz zum Medientreffpunkt macht. Das sind drei Ideen, die zum „Integrierten Handlungs- und Entwicklungskonzept“, kurz IHEK, gehören. Bald wird der Rat über das Konzept mit 63 Projekten entscheiden. Mit ihm bewirbt sich die Stadt dann bei EU, Bund und Land um Fördergeld. Die Chancen stehen gut, dass Mönchengladbach den Zuschlag bekommt. Das kann dann ähnliche Auswirkungen wie in Rheydt haben, als bei dem Förderprojekt „Soziale Stadt Rheydt“ viele Millionen Euro in eine Stadterneuerung investiert werden konnten.
Es gibt zu wenige Kindergartenplätze in der Stadt, vor allem für Unter-Dreijährige. Nach einer Umfrage von Juni 2017 fehlten damals 1000 Plätze. Und das, obwohl in bestehenden Kindergärten Überbelegungen erlaubt werden. Denn die Stadt wächst, und immer mehr Mütter und Väter verlangen nach Betreuung, weil sie berufstätig sind. Eltern haben einen Rechtsanspruch auf Betreuungsplätze für ihre Kinder. Klagen konnten bisher abgewendet werden. Die Politiker haben inzwischen reagiert. Sechs Kindergarten-Neubauten und weitere drei Dependancen sind für 2018 und 2019 geplant. Es ist sehr wahrscheinlich, dass dies nicht reicht.